Das Schweigen der Beagle

Auch der zweite Versuch, Beagle-2 mithilfe der 76-Meter-Lovell-Radioantenne zu lokalisieren, schlug fehl

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Zwar hat sich der Mars-Express Orbiter wieder gemeldet, dafür scheiterte aber erneut die zweite Kontaktaufnahme mit Beagle 2. Von dem Raumgefährt fehlt bisher jede Spur. In den nächsten zwei Wochen wird die ESA alles unternehmen, um Beagle 2 dingfest zu machen. Doch mit jedem weiteren Tag, der verstreicht und an dem Beagle 2 sich in Schweigen hüllt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die kleine ESA-Sonde dem Mars zum Opfer gefallen ist, so wie acht von bisher elf irdische Landegeräte zuvor.

"Alle Bordsysteme von 'Mars Express' arbeiten derzeit normal", versichert der Manager der 'Mars-Express'-Mission Rudolf Schmidt wieder und wieder. Auf seinem Kopf thront ein Glückbringer der ausgefallenen Art. "Diese Mütze ist ein Geschenk aus Kasachstan und soll Glück bringen."

In Bezug auf den Orbiter schien sich der Griff zur Mütze gelohnt zu haben. Denn pünktlich um 03.47 Uhr MEZ zündete am Donnerstag nach 205-tägiger Reise und einem 400 Millionen langen einsamen Ritt durchs All das Haupttriebwerk des Satelliten für 37 Minuten (Europa bringt erstmals Sonde in Umlaufbahn um einen anderen Planeten). "Die Ankunft von 'Mars Express' ist ein großer Erfolg für Europa und die internationale Wissenschaftsgemeinde. Wir warten nun nur noch auf ein Signal von Beagle 2, damit unser Traum an diesem Weihnachtsfest in Erfüllung gehen kann", freute sich David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA, der um 7.35 Uhr noch einmal vor das Mikrophon trat, dabei aber verkünden musste, dass das Beagle-Antwortsignal leider nicht wunschgemäß um 7 Uhr von der US-Sonde 'Mars Odyssey' aufgefangen werden konnte. Aber das sei ja nicht das Ende der Geschichte. "Wir sind sicher, dass Beagle auf der Oberfläche ist, wir müssen nur von ihm hören."

Lovell Telescope in Jodrell Bank. Bild: A.Holloway, University of Manchester

Lutz Richter vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln-Porz, der als Beagle-2-Projektwissenschaftler maßgeblich an der Entwicklung des PLUTO-Maulwurfs beteiligt war, sieht ebenfalls keine Veranlassung zur Beunruhigung.

Dass Beagle 2 bislang schweigt, kommt für uns nicht überraschend. Die Chance, dass Beagle 2 sich beim ersten Versuch meldet, war ohnehin nicht groß. Sie lag ungefähr bei 10 Prozent.

Aber auch der mit Spannung erwartete zweite Versuch, die Beagle-Kapsel mithilfe des 73-Meter-Lovell-Radioteleskops in Jodrell Bank (Großbritannien) aufzuspüren, schlug fehl. Die Trägerfrequenz des europäischen Mars-Landegeräts konnte in den Nachtstunden vom 25. auf den 26. Dezember 2003 leider nicht lokalisiert werden. Vorerst muss sich die ESA für den ersten Tag der Ankunft am Roten Planeten mit einem Teilerfolg, dem Einschwenken des Orbiters in die Mars-Umlaufbahn, begnügen. Die nächste Kontaktmöglichkeit besteht erst wieder, wenn die amerikanische Raumsonde 'Mars Odyssey' am 26. Dezember 2003 gegen 19 Uhr MEZ den Landeplatz von Beagle 2 überfliegt.

Obgleich der zweite Kontaktversuch mit Beagle 2 fehlschlug, ist Mike McKay nach wie vor guter Dinge: "Wir haben noch genug Zeit, um mit Beagle in Kontakt zu treten. Am Samstag folgt schon der nächste Versuch." Insgesamt zwei Wochen werde man, so McKay, mit 'Mars Odyssee' und der Lovell-Antenne nach der verschwundenen Sonde Ausschau halten.