Energiewende: Heizen mit Wärmepumpen – aber richtig
- Energiewende: Heizen mit Wärmepumpen – aber richtig
- Billiger Ökostrom: Eine Win-Win-Situation
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Habecks Heizungsgesetz war gewollt und nicht gekonnt. Das ändert nichts an der Notwendigkeit der Wärmewende. Ein Alternativvorschlag. (Teil 3 und Schluss)
Auf jeden Fall wird die Versorgungssicherheit mit Elektroenergie noch sehr viel wichtiger, wenn wir zu elektrisch betriebenen Heizsystemen übergehen. Und das müssen wir, auch wenn Robert Habecks Gebäudeenergiegesetz ein Desaster, weil gewollt und nicht gekonnt ist.
Teil 1: Energiewende: Das Ende der Erpressbarkeit?
Teil 2: Energiewende: Wie viel Strom frisst der Verkehr der Zukunft?
Grundsätzlich richtig ist die Forderung nach Wärmepumpen, weil diese bei richtiger Auslegung die zum Heizen benötigte Strommenge gegenüber Heizlüftern und anderen herkömmlichen Elektroheizungen auf ein Drittel bis ein Viertel reduzieren. Der Teufel steckt allerdings wieder mal im Detail.
Erdwärmepumpen arbeiten ganzjährig mit Niedertemperaturwärme über 0° C und haben damit auch im tiefsten Winter bei starkem Frost einen gleichbleibend guten Wirkungsgrad, sodass der Stromverbrauch nur proportional zum Heizwärmebedarf ansteigt.
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Bei Luftwärmepumpen sinkt der Wirkungsgrad mit der Außentemperatur, allerdings hat eine Luftwärmepumpe den großen Vorteil geringerer Investitionskosten.
Wärmepumpen: Was energetisch und finanziell Sinn macht
Bei Neubauten sollte der Gesetzgeber den Einbau einer Erd- oder Wasserwärmepumpe sowie eine inselbetriebsfähige Solaranlage zwingend vorschreiben. Wenn die Erdwärmepumpe ordnungsgemäß in ein Neubauprojekt mit normgerechter Wärmedämmung integriert wird und die Erdkollektoren bei den ohnehin anfallenden Tiefbauarbeiten mit verlegt werden, ist das sicher die günstigste Lösung, sowohl energetisch als auch finanziell.
Aber die Neubauquote in Deutschland beträgt unter einem Prozent. Das heißt, wenn nur die Neubauten auf Wärmepumpen umgestellt werden, brauchen wir für die Wärmewende mehr als 100 Jahre. Deshalb müssen auch die Bestandsbauten umgerüstet werden.
Probleme beim Austausch von Heizsystemen in Altbauten
Das ist allerdings aus mehreren Gründen schwierig. Der Austausch der alten Heizsysteme wie auch die energetische Sanierung der Altbausubstanz ist sehr teuer und man muss hier fragen, ob es sich lohnt. Manchmal ist es vermutlich sinnvoller, darauf zu verzichten, die Gebäude wie bisher weiter zu betreiben und sie irgendwann abzureißen und neu zu bauen.
Dazu kommt, dass viele ältere Gebäude für Wärmepumpenheizungen nicht ausgelegt und deshalb nur schlecht geeignet sind. Dadurch kann nach der Umrüstung ein sehr hoher Strombedarf für die Wärmepumpe und damit sehr hohe Heizkosten anfallen. Aber andererseits sollte man bedenken, dass die Preise für Öl und Gas auch kontinuierlich steigen werden und wer heute 2.000 Liter Heizöl kauft, ist auch schnell mal 2.500 Euro los.
Außerdem haben wir in den nächsten zehn Jahren auf jeden Fall noch einen großen Mangel an Ökostrom und müssen jede kWh so effektiv wie möglich einsetzen, um so schnell wie möglich so viel wie möglich fossile Brennstoffe einzusparen. Wir sind zwar bei der Stromerzeugung gegenwärtig bei 50 Prozent Erneuerbaren, aber wenn wir den Verkehrssektor und die Heizwärme einrechnen, sinkt der Anteil der erneuerbaren Energie unter 20 Prozent. Deshalb sollten wir bei der Altbausubstanz über Hybridlösungen bei der Gebäudeheizung nachdenken.
Kleine Luft-Luft-Wärmepumpen: Klimaanlagen im Dual-Use
Fast alle Bestandsgebäude verfügen über alte Heizsysteme auf fossiler Basis, zwar häufig veraltet und nur noch unter Bestandsschutz fallend, aber funktionierend. Es ist überhaupt nicht notwendig, diese zu entfernen, auch wenn die Lobbyisten der Heizungsbranche etwas anderes erzählen.
Wir sollten stattdessen lieber darauf orientieren, diese Gebäude zusätzlich mit Klimaanlagen auszurüsten. Klimaanlagen sind kleine Luft-Luft-Wärmepumpen und lassen sich als Splitgeräte fast in jedem Zimmer leicht installieren.
Außerdem sind sie relativ billig und selbst wenn man in einem Einfamilienhaus fünf Klimaanlagen installiert, kommt man nur auf etwa die halbe Investitionssumme wie für eine Wärmepumpenheizung. Da sich bei uns die Außentemperaturen während der Heizperiode meist über oder um den Gefrierpunkt bewegen, haben derartige Geräte dann noch einen relativ guten Wirkungsgrad und geringen Stromverbrauch.
Alte Heizung für den Notfall
Und wenn es wirklich kalt wird und die Anlage keinen vernünftigen Wirkungsgrad mehr hat oder wenn Strommangel herrscht, dann wird einfach mit der alten Heizung geheizt. Die verbraucht dann zwar fossile Brennstoffe und erzeugt CO2, aber da sie nur selten eingesetzt wird, können wir auf diese Weise große Mengen CO2 einsparen. Und das mit vertretbarem Aufwand.
Allerdings muss man sich auch darüber klar sein, dass eine Klimaanlage dauernd betrieben werden muss, wenn man damit heizt, denn sie liefert keine Speicherwärme. Das erschwert ein intelligentes Netzmanagement.
Aber der geschwindigkeitsbestimmende Schritt für die CO2-Reduktion ist sowieso der Ausbau der regenerativen Stromerzeugung und der Stromnetze. Und ganz nebenbei haben wir so einen Plan B, wenn große Störungen in der Stromversorgung auftreten.
Speicherprobleme und Lösungsansätze
Außerdem brauchen wir für eine sichere Energieversorgung Energiespeicher. Diese unterteilen sich in Lang- und Kurzzeitspeicher. Langzeitspeicher sind Öl- und Gasspeicher, wobei zu den Ölspeichern neben der Staatsreserve und den in der Industrie befindlichen Vorräten auch die privaten Heizöltanks zählten, deren Inhalt eine ganz bedeutende Reserve bildet.
Dazu kommen Kurzzeitspeicher, um die Ökostromproduktion an den aktuellen Verbrauch anzupassen. Hierzu zählen neben stationären Akkuspeichern auch die Akkus der Fahrzeuge und die Elektroboiler.
Wir müssen uns aber darüber klar sein, dass wir mit Kurzzeitspeichern nur kleine, kurzfristige Versorgungsschwankungen ausgleichen und anfallende Stromerzeugungsspitzen sinnvoll nutzen können. Eine saisonale Energiespeicherung oder die Anlage von Reserven für Katastrophenfälle sind so nicht möglich.
Habeck-Plan: Spitzenlastkraftwerke gegen Dunkelflauten
Wir müssen aber mit Dunkelflauten von 14 Tagen bis drei Wochen rechnen. Es ist völlig illusorisch, das mit Speichern abzudecken. Hier werden wir noch lange auf fossile Brennstoffe angewiesen sein. Das weiß auch Herr Habeck. Deshalb wollte er für 60 Milliarden Euro Spitzenlastkraftwerke mit H2-fähigen Erdgasturbinen geplant.
Allerdings hat die Wirtschaft daran kein Interesse, da sich derartige Anlagen bei nur einigen hundert Betriebsstunden im Jahr nicht kostendeckend betreiben lassen. Und anstatt das zu akzeptieren und nach einer günstigeren Variante zu suchen, wollte Habeck die unrentablen Kosten dann einfach über Subventionierung auf die Steuerzahler abwälzen. Glücklicherweise hat die Justiz dem einen Riegel vorgeschoben.
Aber das Problem mit der fehlenden Leistungsreserve bleibt natürlich bestehen. Und es wird immer größer. Zwar nicht von heute auf morgen, aber mit steigendem Ökostromanteil und wachsendem Strombedarf brauchen wir hier dringend eine Lösung, sonst gibt das eine Katastrophe.
Plug-In-Hybride als Teil der Lösung?
Auch hier könnten die Plug-In-Hybride eine Lösung sein. Wenn ein Bürger einen Plug-In-Hybrid mit Wallbox und geeignetem Wechselrichter (z.B. von der PV-Anlage) hat, kann er auch vom Auto Strom ins Netz einspeisen. Allerdings muss das Auto dann die ganze Zeit an der Wallbox hängen . Aber das ist in Zukunft wahrscheinlich sowieso normal.
Oktopus-Energie beispielsweise bietet für Wallboxen einen interessanten, besonders günstigen Tarif mit dem Namen Intelligent Octopus Go an. Dabei kostet die Kilowattstunde maximal 20 Cent – unter der Voraussetzung, dass Octopus Energy das Lademanagement übernimmt. Der neue Tarif lässt sich über die App des Anbieters verwalten.
Der Fahrer muss bei Ladebeginn angeben, bis wann er sein Fahrzeug zu wie viel Prozent geladen haben will. Octopus Energy lädt dann entsprechend der Ökostromverfügbarkeit und Netzbelastung zum günstigsten Zeitpunkt. Natürlich kann der Kunde auch sofort laden, wenn er das Fahrzeug schnell benötigt, dann aber zum Preis des Haushaltsstroms.