Energiewende: Heizen mit Wärmepumpen – aber richtig

Seite 2: Billiger Ökostrom: Eine Win-Win-Situation

Trotzdem eine Win-Win-Situation, denn der Kunde bekommt billigen Strom für sein Auto und Octopus Energy kann billigen Ökostrom aus Überproduktionsspitzen verkaufen und das Netz optimal auslasten.

Wenn das Auto aber sowieso am Netz hängt und ein Hybridwechselrichter vorhanden ist, sollte es doch mit sehr geringem Aufwand möglich sein, das der Netzbetreiber über Fernzugriff den Motor startet und das Fahrzeug als Aggregat nutzt.

Natürlich muss er dazu eine Information haben, wie viel Treibstoff im Tank ist und er darf das Fahrzeug nicht komplett leerfahren. Auch muss der so erzeugte Strom ordentlich vergütet werden. Wenn man von ungefähr drei Kilowattstunden pro Liter Treibstoff ausgeht, kommt man bei den derzeitigen Spritpreisen auf Kosten von 55 bis 60 Cent pro Kilowattstunde.

Das ist natürlich astronomisch hoch, aber davon sind mehr als die Hälfte Steuern. Wenn man diese Steuern auf Kraftstoff den Energieversorgern rückerstatten würde, kostete sie die kWh nur noch etwa 25 Cent.

Reserveleistung: Fossiler Strom so selten wie möglich

Immer noch sehr teuer, aber diese Reserveleistung soll ja auch nur möglichst selten genutzt werden, schließlich handelt es sich ja letztendlich um fossilen Strom. Und wenn man bedenkt, dass wir den Verkehr sowieso auf Elektromobilität umstellen müssen, hier aber nicht sofort auf reine E-Autos setzen müssen, könnten die Plug-in-Hybride hier eine elegante Lösung sein.

Wenn ich von fünf Millionen Plug-In-Hybriden ausgehe, von denen die Hälfte am Netz hängt und je acht Kilowatt einspeist, sind das 20 Gigawatt Reserveleistung, die jederzeit zur Verfügung stehen, so lange der Treibstoff reicht.

Dazu kommt noch der kleine Nebeneffekt, dass es keine zentralen Kraftwerke sind, deren Ausfall gleich hohen Leistungsverlust bedeutet. Wenn 1000 derartige Autos ausfallen, merkt man das gar nicht. Zumal ich ja sowieso nur von einer jederzeitigen Verfügbarkeit der Hälfte der vorhandenen Fahrzeuge ausgegangen bin.

Weiterer Vorteil: Resilienz gegen Sabotageakte

Außerdem werden nach einigen Jahren dann wahrscheinlich mehr als fünf Millionen Plug-In-Hybride auf unseren Straßen unterwegs sein.

Und durch die dezentrale Verteilung der Autos ist es auch unmöglich, unsere Stromversorgung durch einige Sabotageakte oder Angriffe auf Kraftwerke, Hochspannungsleitungen oder Umspannwerke großflächig zu stören.

Bei solchen Aktionen würde das Netz nämlich nur in autonome Subnetze zerfallen. Natürlich würde dann möglicherweise der Stromtransport über einzelne Leitungen ausfallen und man könnte z.B. Windstrom nicht mehr zum Verbraucher transportieren, aber auch dann wäre die Stromversorgung gesichert, solange Treibstoff da ist. Davon kann man in der Ukraine gegenwärtig nur träumen.

Förderprämien als Mitmach-Anreiz für Autofahrer

Natürlich müssten bei diesem Konzept alle Besitzer derartiger Autos mitmachen. Aber das lässt sich sicher leicht erreichen, wenn man die Fahrzeuge bzw. Wallboxen nur fördert, wenn die Fahrzeuge technisch entsprechend ausgerüstet sind und der Besitzer am Programm teilnimmt.

Habeck rechnet mit 60 Milliarden Euro für die Gasturbinenkraftwerke. Dafür könnten zwölf Millionen Plug-In-Hybride mit je 5.000 Euro gefördert werden. Hinzu kommt, dass es relativ einfach ist, den Betrieb der Gasturbinenkraftwerke zu stören.

Man muss dazu nämlich gar nicht unbedingt an die Turbine oder das Kraftwerk heran kommen, es genügt, entweder die, das Kraftwerk versorgende, Gasleitung oder die Stromleitung zur Einspeisung zu beschädigen und schon fällt das Gaskraftwerk aus.

Wie effizient ist Wasserstoff?

Auch ist es Unfug, eine E-Fuel- oder Elektrolysewasserstoffproduktion aufzubauen, solange wir nicht genug Strom zur Deckung des laufenden Bedarfs haben. Derartige Projekte sollten frühestens in zehn Jahren wieder diskutiert werden, wenn überhaupt.

Natürlich betrifft der Wasserstoff nicht nur die Energieversorgung, es gibt auch Projekte für grüne, wasserstoffbetriebene Eisen- und Stahlerzeugung. Aber hier muss man klar sagen, dass deren Produkte niemals konkurrenzfähig werden, gegenüber mit Kohle hergestellten. Außerdem haben wir in Deutschland sowieso kein Eisenerz.

Statt Direktreduktion mit Wasserstoff sollten wir für die Stahlerzeugung lieber Schrott einschmelzen (im Lichtbogen). Das ist nämlich mit Ökostrom effektiv realisierbar.

Auch für die chemische Industrie wird ein hoher Wasserstoff- und Ökostrombedarf angemeldet. Aber hier sollte man genau hinschauen. Natürlich werden derzeit riesige Mengen Wasserstoff benötigt, hauptsächlich für die Ammoniakproduktion und in den Raffinerien.

Deindustrialisierung: Ein Propaganda-Schreckgespenst

Aber ist es sinnvoll, die Ammoniakproduktion von Erdgas auf grünen Wasserstoff umzustellen und welche Rolle wird die Petrolchemie in zehn oder 20 Jahren spielen? Natürlich wird hier immer sofort mit Artbeitsplatzverlusten gedroht und das Schreckgespenst der Deindustrialisierung beschworen, aber das ist Propaganda.

Fakt ist, dass jede Technologie einen bestimmten Lebenszyklus hat. Und wenn dessen Ende erreicht ist, wird sie durch neue Technologien abgelöst. Warum sollte das bei der Petrolchemie anders sein als seinerzeit bei der Dampflok?

Wenn wir in Deutschland sowieso nicht genug Strom erzeugen können, sollten wir für die Zukunft nicht unbedingt auf die energieintensivsten Verfahren und Branchen setzen.

Und vor allem sollten wir darauf Achten, dass wir eine Grundversorgung unserer Bevölkerung auf allen Gebieten jederzeit aus eigener Kraft sicherstellen können. Sonst werden wir nämlich irgendwann zum wehrlosen Spielball ausländischer Investoren und der Märkte.

Wir müssen bei der Energiewende nicht die "Reine Lehre von 100 Prozent Ökostrom" vertreten, sondern mit möglichst wenig Kosten und Aufwand möglichst schnell möglichst viel fossile Brennstoffe einsparen.