Das "Twitter-Mädchen" im Syrienkrieg

Seite 3: Twitter-Mädchen Bana Al-Abed

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Ebenfalls angeblich aus Aleppo präsentierte die BBC Ende 2016 eine gewisse Bana Al-Abed, die trotz Alter von nur sieben Jahren über einen Twitter-Account verfügte, obwohl der Mikrobloggingdienst eigentlich nur Teilnehmer ab 13 Jahren zulässt. Das syrische Mädchen twitterte in perfektem Englisch, das Experten sogar für das eines native speakers halten.

Dies irritierte die Medienvertreter jedoch ebensowenig wie der auffällige Umstand, dass die kleine Syrierin von Anfang an politische Botschaften absetzte, welche die westlichen Feindbilder des Konflikts bedienten.

Dass Bana nicht wirklich persönlich twittert, hätte versierten Journalisten spätestens dann auffallen müssen, als sie im Profil des Accounts "operated by mom" lesen konnten. An Banas Authentizität brauchten gestandene Journalisten nicht zu zweifeln, denn die hatte das unabhängige wie unsauber arbeitende Recherchekollektiv Bellingcat bereits "bestätigt". Kritischere Journalisten wie etwa Max Blumenthal wurden bei unerwünschten Nachfragen geblockt.

Den Bekanntheitsgrad des "Twitter-Mädchens" steigerte vor allem die prominente Autorin Joanne K. Rowling, die Banas Tweets eifrig verbreitete. Inzwischen arbeitet "Bana" ganz offiziell für Rowlings Agentur The Blair Partnership. (Milliardärin Rowling unterstützt ebenfalls Hillary Clinton, die nicht nur Parteifreund Bernie Sanders ausbootete, sondern sogar ihre eigenen Helfer ausspionierte.)

Eine anderen Schriftstellerin, Barbara McKenzie, wollte nicht so recht glauben, dass eine Mutter in einem Bürgerkrieg unmittelbar nach einem Angriff nichts Dringenderes zu tun haben sollte, als ihre Tochter mit Fotos und Propagandatweets in Gefahr zu bringen. Auffällig fand McKenzie auch die Tatsache, dass nicht nur die perfekte englische Sprache des syrischen Mädchens, sondern eigentlich alles auf London hindeutete, wo man von Bana als erstes Kenntnis genommen hatte.

Erstaunlich fand McKenzie, dass der erste Tweet der Siebenjährigen die politische Botschaft "Ich möchte Frieden" war und bereits vom ersten Tag an Videos hochgeladen worden seien. Als starkes Indiz für eine PR-Inszenierung wies McKenzie in einem weiteren Posting vom März darauf hin, dass Banas Account durch etliche Fake-Follower aufgewertet wurde. Die westliche Orientierung des syrischen Mädchens gipfelte in der Unterstützung für Manchester United.

Ebenfalls in Social Media fand McKenzie Hinweise auf Verbindungen von Banas Familie zu islamistischen Kämpfern, die wohl je nach Perspektive als "Terroristen" oder "gemäßigte Rebellen" bezeichnet werden. Ein Beobachter sah sich zu einer sarkastischen Karikatur inspiriert.

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