Das Warten auf Obama und die "Verschwörung der Zellen des Feuers"

Seite 2: Die politische Dimension des Besuchs

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Für Tsipras ist es dennoch eine politische Aufwertung, dass er nach fast zwei Jahrzehnten, diesmal als Premier auf den amerikanischen Präsidenten trifft. Offenbar wird dieser nach anfänglichen Verstimmungen, auch wie von Tsipras gewünscht und ersehnt, zu Griechenlands brennendem Problem der Staatsschulden Stellung nehmen.

Obama soll, wenn die aktuelle Informationslage stimmt, während seines Besuchs in öffentlichen Äußerungen erklären, dass die griechischen Staatschulden nicht tragbar sind. Dies wiederum entspricht dem Credo des IWF.

Für Tsipras, der im Sommer 2015 den Schwenk vom erklärten Sparkursgegner zum Vollstrecker des Memorandums der Kreditgeber vollzog, ist die Lösung der Schuldenfrage das vorrangige Ziel für das eigene politische Überleben.

Dagegen stemmt sich vor allem Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble, der keine Notwendigkeit zur Lösung der Schuldenfrage sehen möchte, und die im Sommer 2015 zwischen Griechenland und den Kreditgebern diesbezüglich gemachte Vereinbarung stur ignoriert. Schäuble macht den Griechen immer wieder klar, dass es mit ihm vor der nächsten Bundestagswahl keine Diskussion um Schulden geben wird.

Anzumerken bleibt jedoch auch, dass der IWF einem Schuldenschnitt nur in Verbindung mit einem vierten Sparmemorandum zustimmen wird. Ob Tsipras dies dann politisch überlebt, ist offen.