Davutoglu spaltet den Merkel-Gipfel
Seite 2: je länger sich die Merkel-Davutoglu-Show hinzog, desto größer wurde der Unmut
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Auch für die "Willigen" enthält dieser Deal einige schwer verdauliche Kröten: Zum einen müssten sie die Beitrittsverhandlungen tatsächlich vorantreiben - nach der staatlichen Übernahme von "Zeman" hatten viele EU-Politiker genau das Gegenteil gefordert. Zum anderen hätte die Türkei ihr wichtigstes Ziel erreicht: Ihre Bürger könnten bald ohne Visa in die EU einreisen. Genau das hatte Frankreich bisher kategorisch ausgeschlossen.
Auch für Deutschland wäre es problematisch - denn die meisten Türken wollen natürlich das größte EU-Land besuchen, viele sogar dauerhaft hier leben. Doch das scheint für Merkel kein Problem zu sein. Sie legte es bei diesem denkwürdigen Gipfeltag vor allem darauf an, als "ehrliche Maklerin" zwischen Europa und der Türkei zu erscheinen - und die historisch vorbelastete deutsch-türkische Achse in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.
Dafür war sie auch bereit, die "Extrameile" zu gehen und den Gipfel bis spät in den Abend zu verlängern. Doch je länger sich die Merkel-Davutoglu-Show hinzog, desto größer wurde der Unmut. Zypern machte Vorbehalte gegen beschleunigte Beitrittsverhandlungen geltend. Italiens Regierungschef Matteo Renzi erklärte, er werde keine Vereinbarung mit der Türkei unterzeichnen, wenn darin nicht explizit auf die Pressefreiheit verwiesen werde.
Viele EU-Chefs fühlten sich überrumpelt, von einer gemeinsamen Linie war am späten Montagabend nichts mehr zu sehen. Statt die EU zusammenzuführen, haben Merkel und Davutoglu die 28 Staaten noch weiter gespalten. Nicht einmal über die Frage, ob man sich an diesem Abend noch einigen sollte, war man sich einig. Schließlich findet in zehn Tagen schon der nächste EU-Gipfel in Brüssel statt.
Doch so lange wollte Merkel nicht warten - sie möchte unbedingt noch vor den Landtagswahlen glänzen. Es ist ihr gründlich misslungen. Denn selbst wenn der Türkei-Deal noch rechtzeitig zustande kommen sollte, bleiben die Bilder einer zutiefst gespaltenen EU - und einer Krise, die längst außer Kontrolle geraten ist.