Debatte um Frührente: Arbeitsminister Hubertus Heil gegen Rente mit 75
- Debatte um Frührente: Arbeitsminister Hubertus Heil gegen Rente mit 75
- Studie zeigt: Auch Unternehmen müssen flexibler gegenüber den Beschäftigten sein
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Im Streit um die große Anzahl von Frührentnern fordern manche einen späteren Renteneintritt. Eine Studie zeigt nun: Unternehmen könnten viel tun, um ältere Beschäftigte im Beruf zu halten.
Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kürzlich erklärte, sein Ziel sei, dass die Menschen in Deutschland länger arbeiten, war eine Debatte vorprogrammiert. Seitdem häufen sich in den bürgerlichen Zeitungen die Kommentare, in denen einer längeren Lebensarbeitszeit das Wort geredet wird.
Auch Politiker aus CDU und CSU zeigten sich erfreut über die Gelegenheit, ihre Ideen zur Rente kundzutun. Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU im Bundestag, sagte der Bild-Zeitung: Die SPD starte damit, ihr Prestige-Objekt "Rente mit 63" abzuwickeln.
CDU-Sozialexperte Dennis Radtke verlangte mehr Flexibilität. "Wer mit 16 auf dem Bau angefangen hat, muss anders behandelt werden, als jemand, der bis 30 studiert hat", sagte er ebenfalls der Bild-Zeitung.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) machte sich Heike Göbel für eine längere Lebensarbeitszeit stark, ebenso für ein Ende der 40-Stunden-Arbeitswoche. Das gesetzliche Rentenalter müsse "weiter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt" werden, schrieb sie. Außerdem müssten die "starren Arbeitszeitgrenzen" gelockert werden.
In der Süddeutschen Zeitung durfte Alexander Hagelüken für einen späteren Renteneintritt werben. Die Deutschen könnten nicht immer öfter bis Ende 20 studieren, bis Anfang 60 arbeiten und dann bis Ende 80 eine ordentliche Rente beziehen, schrieb er. Zudem würde es vielen Ruheständlern gar nicht guttun, "nach einem langen Berufsleben Knall auf Fall nur herumzusitzen". Stattdessen sollte man das Rentenalter moderat heraufsetzen.
Diese Darstellung ist grob falsch und zeigt, dass die Diskussion in erster Linie ideologisch geführt wird. Denn die kritisierte "Rente mit 63" setzt ein arbeitsreiches Leben voraus: Erst nach 45 Arbeitsjahren kann man ohne Abschläge vorzeitig in Rente gehen. Wer bis Ende 20 studiert hat, kommt schon rein rechnerisch nicht in ihren Genuss.
In einem Interview mit der Rheinischen Post betonte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): Dem Kanzler sei es bei seinem Vorstoß nicht darum gegangen, den Menschen, die 45 Jahre gearbeitet hätten, die abschlagsfreie Rente zu streichen.
Wir reden dabei ja über Pflegekräfte oder Handwerker, die seit ihrem 16. Lebensjahr hart arbeiten. Und viele vergessen, dass auch für diese Menschen das gesetzliche Renteneintrittsalter sukzessive ansteigt. Wenn der Geburtsjahrgang 1964 erreicht ist, gibt es die abschlagsfreie Rente nach 45 Jahren Arbeit erst mit 65.
Hubertus Heil
Heil verwies in seinem Interview noch darauf, dass viele Menschen das Rentenalter als gesundheitlichen Gründen nicht erreichen und deshalb vorzeitig aussteigen. "Psychische Erkrankungen wie Burn-out nehmen in unserer Gesellschaft zu, das ist keine Modeerscheinung", sagte er. Das habe auch mit der Arbeitszeitverdichtung und permanenter Erreichbarkeit zu tun.
Außerdem würden viele Unternehmen niemanden in einem Alter von über 60 Jahren einstellen. Das sei auch eine Haltung, die sich das Land nicht mehr leisten könne. Deshalb sei es falsch, das Renteneintrittsalter weiter anheben zu wollen.
Das Rentenalter noch weiter auf 69,70 oder 75 zu erhöhen ist falsch und unfair, denn das würde eine reale Rentenkürzung für viele Menschen bedeuten, die einfach nicht so lange arbeiten können.
Hubertus Heil
Ältere Menschen könnten stattdessen länger im Beruf gehalten werden, wenn mehr für ihre Qualifikation und für die gesundheitliche Prävention getan werde.
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