"Demokraten sind zu schwach, um Maßnahmen gegen Klimawandel durchzusetzen"

Seite 3: Warum Biokraftstoffe keine gute Idee waren

Was meinen Sie damit?

Robert Engle: In den USA mussten Kraftstoffe einen bestimmten Anteil an Biokraftstoffen enthalten. Das war keine gute Idee. Der Preis für Mais stieg dramatisch. Die Bauern konnten die plötzliche Nachfrage nicht mehr decken und produzierten lieber für Kraftstoffproduzenten anstatt für den Lebensmittelmarkt. Der positive Effekt für die Luftverschmutzung war aber gering, auf jeden Fall kaum groß genug, um die massiven Marktverzerrungen der Maßnahme zu rechtfertigen.

In Europa haben Bewegungen aus der Zivilgesellschaft, wie Fridays for Future oder Extinction Rebellion, das Problem Klimawandel auf die Straße gebracht. Unterstützen Sie ihr Anliegen?

Robert Engle: Es ist richtig, dass Menschen ihrer Sorge Ausdruck verleihen, dass gewählte Entscheidungsträger nicht angemessen auf die Bedrohung des Klimawandels reagieren. Aber letztlich geht es in einer Demokratie darum, dass die Entscheidungsträger den Willen ihrer Wählerinnen und Wähler umsetzen.

Auch bei der Art und Weise, wie man seiner Sorge Ausdruck verleiht, muss es Grenzen geben. Vandalische Aktionen, wie man sie bei den Protesten der Gelbwesten in Frankreich zu beobachten, sind nicht zielführend, egal auf welcher Seite.

Nehmen wir an, die Republikaner gehen in den nächsten Wahlen wieder als Sieger hervor. Was würde das für das Erreichen globaler Ziele bedeuten?

Robert Engle: Die Republikaner zeigen keinerlei Interesse, den Klimawandel auch nur zu verlangsamen. Die Ironie dabei ist, dass viele Maßnahmen, die inzwischen von den Demokraten ins Programm aufgenommen wurden, ursprünglich aus den Reihen der Republikaner stammen.

Aber schon jetzt sind die Demokraten zu schwach, um Maßnahmen gegen den Klimawandel durchzusetzen, ob es CO₂-Zertifikate sind oder CO₂-Steuern. Allenfalls haben sie es geschafft, einige Subventionen für saubere Energie einzuführen. Das ist zwar wichtig, aber noch weit entfernt von einem ambitionierten Programm bis hin zur CO₂-Neutralität.

Würde es noch einen nennenswerten Unterschied machen, wenn statt Trump ein anderer Republikaner das Rennen macht?

Robert Engle: Sollte Trump für die Republikaner kandidieren, wird sich der Wahlkampf wieder nur um ihn drehen, weil er die öffentliche Meinung derart polarisiert. Bei einem anderen Kandidaten wäre die Frage, ob dieser mit Trump verbündet ist. Es gibt noch einen großen konservativen Wählerblock, der den Autoritären und den Klimawandelleugnern wie Trump nicht bedingungslos folgt. Wer der Kandidat für die Republikaner wird, könnte also einen großen Unterschied machen.

Nationale Regierungen haben sich allgemein nur unzureichend als entschlossene und konsequente Akteure im Kampf gegen den Klimawandel bewiesen. Muss mehr auf regionaler Ebene passieren?

Robert Engle: Ländliche Regionen sind viel stärker vom Klimawandel betroffen als urbanisierte Gegenden. In den Alpen etwa leiden der Wintertourismus und die Landwirtschaft stark unter den Folgen der Klimaerwärmung. Die Wirtschaft ist hier viel klimaabhängiger als in den Städten.

Was können einzelne Regionen oder Bundesländer dagegen tun? Ihr Einfluss auf globale Entscheidungen ist doch beschränkt.

Einzelne Regionen und Bundesländer können freilich nicht bestimmen, was etwa die USA oder China im Hinblick auf Klimaschutz unternehmen. Gemeinden können aber Druck auf regionale Regierungen ausüben und diese haben wiederum die Möglichkeit, Druck auf nationale Regierung auszuüben. Der Versuch, sich an ändernde Bedingungen anzupassen – was ländliche Regionen zwangsläufig tun müssen –, ist nicht genug.

Es liegt im ureigenen Interesse ländlicher Wirtschaftssysteme, sich auch politisch für eine konsequente Dekarbonisierung einzusetzen.