Der Fall Morosow: Spioniert ein oppositioneller russischer Agent in Estland?

Seite 2: Russlandreisen werden zum Verhängnis

Trotz der zunehmenden Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, hielt sich Morosow regelmäßig weiter in Russland auf. Dort leben nach Informationen der Sankt Petersburger Onlinezeitung Bumaga seine Eltern, während der Professor mit seiner Frau mittlerweile in Estland wohnt.

Die Reisen wurden ihm zum Verhängnis, denn die estnische Staatsanwaltschaft wirft ihm jetzt vor, in Russland Kontakt zu den russischen Geheimdiensten gehabt und ihnen geheime Informationen aus Estland geliefert zu haben. Einzelheiten zu den Vorwürfen gaben die estnischen Behörden, die sich auf noch laufende Ermittlungen berufen, nicht bekannt.

Die Chefin der estnischen Sicherheitspolizei Margot Pallson riet dazu in der estnischen Onlinezeitung ERR, Reisen nach Russland zu überdenken, da die ernsthafte Gefahr bestehe, unter den Druck russischer Geheimdienste zu geraten.

Sowjetisches Erbe in Estland?

Eine Theorie, an die etwa Dmitry Dubrowsky glaubt, geht davon aus, dass Morosow vom russischen Geheimdienst erpresst worden sei und habe wenn, dann nur deswegen Informationen geliefert. Morosow wolle sich nun mit den Strafverfolgungsbehörden außergerichtlich einigen, so Dubrowsky.

Nicht mit Morosow solidarisiert, sondern diesen sofort nach Erhebung der Vorwürfe entlassen, hat ihn sein Arbeitgeber, die Universität Tartu in Estland. Sie betont in ihrer Begründung vor allem den Schaden für Estland durch russische Agenten.

Iwan Kurilla sieht die Entlassung, noch bevor ein Schuldnachweis vorliegt, sehr kritisch. "Die Universität hat mit dieser Praxis bewiesen, dass ihr sowjetisches Erbe stärker ist, als ihr europäisches".