Der Golfstrom verliert Kraft

Seite 2: Veränderung des Golfstroms: Nicht bis zum Kipppunkt warten

"Wenn wir die globale Erwärmung auch künftig vorantreiben, wird sich das Golfstrom-System weiter abschwächen – um 34 bis 45 Prozent bis 2100, gemäß der neuesten Generation von Klimamodellen", sagt Stefan Rahmstorf.

Das könnte die Menschheit gefährlich nahe an den Kipppunkt bringen, an dem die Strömung instabil wird: Der Golfstrom gilt als eines jener Systeme im weltweiten Wetter, das ab einer bestimmten Erderwärmung zu kollabieren droht.

Ob wir es uns allerdings leisten können, bis zu diesem Kipppunkt zu warten, bezweifelte eine ebenfalls in dieser Woche vorgestellte Studie dänischer Wissenschaftler. Ihre Modellsimulation lieferte demnach Belege dafür, dass der Golfstrom schon vor einem kritischen Schwellenwert aus dem Gleichgewicht geraten und "umkippen" könne.

In der Forschung ist diesen Prozess als "rateninduziertes Kippen" bekannt, dabei wird der Kollaps nicht durch das Erreichen eines absoluten Schwellenwerts ausgelöst, entscheidend für den Zusammenbruch ist, wie schnell sich Parameter auf dem Weg dahin ändern. "Wenn sich unsere Ergebnisse bestätigen, reduziert das weiter unseren Handlungsspielraum", sagt Studienautor Johannes Lohmann von der Universität Kopenhagen.

Ein Zusammenbruch des Golfstroms hätte ein ganz anderes Europa zur Folge: Ohne den Wärmetransport aus der Karibik wäre Landwirtschaft in Schottland, in Irland, in Skandinavien kaum möglich, es käme zu ganz anderen Temperaturen.

Kälteeinbrüche würden zur Normalität, der Meeresspiegel würde speziell in Nordamerika steigen, andere Meeresströmungen kämen als Folge auch aus dem Takt, viele Ökosysteme würden zerstört, weil etwa nahrungsreiches Wasser nicht mehr strömt. Oder um die Region Hannover noch einmal zum Vergleich heranzuziehen: Bäume gebe es nicht mehr, Landwirtschaft wäre kaum möglich und im Juni maximal 16 Grad.

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