Der Hang zu Präzisionswaffen für die "saubere" Kriegsführung
In Afghanistan soll die CIA bereits für Drohnenangriffe kleinere und präzisere Raketen einsetzen, auch das Konzept für den Prompt Global Strike setzt auf präzise Vernichtung oder gezielte Tötung
So genannte Präzisionswaffen werden schon lange eingesetzt, um den Krieg "sauberer" oder gar "humanitär" zu machen und Kollateralschäden zu vermeiden oder zu minimieren (Präzisionsschläge sorgen für Kollateralschaden). Gleichwohl fallen oft genug unbeteiligte Zivilisten diesen Präzisionswaffen zum Opfer, zumal wenn sie aufgrund unrichtiger Informationen auf falsche Ziele gerichtet werden.
Präzisionswaffen gehorchen den Anforderungen der Genfer Konventionen. Sie verlangen, dass stets zwischen der Zivilbevölkerung und Soldaten unterschieden werden muss. Kriegshandlungen dürfen sich nur gegen militärische Ziele richten, unterschiedslose Angriffe, also etwa die Bombardierung von Städten oder Stadtgebieten sind verboten. Die Kehrseite der Präzisionswaffen ist, dass militärische Angriffe zunehmend "gezielten Tötungen" gleichen, also sich dem Mord annähern.
Das ist auch der Fall bei den neuen Superwaffen namens Prompt Global Strike, einem Erbe der Bush-Zeit, das das Pentagon unter Obamas Präsidentschaft nun endgültig weiter entwickeln will. 250 Millionen US-Dollar sind für das nächste Haushaltsjahr vorgesehen. Damit soll angeblich die Notwendigkeit des Einsatzes von Atomwaffen reduziert werden, während das US-Militär mit den beispielsweise mit Drohnen und konventionellen Sprengköpfen ausgestatteten Langstreckenraketen jeden Punkt der Erde in weniger als einer Stunde präzise angreifen kann. Die Drohnen, die mit einer Geschwindigkeit bis Mach 5 fliegen, können dann durch Satellitennavigation präzise gesteuert werden.
Ob die neuen Präzisionswaffen mit globaler Reichweite je über das Entwicklungsstadium hinauskommen, ist jedoch fraglich. Andere Staaten könnten denken, dass es sich um einen Angriff mit Atomwaffen handelt. Die kurze Flugzeit ließe womöglich kaum Zeit für notwendige Entscheidungsprozesse. Gedacht wird daran, dass die anderen Atommächte diese Raketen überprüfen können, die auch räumlich entfernt von Atomraketen stationiert werden sollen, um der Verwechslung vorzubeugen. Die Kritik ist jedoch berechtigt, dass damit nur eine neue Instabilität erzeugt wird.
Der CIA waren bis 2001 gezielte Tötungen nach einem Präsidentenerlass von Gerald Ford (1975) aufgrund exzessiver Anschläge seitens des Geheimdienstes verboten. Unter US-Präsident Bush wurde diese Anordnung aufgehoben und die nun auch von Barack Obama weiter verfolgte Strategie "legitimiert", weltweit mutmaßliche Terroristen zu eliminieren. Waffe der Wahl sind die Hellfire-Raketen der Predatordrohnen (Ferngesteuerte Waffensysteme senken die Angriffsschwelle). Das wird von der Weltgemeinschaft bislang geduldet, offenbar unterlaufen ferngesteuerte Drohnen die Aufmerksamkeitsschwelle und ermöglichen eine "saubere" Tötung. 2009 sollen mindestens 520 Personen in den pakistanischen Grenzgebieten getötet worden sein. Die Schätzungen variieren wie viele davon Militante und Zivilisten waren. Man geht von mindestens 20 Prozent Zivilisten aus, das Pentagon setzt die Zahl niedriger an. Nachprüfen lässt sich bei diesem heimlich geführten Fernkrieg nichts, schließlich sind auch die Berichte aus Pakistan oft nicht korrekt.
Vor kurzem wurde bekannt, dass die US-Army auch die kleineren Shadow-Drohnen mit einem entsprechend leichteren Waffensystem ausrüsten will, das natürlich auch "präzise" Angriffe wie mit den 50-kg-Hellfire-Raketen ermöglichen soll. Jetzt berichtet die Washington Post, die CIA habe den erwarteten Weg zur Miniaturisierung der Kampfroboter bereits eingeleitet und verwende in den pakistanischen Stammesgebieten bei der tödlichen Jagd auf Aufständische neue, kleinere Raketen und auch kleinere Drohnen.
Das habe geholfen, die zivilen Opfer "extrem gering" zu halten, sagten der Zeitung zwei Regierungsangehörige, die anonym bleiben wollten. Nach der CIA seien seit Januar 2009 70 Angriffe geflogen wurden, bei denen 400 mutmaßliche Terroristen getötet worden seien – aber nur 20 Zivilisten. Überprüfbar sind diese Angaben nicht von unabhängiger Seite, man kann davon ausgehen, dass die Informationen gezielt an die Presse gegeben wurden, um mit den Präzisionsangriffen in der Öffentlichkeit zu punkten und so die Drohnenangriffe zu rechtfertigen. Pakistanische Regierungsangehörige bestätigen, dass die Zahl der getöteten Zivilisten gesunken sei, was auf bessere Technik, aber auch auf die bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste und mehr Spione in den Stammesgebieten zurückzuführen sei.
Welche Waffen und Drohnen eingesetzt werden, ist nicht bekannt, man könne nun aber mit Drohnen auch besser Ziele in städtischen Gebieten angreifen. Im März soll eine dieser kleineren Raketen in der Größe eines Geigenkastens und mit einem Gewicht von 17 kg ein Haus in Miram Shah, einer Stadt in Süd-Waziristan, zerstört und dabei ein al-Qaida-Mitglied und neun andere mutmaßliche Terroristen getötet haben, erklären die Informanten. Nur das Dach eines Nachbarhauses sei dabei beschädigt worden.
Gemeint sein könnten damit die 50 cm langen, 17,5 kg schweren Präzisionsraketen Small Smart Weapons (SSW) mit einem Durchmesser von 10 cm, die auch von Predatordrohnen mit der Abschussvorrichtung für Hellfire-Raketen abgefeuert werden können. Ausgerüstet werden können die SSWs mit vier unterschiedlichen Zielsystemen, so dass sich angeblich auch eine einzelne Person in der Dunkelheit treffen lässt. Zudem soll die CIA über kleine thermobarische Bomben verfügen, bei deren Zündung eine für Menschen tödliche Druckwelle entsteht, die auch ins Innere von Bunker reicht, aber die Gebäude intakt lässt.
Im Einsatz seien auch noch Mikrodrohnen, die allerdings nur der Überwachung dienen. Angeblich könne man mit diesen sogar tagelang Ziele verfolgen und beobachten. Wahrscheinlich auch zum Zweck von PsyOP heißt es, dass die Mikrodrohnen vor einem Fenster schweben könnten, ohne dass die Menschen im Zimmer irgendetwas hören.