Der Luftkrieg im Irak und in Afghanistan
Eher unbemerkt von der Öffentlichkeit werden immer mehr Luftangriffe geflogen, wobei die Drohnen eine immer wichtigere Rolle spielen
Irak und Afghanistan sind von Anfang für das Pentagon an Schlachtfelder zur Erprobung neuer militärischer Strategien und Waffensysteme gewesen. Neben Luftkrieg wurde im Rahmen der vernetzten Kriegsführung vor allem auch der Einsatz von unbemannten (Kampf)Robotern erprobt. In Afghanistan wurden mit der Kampfdrohne Predator, ausgerüstet mit Hellfire-Raketen, die ersten Menschen getötet, während nach dem Sturz des Taliban- und Hussein-Regimes die Zahl der Luftangriffe stetig zunahm und 2007 einen vorläufigen Höhepunkt erreichte.
Nach einer Studie des Center for Strategic and International Studies (CSIS) wurden im Irak 2004 insgesamt 14.292 Einsätze geflogen, 2007 waren es 17.893. Bei der weitaus überwiegenden Zahl der Einsätze wurden keine größeren Bomben geworfen. Sie dienten der Aufklärung, der Sicherung und auch der Beeindruckung der Gegner (show of force), allerdings gehören hier auch Angriffe mit Bordkanonen oder Raketen dazu. Gleichwohl haben sich die Luftwaffeneinsätze im Irak, bei denen bombardiert wurde, von 285 im Jahr 2004 auf 1.119 im Jahr 2007 verfünffacht. 2005 waren es noch 404, 2006 nur 226, der steile Anstieg im Jahr 2007 verdankt sich dem Versuch, die Truppenverstärkung (surge) durch Luftwaffeneinsätze zur Befriedung zu unterstützen. Zum Einsatz kamen auch immer größere Bomben.
Eine ähnliche Veränderung der Kriegsführung gab es in Afghanistan. Die CSIS-Autoren merken an, dass zwar jeder die Bedeutung der Luftstreitkräfte in beiden Kriegen kennt, aber die steile Zunahme der Angriffe macht deutlich, dass Angriffe aus der Luft eine immer höhere Rolle spielen. Damit kann schnell zugeschlagen werden, während man Verluste der eigenen Soldaten reduziert, dafür aber auch eine steigende Zahl an unschuldigen Opfern (Kollateralschäden) in Kauf nimmt. Besonders drastisch zeigt sich dies in Afghanistan, wo die Zunahme des Luftkriegs gleichzeitig auf die wachsende Macht der Taliban und die geringe Kontrolle des Territoriums durch die Koalitionstruppen verweist. In Afghanistan hat sich die Zahl der Luftwaffeneinsätze von 6.495 im Jahr 2004 kontinuierlich auf 12.775 im Jahr 2007 verdoppelt. Während 2004 in nur 84 Einsätzen Bombardierungen erfolgten, waren es 2007 bereits 2.926, fast ein Viertel aller Luftwaffen, mehr als doppelt so viel wie im Irak und mehr als 50 Mal so viel noch 2004.
Auch die Aufklärungsflüge haben sich vermehr, allerdings nicht so stark wie die anderen Flugeinsätze. Die hohe Zahl zeigt von Anfang an die Bedeutung die Luftaufklärung. 2004 wurden im Irak und in Afghanistan 7.444 Aufklärungseinsätze geflogen, 2007 waren 8.541. Eine immer größere Rolle spielen dabei Drohnen, die mehr und mehr auch zu aus der Ferne gesteuerten Kampfrobotern aufgerüstet werden. Bis Oktober 2006 waren Drohnen, mit Ausnahme von kleinen UAVs, die von der Hand gestartet werden können, 400.000 Stunden in Afghanistan und im Irak im Einsatz. Bis 2010 soll bereits ein Drittel der Flugzeuge der US-Luftwaffe unbemannt sein.
Verwiesen wird besonders auf die erfolgreiche Army-Einheit mit dem Namen ODIN (observe-detect-idetify-neutralize), also "beobachten, entdecken, identifizieren und töten". Eingerichtet wurde ODIN in Tikrit vor mehr als einem Jahr, die Spezialeinheit verfügt über Drohnen, C-12-Überwachungsflugzeuge und Bodenstationen, um vor allem Straßenbomben und die Menschen zu entdecken und zu verfolgen, die sie einrichten. Die 100 Soldaten sollen, wie DefenseNews.com am 21. Januar berichtete, seit Beginn des Einsatzes geholfen haben, 1400 Menschen, die Bomben gelegt haben, getötet und 141 gefangen genommen haben, ohne einen Hubschrauber zu verlieren. Jetzt soll eine ähnliche Spezialeinheit auch für Afghanistan eingerichtet werden.
Die Einheit verbindet bemannte und unbemannte Einsätze. Wenn die Drohnen, die für die Nachtsicht auch mit Infrarotkameras ausgerüstet sind, etwas Verdächtiges entdecken, werden beispielsweise Kampfhubschrauber des Typs Apache von anderen Einheiten alarmiert. Die Bilder, die auch von mehreren Drohnen gleichzeitig stammen können, werden zu One System Remote Video Transceivers (OSRVTs) an die Bodenstationen oder die Kommandozentralen an Bord von Flugzeugen wie Apache-Kampfhubschraubern oder Fahrzeugen wie Humvees geschickt. geschickt. Dort werden die Bilder über eine Karte gelegt und der eigene Standort sowie der der Kamera und der der anderen Drohnen angezeigt.
Wichtig sei, so ein Army-Offizier, dass es mit den Drohnen möglich ist, ohne bemerkt zu werden, Beobachtungen durchführten zu können: "Sobald man sich zeigt, flüchten die Aufständischen und tauchen im urbanen Gelände unter. Jetzt beobachten wir sie, folgen ihnen und bleiben still an den Zielen dran." Die Verbindung von bemannten und unbemannten Schwärmen sei eine Möglichkeit, um dezentraler zu handeln und auch für einzelne Soldaten taktische Aufklärung zu bieten. ODIN sei eine "asymmetrische Reaktion auf die asymmetrische terroristische Bedrohung". Die Vernetzung verschiedener Sensoren sei überhaupt die Zukunft der militärischen IT, durch die Mensch und Maschine verschmelzen.