Der Musikfunker in der Steckdose

Apple Airport Express: Schnurlose Musik per WLAN im Praxistest

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WLAN ist praktisch. Ein Centrino-Notebook braucht keinen Anschluss für Modem, LAN oder andere Internet-Wege mehr. Man kann direkt am Gerät auch Musik aus dem Netz hören. Nur der Klang ist meist bescheiden. Kann man das mit einer Funklösung beheben?

Klar, in ein Notebook gehen nun mal keine Zwei-Meter-Standboxen rein. Doch gibt es Geräte wie die Modelle von Fujitsu-Siemens, die durchaus verständlichen Klang in Stereo produzieren und andere, wie die von Xeron, bei denen es nicht nur Mono quäkt, sondern auch noch so eklig, dass eine Verständlichkeit erst nach dem Punkt erreicht wird, an dem man bereits Ohrenschmerzen bekommt.

Damit ist nicht mal eine Rede verständlich, von Musikgenuss ganz zu schweigen. Solche Lautsprecher dienen eigentlich nur dazu, den Computernutzer beim Besuch von Flash-Websites, in Präsentationen oder bei der Programminstallation mit dudelnden Installationsroutinen zu erschrecken, bei denen der Knopf "Musik aus" hinterhältigerweise erst eine halbe Minute später sanft eingeblendet wird…

Zum ernsthaften Musikhören ist so ein Gerät natürlich absolut ungeeignet. Auch als "Wohnzimmer-PC" zum DVD-Gucken ergibt sich dasselbe Problem. Ja, schon ein zugemailtes, ein paar Sekunden langes Scherzvideo mit Ton weckt den dringenden Wunsch, externe Lautsprecher, die Stereoanlage oder wenigstens einen Kopfhörer anzustecken.

Notebooks sind keine Ghettoblaster

Ist zwar eigentlich kein Problem, allerdings ergeben die Kabel am Notebook dann sofort wieder den Kabelsalat, den man mit WLAN doch gerade vermeiden wollte. Irgendwann fliegt man auf dem Weg zur Stereoanlage drüber und dann sind die Stecker verbogen und Notebook oder Verstärker liegen am Boden. Eine Funklösung wäre angebracht.

Der I-Trip, der kleine UKW-Piratensender für den I-Pod, wäre eine nette Lösung: Dann bräuchte man nur noch den passenden Sendekanal an der Stereoanlage einzustellen. Doch leider ist es in Deutschland nun mal nicht erlaubt, so einfach seinen eigenen Radiosender aufzumachen – und Notebooks liefern auch nicht die passende Betriebsspannung für den UKW-Sender mit wie der I-Pod.

Apples "Airport Express" klingt nach einer recht interessanten Alternative. Dies ist ein WLAN-Accesspoint, der nicht nur einen Ethernet-Port für den Internet-Zugang hat, sondern auch noch einen Audio-Ausgang. Man kann mit ihm sich also nicht nur die große weite Welt ins Gerät holen, sondern auch die auf diesem gehortete Musik zumindest im Haus verteilen. Apples Idee ist es, dass man dazu überall in der Wohnung "Airport Express" an Soundsystemen montiert. Danach kann man mit dem PC statt der eingebauten Lautsprecher auch die in Küche, Badezimmer oder Schlafzimmer beschallen.

Musik drahtlos im ganzen Haus?

Da man in diesen Räumlichkeiten dann allerdings keinen Zugriff auf die Musikquelle hat, wird das dann leicht zu einem Fall von "Klomusik". Sinnvoller ist es daher, die Funkstrecke auf den Raum zu beschränken, in dem man sich mit dem Notebook gerade aufhält.

Die Installation eines Airport-Express-Geräts in ein vorhandenes WLAN ist etwas tückisch: Beim Test kam beim Zugriff auf den Accesspoint immer nur ein Fehler "-4". Apple meinte prompt, das müsse natürlich an diesem dubiosen Betriebssystem liegen, das man da verwende und man solle doch einmal in Redmond nachfragen, was "-4" denn wohl bedeute. Das glaubhafte Versichern, dass Windows-Fehlermeldungen niemals so knapp formuliert seien, sondern mindestens acht hexadezimale Ziffern benötigten, um damit allerdings ebensowenig auszudrücken, ergab die Einsicht, dass die "-4" wohl doch von Apple stammen müsse.

Was uns der kalifornische Hersteller damit sagen wollte, ließ sich dennoch nicht herausfinden; Airport Express musste schließlich über ein Ethernet-Patchkabel statt drahtlos konfiguriert werden. Danach klappte der Kontakt auch drahtlos. Auf die Benutzung als Access Point wurde verzichtet; der war ja schon vorhanden. Man muss Airport Express dazu in einen passiven Modus schalten. Dann kommt dieser in eine Verteilersteckdose hinter der Stereoanlage; ein weiteres Kabel verbindet Airport Express und Stereoanlage.

Besonders elegant ist dies nicht; Abstecken bei Nichtgebrauch ist so nicht möglich und sollte der 3,5mm-Klinkenstecker-Audioanschluss einmal aus dem Apple-Produkt rutschen, so freuen sich die daneben liegenden restlichen Steckdosen des 230-V-Verteilers bestimmt schon darauf, die Stereoanlage in die Luft zu jagen, falls der Kontakt suchende Stecker sich nun ungeschickterweise zu ihnen verirren sollte. Auch Brummstörungen sind bei der Nähe von Audio- und Starkstromkabeln nicht auszuschließen. Eine Verlängerung, die Airport Express aus der Starkstromecke holt, ist allerdings als kostenpflichtiges Sonderzubehör zusammen mit edlen Audiokabeln von Monster lieferbar.

Nun kann man in Apples "I-Tunes" als Ausgabe zwischen der eingebauten Soundkarte und dem WLAN wählen. Nach dem Umschalten ertönt die Musik auch prompt mit etwa zwei Sekunden Verzögerung in bester Qualität aus der Stereoanlage. Qualitätsverluste und Rauschen gibt es dank digitaler Übertragung nicht und die Datenrate ist bereits für WLANs nach IEEE 802.11b mit 11 MBit/s ausreichend gering und lässt auch noch Kapazität für den Internetzugriff. Nur bei gleichzeitigem Filetransfer zu einem anderen Rechner innerhalb des WLAN kann die Musik ins Stottern kommen.

Allerdings ist Airport Express leider nicht, wie eigentlich erhofft, als universeller drahtloser Audioanschluss geeignet: Es wird ja nicht der Output der Soundkarte übertragen, sondern der von Apples I-Tunes. Es können also nur mit I-Tunes abspielbare Audiodateien wiedergegeben werden – ob nun MP3s aus anderen Quellen oder im I-Tunes Music Shop gekaufte AAC-Dateien für den I-Pod. Internetradio kann jedoch nur wiedergegeben werden, wenn es in der zugegeben schön nach Musik-Genres gegliederten Senderliste von I-Tunes erreichbar ist. Windows-Media- oder Real-Player-Streams müssen ohnehin draußen bleiben, ebenso wie vom Betriebssystem erzeugte Geräusche.

Mangels Echtzeitübertragung nicht videotauglich

Bei Videodateien ist komplett Schluss, diese kann I-Tunes nicht abspielen, von DVDs ganz zu schweigen. Zwar ist das Interface von I-Tunes zu Airport Express gehackt worden und auch Apple-Mitarbeiter rechnen nun unter der Hand damit, dass bald auch ein DVD-Player erscheint, der Airport Express ansprechen kann und vielleicht auch DIVX und andere Videoformate abspielt. Doch wirklich sinnvoll wäre dies nicht: Die deutliche Verzögerung, die sich durch die Digitalisierung und WLAN-Übertragung ergibt, macht sich beim Musikabspielen nur lästig bemerkbar, wenn beim manuellen Starten von Titeln die Musik erst nach zwei Sekunden hörbar wird. Ein Video, dessen Ton dem Bild zwei Sekunden hinterherhinkt, wäre jedoch tödlich.

Somit ist die Audiofunktion von Airport Express zwar eine nette Zugabe für den, der einen günstigen und kompakten WLAN-Accesspoint sucht, ohnehin in einer Apple-Rechnerumgebung arbeitet und ab und zu Musik von einem Rechner in einem anderen Zimmer hören will. Als schicker Schnurlos-Ersatz für störende Audiokabel ist sie dagegen schon vom Funktionsprinzip her leider nicht wirklich geeignet.