Der Terror des IS

Ideologie, Akteure und Faktoren - Teil 1

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Ziel dieses Textes ist es, eine Zusammenfassung der historischen Hintergründe und Faktoren zu geben, die für eine Auseinandersetzung mit dem Islamismus und den Ereignissen um Syrien, Irak und Rojava unerlässlich sind. Zugleich möchte ich damit eine Diskussion über die Haltung progressiver Gruppen in Deutschland zu dem Thema anregen. Hierzu werde ich insbesondere im zweiten Teil einige Kritikpunkte zusammentragen, die mir für diese Diskussion wichtig erscheinen. Der vorliegende erste Teil konzentriert sich auf die Hintergründe.

IS-Plakat: "Wir treten auf von Menschen gemachte Gesetze."

Der sogenannte arabische Frühling, der sich anfangs als unorganisierte zivile Bewegung in den muslimischen Ländern entwickelt hat, wurde von Jugendlichen und Frauen getragen, die sich "westlichen Werten" und Lebensweisen nahe fühlten. Sie wollten mehr Demokratie und Freiheit, einen säkularen Staat, sie forderten soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte, sie waren progressiv und revolutionär. Es war ein plötzliches Aufbegehren, das sich wie eine Welle erhob und alles zu erfassen schien: ein bisschen Anarchie und ein bisschen Romantik - ein menschlicher Aufstand gegen religiöse, traditionelle und staatliche Unterdrückung. Diese spontane und friedliche Bewegung hat totalitäre Regime bedroht und vermochte es in manchen Ländern wie Tunesien, Ägypten und Libyen innerhalb kurzer Zeit, Diktaturen zu stürzen.

Der arabische Frühling wurde aber nicht von der ganzen Gesellschaft getragen; in allen Ländern gab es auch Gruppen, die ihre Privilegien nicht verlieren wollten und das alte Regime unterstützten. Viele, die sich den Jugendlichen im Laufe der Proteste anschlossen, waren auch konservativ oder reaktionär und beteiligten sich aus ihren eigenen Gruppeninteressen, die den ursprünglichen Freiheitsideen der Bewegung entgegengesetzt waren.1

Während die Welt von dieser Bewegung begeistert war, begannen Nachbarländer, sie zu manipulieren und in die Irre zu führen, um nicht selbst in den Sog der Aufstände zu geraten. Aber auch die USA und Europa, die ihre stabilen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit den Diktaturen der Region durch allzu demokratische und soziale Entwicklungen gefährdet sahen, versuchten alsbald, Teile der Bewegung unter ihren Einfluss zu bringen.

Als das Geschehen Libyen erfasste, reagierte die NATO unter Führung von Gaddafis ehemals guten Freunden Sarkozy und Berlusconi überraschend schnell. Sie bewaffnete radikale Gruppen aus nordafrikanischen Nachbarländern sowie aus Libyen selbst und unterstützte deren Kämpfe mit Luftangriffen gegen Gaddafi. Nach dem Erfolg dieser Strategie durch den Sturz Gaddafis hatten Italien, Frankreich und die übrigen Länder der NATO vor Ort neue Freunde: Islamisten, darunter vor allem Salafisten. Sowohl in Libyen, als auch in anderen arabischen Ländern, die sich von der freiheitlichen Bewegung des arabischen Frühlings bedroht sahen, setzten regionale Kräfte ebenso wie die NATO auf Islamisten.

So hatte die ungleiche Front aus Nachbarstaaten, USA und Europa die Bewegung zum ersten Mal bewaffnet, als die Aufstände Libyen erfassten. Das war der Ausgangspunkt einer völlig neuen Dimension in der Politik des Terrors islamistischer Gruppen. Islamisten, die einen Ort suchten, an dem sie ihre Ideologie in die Tat umsetzen könnten, wandten sich nach Syrien, wo sie ungehindert einreisen konnten. Dort begann der Frühling des islamistischen Terrors: In zwei Jahren wuchs die Zahl der bewaffneten Gruppen in Syrien auf etwa 1.200, von denen die meisten Salafisten waren. Unter ihnen hat jene Gruppierung, die als ISIS bekannt geworden ist, die Führung übernommen.

Die ISIS ist ein internationales sunnitisches Terrorprodukt, das von unterschiedlichen Staaten und Gruppen produziert wurde, um ihren jeweiligen - zum Teil widersprüchlichen - Interessen zu dienen. Dieses Produkt, das seine Markenzeichen - schwarze Kleider und Fahnen, lange Bärte und grauenerregende Terrortaten - in die ganze Welt getragen hat, ist dennoch nur die Spitze des Eisberges. Die Informationen, die uns durch Medien und Politik erreichen, sind zum Teil falsch, zum Teil unzureichend und zeigen jeweils nur einen Ausschnitt des Gesamtbildes. Um die heutigen Entwicklungen zu verstehen, ist es nötig, den Rest des Eisberges ins Auge zu fassen. Mit diesem Artikel werde ich versuchen, die Interessen und Rollen der strategisch wichtigsten jener Länder und Kräfte herauszuarbeiten, die sich später als "Freunde des syrischen Volkes" bezeichneten und dort zusammen Politik machen sowie die historischen Ursachen der aktuellen Entwicklungen zu skizzieren.

Saudi-Arabien

Saudi-Arabien ist ein absolutistischer Staat, der von der salafistischen Ideologie beherrscht wird. Seit über hundert Jahren versucht Saudi Arabien diese Ideologie mit unterschiedlichen Mitteln aktiv unter Muslimen in der ganzen Welt zu verbreiten, bis hin zu Staaten wie China, in denen nur kleine muslimische Gemeinden existieren. Ab den 1980er Jahren folgten der Aufbau und die Förderung auch bewaffneter, radikaler islamistischer Gruppen. So geschehen u.a. in Afghanistan, Tschetschenien, Bosnien usw.

Heutzutage mobilisieren salafistische Organisationen muslimische und konvertierte Jugendliche nicht nur in muslimischen Ländern, sondern fast in der ganzen Welt. Saudi-Arabien macht das mit seinen Universitäten, Hilfsorganisationen, durch staatliche Institutionen und mit modernen Massenmedien. Die USA und andere westliche Partner beliefern Saudi-Arabien großzügig mit modernen Waffensystemen - trotz der verheerenden Menschenrechtssituation im Land und der offensichtlichen Unterstützung salafistischer Gruppen auf der ganzen Welt. Auch die Bundesrepublik spielt hierbei eine tragende Rolle: Saudi-Arabien zählt zu den größten Abnehmern deutscher Rüstungsexporte. Viele dieser Waffen befinden sich nun in den Händen des IS.

Die Rolle Saudi-Arabiens im aktuellen Komplex besteht darin, Dschihadisten zu finanzieren, sie mit Waffen auszustatten und mit Kämpfern zu versorgen, die in der salafistischen Ideologie geschult sind. Gleichzeitig gibt sich Saudi-Arabien offiziell als Teil der Anti-IS-Koalition und unterstützt die US-Bombardements gegen den IS. Mit diesem Widerspruch sind sie in der Anti-IS-Koalition jedoch nicht allein - fast alle der dort agierenden Staaten haben den IS direkt oder indirekt unterstützt oder tun dies bis heute.

Türkei

Die Türkei wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von nationalistischen, säkularen Kräften gegründet und über lange Zeit durch ein säkulares, nationalistisches Einparteiensystem regiert und geprägt. Während dieser Zeit wurden alle anderen, nicht-muslimischen und nicht-türkischen (teilweise sogar sunnitischen) Gruppen unterdrückt. Ihnen wurde eine türkische Identität aufgezwungen.

Als Folge dieser rassistischen Politik wurden viele Volksgruppen wie Armenier, Aramäer, Griechen, Juden, Eziden und Kurden massakriert und Millionen von ihnen gezwungen, ihr Land zu verlassen. Diesem physischen und kulturellen Genozid sind viele Sprachen, Glaubensrichtungen und Kulturen zum Opfer gefallen. Namen von Dörfern, Städten und Menschen wurden türkifiziert, alle lokalen Sprachen wurden verboten. In der Schule wurde eine künstliche, rassistische Geschichte gelehrt.

Viele der Gruppen, die die türkische Identität freiwillig akzeptierten oder unter Zwang annehmen mussten, wurden später zu den radikalsten Vertretern des türkischen Rassismus, wie z.B. die Lasen, Tscherkessen, Araber oder Gruppen wie Albaner und Bosnier, die durch Austausch aus den Balkanstaaten gekommen waren, oder die Armenier und Kurden, die die Massaker überlebt haben. Somit wurden gerade jene Gruppen, die erst später türkifiziert wurden, Träger des türkischen Rassismus, weil sie ihre eigene türkische Identität immer wieder aufs Neue beweisen mussten.

Die meisten Kurden leben im Gebiet der heutigen Türkei (ca. 20 Million, davon wurden ca. 10 Millionen assimiliert). Sie waren die einzige Gruppe, die gegen die Türkifizierungspolitik seit Gründung des heutigen türkischen Staates rebelliert hat. Alle Aufstände wurden brutal unterdrückt (laut türkischer Regierung ist der Kampf der PKK der 29. Aufstand der Kurden, den sie ebenso wie alle anderen zu unterdrücken gedenken). Infolge der Aufstände wurden Hunderttausende massakriert und Hunderttausende mussten in das heutige Rojava (Nordsyrien), den Irak, Libanon, die UdSSR flüchten.

Seit dreißig Jahren kämpfen die Kurden mit einer Guerilla aus Frauen und Männern für ihre Rechte. Dieser Kampf hat dazu geführt, dass die kurdische, traditionell konservative Gesellschaft sich politisch und sozial verändert hat. Dabei ist es wichtig anzumerken, dass es sich bei der genozidalen Türkifizierungspolitik keineswegs um einen rein historischen Prozess handelt: Noch Mitte der 1990er wurden die Bewohner von 4.000 kurdischen Dörfern zwangsweise umgesiedelt, ihre Dörfer wurden vom Militär niedergebrannt. Millionen Kurden mussten während dieser Zeit flüchten, u.a. in die Westtürkei und nach Europa.

Die sunnitischen Gruppen, die heutzutage in der Türkei die Mehrheit bilden, wurden in der Vergangenheit von den säkularen Kräften und Regierungen lange Zeit unterdrückt. Als die sunnitisch geprägte AKP 2002 mit einer breiten Mehrheit die Wahlen gewann, übernahm sie die Regierung. In der folgenden Zeit brachte die AKP die staatlichen Institutionen und die Armee unter ihre Kontrolle und begann nun ihrerseits wie ihre Vorgänger alle anderen Gruppen zu diskriminieren und zu unterdrücken.

Diese Partei, die sich öffentlich zum moderaten Islam bekennt, hat es zu ihrer Mission erklärt, die "Führung der sunnitischen Welt" zu übernehmen, wie vor der Zeit der säkularen Regierungen während des Osmanischen Reichs.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hat mit der Unterstützung der Mehrheit der türkischen Bevölkerung in der gleichen Zeit, in der in den umliegenden muslimischen Ländern im Rahmen des sog. Arabischen Frühlings die Diktaturen stürzten, die staatlichen Strukturen zentralisiert und ausgebaut, die ihm quasi-diktatorische Vollmachten verleihen. Der ehemalige Außen- und heutige Premierminister Davutoglu ist ein panislamistischer Akademiker, der von Erdogan ohne Wahl in sein Amt berufen wurde, wie es bei vielen heutigen Regierungsmitgliedern der Fall ist. Sie träumen von einem türkischen Staat mit der politischen Macht und der geographischen Ausdehnung des Osmanischen Reiches.

In Libyen wandte sich die Türkei während des sogenannten Arabischen Frühlings anfangs gegen die Intervention der NATO. Als diese eine Woche später angriff, leistete die Türkei jedoch aktive Unterstützung. Nach dem Sturz des Machthabers Gaddafi holte die Türkei viele der Rebellen, die dort gekämpft hatten, ins eigene Land. Sie wurden in Luxushotels untergebracht und wie Helden gefeiert, mit dem Ziel, sie nach Syrien zu schicken, um dort gegen den alten Partner und neuen Feind der Türkei, Bashar al-Assad, zu kämpfen.

Den Aufstand der syrischen Bevölkerung gegen Assad nutzend, bildete die Türkei in den Flüchtlingscamps junge syrische Männer gegen Geld militärisch aus um sie dann in den Kampf gegen Assad nach Syrien zu schicken. Hier trafen sie auf Salafisten, die aus der ganzen Welt anreisten - meist ebenfalls über die Türkei und mit deren Unterstützung -, um die Gunst des Augenblicks zu nutzen und in Syrien einen Gottesstaat aufzubauen.

Anfang 2014 wurden Mitschnitte einer strategischen Versammlung im Internet veröffentlicht, auf denen der schon erwähnte Außenminister Davutoglu, der Innenminister und Militärs zugegen waren. Auf dieser Versammlung, auf der offen über die Unterstützung der islamistischen Gruppen gesprochen wurde, sagte der Chef des türkischen Geheimdienstes MIT, dass bisher 2.000 LKWs mit Waffen für Terrorgruppen nach Syrien geliefert worden seien.

Zusammenfassend hat die Türkei die Situation des Arabischen Frühlings und der daraus hervorgegangenen Revolten genutzt, um ihre eigene Machtposition in der Region durch Destabilisierung umliegender Staaten und Unterstützung sunnitisch-islamistischer Gruppen auszubauen und so ihrem strategischen Ziel des Wiederaufbaus im Sinne des früheren Osmanischen Reichs näher zu kommen.

Irak

Im Irak waren bis 2003 die Sunniten als Minderheit in Gestalt der Baath-Partei an der Macht und verfolgten unter der Führung Saddam Husseins lange Zeit eine Politik des Terrors gegen die große kurdische Minderheit und die schiitische Mehrheit im Land. Nach dem Sturz Husseins durch die US-Armee verlor diese Gruppierung ihre Macht, suchte sie aber durch Terrorgruppen zurückzugewinnen und die neuen, nunmehr von der schiitischen Mehrheit bestimmten Strukturen zu stürzen. Im Jahr 2004 gründete sich als eine dieser Gruppen die heutige ISIS, damals noch als irakischer Arm des al-Qaida Netzwerks. Ihre Aktivitäten richteten sich gegen die US-Armee und die schiitischen Machthaber, wobei sie von Gruppierungen aus der ehemaligen Baath-Partei aktiv unterstützt wurden. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat die Gruppe angesichts wandelnder Bedingungen auch ihren Namen und ihre Ziele mehrfach gewechselt: Im Jahr 2006 benannte sie sich in Islamischer Staat im Irak um, 2013 schließlich in Islamischer Staat in Irak und Scham bzw. Levante (ISIS oder ISIL). Unter diesem Namen gelang es ihr, sich und ihre Ziele zu verbreiten und auch in Syrien gleichnamige Strukturen zu gründen, obwohl dort zu diesem Zeitpunkt bereits eine al-Qaida Gruppe Namens al-Nusra existierte.

Alle anderen syrischen und irakischen Islamisten-Gruppen haben sich mittlerweile unter dem Siegel der ISIS gesammelt und darin aufgelöst, darunter auch ein Großteil der FSA. Schätzungen aus dem Jahr 2013 zufolge kämpfen in Syrien 150.000 bewaffnete Rebellen, sowohl Einheimische als auch Ausländer.2

Islamistische Gruppen, die sich gegen ihre Politik wandten, wurden von ISIS angegriffen. Obwohl al-Qaida als bis dahin führende islamistische Terrorstruktur diese Praxis ablehnte, gelang es ISIS sich nahezu alle anderen Gruppen, ihre Waffen und Milizen einzuverleiben. Der Grund für diesen Erfolg liegt u.a. in der Unterstützung durch die irakischen Sunniten und die Türkei, sowie der Kampferfahrung ihrer Mitglieder und der Verwaltungserfahrung, welche die irakischen Sunniten, die sich ISIS anschlossen, aus der Regierungszeit unter Machthaber Saddam Hussein mitbrachten.

Nach raschen Gebietsbesetzungen in Syrien gelang ISIS auch im Irak ein durchschlagender Erfolg, als sie dort innerhalb weniger Tage die mehrheitlich von Sunniten bewohnten Gebiete durch die Unterstützung der Bewohner fast kampflos eroberten und ihr Kalifat in den von ihnen besetzten Gebieten des Iraks und Syriens ausriefen. Dabei änderte sich der Name der Organisation erneut, diesmal in IS - Islamischer Staat.

Inzwischen haben islamistische Terrororganisationen weltweit, darunter al-Qaida, Boko Haram und viele salafistische Organisationen aus Afghanistan, Pakistan, Nigeria, Nord und Mittelafrika sowie auf der arabischen Halbinsel die Macht des Kalifats akzeptiert und sich mit dem IS verbündet oder sich diesem direkt angeschlossen. Die Kämpfer des IS verfügen über moderne Waffen aus US-Beständen, die sie von der irakischen Armee erbeutet haben, sowie russischen und chinesischen Waffen, die sie der Syrischen Armee abgenommen haben und Waffen der sogenannten Freien Syrischen Armee (FSA), mit der diese von westlichen NATO-Staaten beliefert wurde.

Die Finanzierung des IS vollzieht sich im Wesentlichen wie die anderer arabischer Staaten - über Ölverkäufe und Steuern. Der IS hat innerhalb ihres Kalifats mit dem Aufbau einer eigenen Verwaltung begonnen, die Sicherheitskräfte, eine Rechtsprechung gemäß der Scharia und Schulen beinhaltet, in denen sie die salafistische Ideologie unterrichtet und Kinder als Dschihadisten für ihre Zwecke vorbereitet.

Kurden, Syrien und Iran

Kurden

Die Kurden verfügen über kein eigenes Land: Ein Großteil der kurdischen Bevölkerung lebt fremdbestimmt und unterdrückt in jenen Staaten, die heute die historischen Siedlungsgebiete der Kurden besetzen. Einschließlich der kurdischen Diaspora, die durch die scharfe Unterdrückung und Verfolgung in ihren Heimatgebieten entstanden ist, leben heute ca. 40 Millionen Kurden auf der Welt. In der bekannten Menschheitsgeschichte wurden die historischen kurdischen Siedlungsgebiete fast durchgehend fremdbestimmt und von anderen Gruppen besetzt gehalten. Heute handelt es sich hierbei um die Staaten Türkei, Iran, Irak und Syrien.

Die meisten Kurden sind sunnitische Muslime und Aleviten (schiitische Muslime), außerdem existieren noch kleinere nicht muslimische Glaubensrichtungen wie Eziden und Kakainen. Seit Generationen führen die Kurden einen Widerstandskampf für ihre Rechte und Freiheit. Seit 2003 haben sie im Irak und 2011 in Nordsyrien ihre Autonomie erkämpfen können und sind somit in ihrer langen Geschichte erstmals ihren Träumen von einer eigenständigen und selbstbestimmten Gesellschaft näher gerückt.

Auch unter Kurden existieren einzelne radikale islamistische Gruppen wie Hibullah (nicht zu verwechseln mit der libanesichen Hizbullah), die in 1990ern vom türkischen Geheimdienst gegründet wurde, um gegen den kurdischen Freiheitkampf vorzugehen, der sich unter dem Einfluss säkularer Strukturen vom politischen Islam distanziert hat. Diese Gruppe, die in den 1990er Jahren in Nordkurdistan tausende politische Kurden terrorisierte, hält sich dort auch heute noch in manchen kurdischen Städten. Als zweite Struktur existiert die von Al-Qaida in Südkurdistan gegründete Ensar el Islam. Sie wird von der dortigen kurdischen Autonomieregierung bekämpft und hat kaum Unterstützung in der kurdischen Bevölkerung. Daneben gibt es in Nord- und Südkurdistan islamische politische Parteien, die sich gegen den radikalen Islamismus positioniert haben.

Wegen der zahlreichen negativen Erfahrungen mit muslimischen Besatzern und ihren islamistischen Parteien, distanzieren sich die meisten Kurden vom politischen Islam. Trotz Unterstützung durch Saudi-Arabien, Iran, Türkei und anderen muslimischen Staaten, finden radikale Gruppen keine Basis in Kurdistan. Wenn sich die Konflikte weiter verschärfen, besteht aber die Gefahr, dass, wie in anderen muslimischen Gesellschaften geschehen, eine Radikalisierung u.a. durch die Einflussnahme äußerer Kräfte stattfindet.

Syrien

In Syrien lebt mit etwa 3 Millionen Kurden der kleinste Teil der kurdischen Bevölkerung, der jedoch ca. 15% der syrischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Die meisten von ihnen leben in drei voneinander getrennten Kantonen in Nordsyrien, die von den Kurden Rojava - "der Westen" - genannt werden, sowie in syrischen Großstädten.

Vor dem Aufflammen des arabischen Frühlings bildeten sie die einzige ernstzunehmende Opposition gegen das Assad-Regime. Als die zivile Bewegung Syrien erfasste, beteiligten sie sich aktiv an friedlichen Demonstrationen und setzten sich für ein demokratisches Syrien ein. Nachdem sich die Bewegung radikalisiert und islamisiert hatte, distanzierten sich die Kurden von diesen Gruppen und wählten einen dritten Weg.

Als Assad 2011 seine Truppen aus vielen kurdischen Städten im Norden Syriens zurückzog, um seine Kräfte im Kampf gegen die türkische Politik und die FSA zu verstärken, nutzten die Kurden der Region diese Gelegenheit, indem sie Assads Polizei und Verwaltung durch friedlichen Protest vertrieben. An deren Stelle bauten sie ein säkulares Selbstverwaltungsmodell auf, in das auch die ethnischen und religiösen Minderheiten der Region einbezogen wurden. Zur militärischen Selbstverteidigung erwarben sie Waffen vom Schwarzmarkt und gründeten die Volksverteidigungskräfte YPG und YPJ (die Fraueneinheiten innerhalb der Miliz). Dies erwies sich als notwendig, da es wiederholt zu teils anhaltenden und heftigen Angriffen durch die Truppen Assads, der FSA, der al-Nusra (syrische al-Qaida) und seit 2013 des IS kam. Innerhalb der YPG kämpfen auch ca. 500 christliche Millizionäre, die über eigene Einheiten verfügen. Bis zu ihrer wichtigen Rolle bei der Rettung von Eziden und Christen während des Massakers des IS in Sengal und bei der Verteidigung Kobanes gegen den IS wurden ihr Kampf und ihre Rolle von der Welt jedoch ignoriert.

Nachdem die zivile Bewegung des arabischen Frühlings in allen Ländern ihr Ziel verfehlt hatte und die ursprünglichen freiheitlichen Momente als treibende Kraft durch reaktionäre islamistische Strömungen ersetzt worden waren, hatten sich Menschen mit Sympathie für den Aufstand ebenso wie unterdrückte Gruppen enttäuscht davon abgewandt. Die Welt verlor das Interesse an den Ereignissen in den arabischen Regionen, bis der IS in den Medien und der politischen Debatte auftauchte und von der westlichen Welt als Gefahr für die eigene Sicherheit wahrgenommen wurde. Erst jetzt gewannen die Kurden als widerständische Akteure auch in der Wahrnehmung der westlichen Medien an Bedeutung. Der Widerstand der Kurden trägt auch die Hoffnungen und Ideale derjenigen weiter, die in den Anfängen des arabischen Frühlings für eine bessere Zukunft gekämpft haben. Die Kurden haben es außerdem nicht zugelassen, dass radikale Gruppen an Einfluss gewinnen und die Bewegung islamisieren oder terrorisieren. Während in allen Ländern des sog. Arabischen Frühlings heute Vertreter oder Gruppen des radikalen Islams stark geworden sind, bilden die Kurden und ihr Gesellschaftsmodell eine demokratische Insel in der Region.

Assads Syrien

Seit 1970 wird Syrien von der Dynastie der Familie Assad regiert. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime und Araber (etwa 80%), der Rest setzt sich aus Christen, Eziden und Drusen zusammen, sowie aus anderen ethnischen Minderheiten wie Kurden, Assyrer, Armeniern, Tscherkessen, Turkmenen usw. Die Familie Assads gehört einer religiösen Minderheit an (Nusayrier-Aleviten-Schiiten ) und regiert den Staat über die nationalistische, sozialistische Baath-Partei bis heute.

Die sunnitische Mehrheit wurde in dieser Zeit von den Nusayriern unterdrückt. Im Jahr 1982 wurden in der Stadt Hama etwa 30.000 Sunniten mit der Begründung massakriert, dass sie die Muslimbrüder unterstützen würden. Die Sunniten und der politische Islam blieben bis 2011 im Untergrund. In diesem Jahr sahen sie mit dem arabischen Frühling die Gelegenheit gekommen, erst mit friedlichem, dann mit gewalttätigem Protest und später mit islamistischen Terrororganisationen einen offenen Krieg gegen Assad aufzunehmen, der sich aber auch gegen andere religiöse und ethnische Minderheiten richtet.

Während die zivile Protestbewegung anfangs von einer Vielfalt von Gruppen aus der gesamten syrischen Bevölkerung getragen wurde, also u.a. auch Christen und Kurden an den friedlichen Protesten zentral beteiligt waren, wurden sie im Zuge der zunehmenden Dominanz islamistischer Gruppen im Bürgerkrieg selber zu Opfern und an den Rand gedrängt.

Freie Syrische Armee

Die FSA wurde zunächst von sunnitischen Soldaten gegründet, die von Assads Armee desertiert waren. Doch bereits kurz nach der Gründung schlossen sich auch Söldner und ausländische islamistische Gruppen der FSA an. Ausländische "Freunde des syrischen Volkes" (USA-NATO und unter den arabischen Staaten, insb. Katar, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Ägypten) bewaffneten die aufständische Armee, welche den Kampf gegen Assads Armee mit den gleichen Methoden und zum selben Zweck der Machterlangung führte. Alsbald agierten diese Truppen immer brutaler und grausamer, massakrierten Zivilisten, verfolgten ethnische und religiöse Minderheiten (darunter Kurden, Armenier, Assyrer, Eziden und schiitische Turkmenen) und plünderten ihre Häuser.

Diese Armee konnte ihr Raubgut - Industriemaschinen, historische Denkmäler, persönliche Wertgegenstände und praktisch alles, was sich zu Geld machen ließ - ungehindert in die Türkei verbringen. Historische Denkmäler, die sich nicht transportieren ließen, wurden ebenso wie die Glaubenseinrichtungen, Kult- und Gedenkstätten anderer Religionen und Glaubensrichtungen in die Luft gesprengt. Die FSA betrieb Entführungen und erhob Lösegeldforderungen, von denen u.a. Journalisten und Aktivisten von Hilfsorganisationen betroffen waren.

Ab 2011 ging es nicht mehr nur um einen Bürgerkrieg zwischen den Kräften des Assad-Regimes und der FSA. Die Kämpfe nahmen zunehmend die Gestalt eines versteckten Weltkriegs in einem Land an, in dem die "Freunde des syrischen Volkes" - die NATO und jene arabischen Länder, in denen Sunniten an der Macht sind - die FSA unterstützen, auf der anderen Seite Russland, China, Iran, Irak und schiitische Gruppen aktive Unterstützung für Assad leisteten.

Sowohl die FSA als auch das Assad-Regime wurden durch diese Unterstützung von den jeweiligen Bündnissen abhängig, beide Seiten verloren ihre Initiative und die Macht über den Verlauf des Krieges. Mit der Hilfe iranischer Waffenlieferungen und Militärs, Hizbollah-Rebellen und russischen Waffen konnte das Assad-Regime sich gegen die Dschihadisten halten. Doch durch die Unterstützung geriet das Regime ähnlich wie die schiitischen Machthaber des Irak unter iranische Kontrolle.

Iran

Der Iran ist der älteste und größte Staat im Nahen Osten. Im Iran leben zahlreiche religiöse und ethnische Minderheiten. Die Regierung liegt in den Händen der Perser. Seit 1979 sind Vertreter des schiitischen Islam an der Macht und unterdrücken andere Minderheiten und oppositionelle Gruppen.

Als die Aserbaidschaner als zweitgrößte Minderheit (über 20 Millionen) versuchten, einen eigenen Staat zu gründen, wurden sie brutal niedergeschlagen und unterdrückt, so dass sie heute in der Politik als Opposition keine wirksame Rolle mehr spielen, zumal sie inzwischen in die Regierungsstrukturen integriert wurden. Im Iran leben etwa 10 Millionen Kurden. Wie in den anderen kurdischen Gebieten haben auch die Kurden im Iran seit langem für einen eigenen unabhängigen Staat oder für eine Autonomie gekämpft. Auch sie wurden vom iranischen Staat unterdrückt - mithilfe von Russland und der Türkei. Heute kämpfen Kurden im Iran in unterschiedlichen bewaffneten und politischen Parteien und unterstützen aktiv den Kampf der Kurden in anderen Staaten.

Die aktuelle Grenze, die das kurdische Gebiet zwischen dem Iran und der Türkei aufteilt, wurde bereits 1639 gezogen. Auch wenn sich die großen Mächte der Region politisch und teilweise militärisch immer wieder bekämpfen, sind sie sich im Hinblick auf den Kampf gegen Kurden einig. So z.B. auch heutzutage: Während die Türkei den IS aktiv unterstützt und der Iran aktiv gegen den IS kämpft, sehen beide Staaten eine Gefahr in der kurdischen Selbstverwaltung und kämpfen gemeinsam gegen diese. Der Iran hat mit seiner antisunnitischen und antisemitischen Politik ("Israel von der Landkarte tilgen") großen Einfluss auf fast alle schiitischen Gruppen im Nahen Osten. Die Machthaber im Irak und in Syrien sowie Gruppen wie die Hizbullah, die Hamas und schiitische Gruppen im Libanon, in Jemen und in Bahrain sind ideologisch, politisch und teilweise militärisch vom Iran abhängig.

NATO und die USA

Die Rolle der NATO und der USA im aktuellen Konflikt lässt sich am Beispiel von Afghanistan gut erklären: Nachdem die Sowjetunion 1979 in Afghanistan einmarschiert war und das Land besetzt hatte, begann ein schmutziger Krieg, der noch bis heute andauert. Gegen die sowjetische Besatzung kämpften in Afghanistan v.a. unterschiedliche Mudschahedin. In der gleichen Zeit gründeten sich in Afghanistan erste salafistische Gruppen mit der offiziellen Unterstützung der USA, von Pakistan und Saudi-Arabien und begannen einen sog. Gotteskrieg (Dschihad) gegen die sowjetische Besatzung.

Durch die militärische und finanzielle Unterstützung der genannten Großmächte wurden die Salafisten zu der einflussreichsten und stärksten Gruppe in der Region. Obwohl die afghanische Bevölkerung sich anfangs von den aus dem Ausland kommenden, radikalen Gruppierungen distanzierte, war sie später gezwungen, deren Macht und religiösen Gesetze zu akzeptieren. Millionen von Afghanen flohen vor dem Krieg mit der Sowjetunion in die Nachbarländer, insbesondere nach Pakistan, dem Partner der USA. In den pakistanischen Flüchtlingscamps wurden - wie derzeit in der Türkei - junge Männer ideologisch geschult, bewaffnet und ausgebildet, um in den Gotteskrieg zu ziehen. Al-Qaida und Taliban wurden so von Pakistan und den USA mit aufgebaut und unterstützt. Sie sind bis heute wichtige salafistische Akteure und haben lange Zeit andere politische und ethnische Minderheiten unterdrückt und ihre Ideologie im Land durchgesetzt.

Die Sowjetunion hat nach ihrem Abzug aus Afghanistan 1989 einen Bürgerkrieg hinterlassen, mit über zwei Millionen Toten, vielen Verletzten und Millionen von Flüchtlingen. Die meisten Flüchtlinge sind nach Pakistan oder in den Iran geflohen, wo sie illegalisiert leben mussten. Andere suchten Asyl in unterschiedlichen Staaten der Welt, wo sie, wie in den EU-Staaten häufig, kein Asylerhielten, da die Situation in Afghanistan offiziell nicht als Bürgerkrieg galt. Vielmehr wurden Afghanen in der öffentlichen Meinung vor allem mit Terror und Drogen gleichgesetzt.

Nach dem 11. September 2001 haben die USA und die Nato unter dem Vorwand der Anti-Terror-Bekämpfung Afghanistan angegriffen und besetzt. Dieser Krieg, der bis heute andauert, hat den Terror in Afghanistan und in anderen muslimischen Ländern weiter verstärkt. Soldaten der USA und der Nato haben mehr Zivilisten als Terroristen getötet und den Konflikt zwischen ethnischen und religiösen Gruppen vertieft. Hunderttausende Menschen sind gestorben, Millionen mussten erneut ihr Land verlassen.

Was heute in Libyen und Syrien geschieht, kann man in der jüngeren afghanischen Geschichte bereits finden und so die Erklärungen der USA-Nato und Saudi-Arabiens, der "Krieg gegen ISIS braucht eine lange Zeit, 3-5 oder 10 Jahre" besser verstehen. Ohne die Unterstützung der USA wäre der radikale Islam heute nicht so stark und kein relevanter Akteur auf der Welt.

Der Islam und der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten

Der Konflikt zwischen den beiden muslimischen Gruppen hat direkt nach dem Tod des Propheten Mohammed angefangen. Nach seinem Tod haben sich seine Nachfolger nicht - wie im Islam normalerweise üblich - um den Leichnam des Propheten gekümmert, sondern vielmehr untereinander darum gekämpft, wer sein amtlicher Nachfolger (Kalif) werden soll. Es ist auffällig, dass beim Begräbnis des Propheten der Überlieferung zufolge nur 16 Personen aus seiner näheren Verwandtschaft anwesend waren, während die muslimische Gemeinde damals ca. 140.000 Menschen umfasste. Darin zeigt sich, welchen Stellenwert der Islam für seine Anhänger als Machtinstrument hatte, und welchen als Religion.

Der offizielle Nachfolger sollte laut Wunsch des Propheten selbst sein Cousin und Schwiegersohn Ali werden. In den ersten 22 Jahren nach dem Tod Mohammeds konnte sich Ali aber nicht als Kalif durchsetzen; es wurden drei Kalife ernannt, von denen zwei aus Machtgründen ermordet wurden. Der vierte Kalif war Ali. Während der ersten vier Kalifate wurden viele Gebiete auch außerhalb der arabischen Halbinsel brutal erobert und islamisiert (erster Dschihad). Die Verbreitung des Islams durch die islamische Armee während der ersten vier Kalifate war so brutal wie der heutige IS-Terror. Viele Menschen wurden geköpft und Frauen und Kinder vergewaltigt und versklavt.

Während der Amtszeit von Ali riefen die Umayyaden (heutige Sunniten), die Ali nicht als Kalifen anerkannten, in den eroberten Gebieten ein eigenes Kalifat aus, dessen Hauptstadt Damaskus war. Das Kalifatsamt in diesem Staat wurde nunmehr vererbt, die Amtssprache war ausschließlich arabisch. Umayyaden waren die Pioniere des arabischen Nationalismus - alle anderen, nicht arabischen Gruppen wurden unterdrückt (z.B. mussten auch nicht-arabische Muslime jene Extrasteuer zahlen, die von Ungläubigen zu entrichten ist).

Ali seinerseits hat Küfa (in der Nähe des heutigen Bagdad) zur Hauptstadt seines Kalifats erklärt. Nach der Ermordung von Ali wurde sein Sohn, Hüseyin, zum Kalifen ernannt, der von den Herrschern der Umayyaden ebenfalls nicht anerkannt und 661 n.Chr. ermordet wurde. Hüseyin und seine Anhänger wurden in der Wüste Kerbala von 10.000 Soldaten der umayyadischen Armee massakriert, indem sie geköpft wurden. Das war das vorübergehende Ende des schiitischen Kalifates. Die Ermordung von Hüseyin bildete den unumkehrbaren Ausgangspunkt des schiitisch-sunnitischen Konfliktes. Bis heute erinnern sich die Schiiten im Rahmen einer Zeremonie (Ashura) jedes Jahr an die brutale Ermordung ihres Kalifen und lassen den Schmerz ihrer Vorgänger und gleichzeitig den Hass auf die Sunniten neu aufleben.

Im Jahr 750 n.Chr. haben die unterdrückten islamischen, aber zumeist nicht-arabischen Gruppen unter dem Führer Ebu Muslim Horasani einen Aufstand gegen die Umayyaden durchgeführt und ihre Macht gestürzt. Die Aufständischen setzten ihre Hoffnung in einen Nachfolger Alis und stimmten zu, dass der neue Kalif ein Schiite (Abbasiden) wurde. Der neue Kalif ernannte Bagdad zur Hauptstadt und tötete dann als erstes den Revolutionsführer Horasani. In der darauf folgenden Zeit hat er alle Umayyaden verfolgt, getötet, ihre Städte geplündert, ihre Heiligtümer geschändet (Grabmäler von Gelehrten), die Toten herausgeholt, ihre Knochen gepeitscht, geschändet und verbrannt.

Dieser unbeschreibliche Hass und die Barbarei leben bis heute in der muslimischen Welt bei jeder Gelegenheit wieder auf und jedes Mal werden andere Minderheiten zum Opfer dieses Machtkonflikts. Der heutige Terror des IS ist für die Minderheiten in der muslimischen Welt somit nicht neu. Eziden sagen, das aktuelle Massaker sei das 73. Massaker, das sie erleben.

Serdescht Qalender lebt seit einigen Jahren in Deutschland. Davor hat er im Nahen Osten aktiv Politik gemacht und sich an sozialen Bewegungen beteiligt.

Teil 2: Der "Stille Weltkrieg" und die linke Schockstarre. Hintergründe zu den Ursachen des IS-Terrors und Überlegungen zu linken Reaktionen