Der Verfall der Aufmerksamkeit
Obama konnte durch die Tötungsaktion von Osama an Popularität gewinnen, mittlerweile ist der Effekt schon wieder verpufft
Es wurde als ein epochales Ereignis inszeniert: die Tötung des Terrorfürsten Bin Laden in Pakistan. Was Vorgänger Bush nicht geschafft hat, wurde von US-Präsient Obama erreicht,. Der scheinbar selbstlos sagte, dass die USA ihre Drohungen wahr machen, auch wenn es länger und womöglich mehrere Präsidentschaften dauert.
Ob Bin Laden aktuell immer noch eine Rolle im dezentralen Netzwerk von al-Qaida spielte oder al-Qaida, also die internationale Variante der islamistischen nationalen Revolten, nicht schon länger, verstärkt durch die Revolten in Ägypten, Tunesien, Syrien oder Libyen, an Bedeutung verloren hat, spielte für die US-Regierung keine Rolle. Der meistgesuchte Terrorist war gefunden und getötet worden, jetzt muss man schauen, die Bedeutung dieser Leistung hochzuspielen.
Das schien erstmal auch gut zu gelingen. Die Werte für Barack Obama schossen in die Höhe (Im Nebel des Antiterrorkampfes), aber schon zwei Wochen nach dem Spektakel scheint alles – so eine Gallup-Umfrage - verpufft zu sein und die Wirklichkeit den Präsidenten wieder eingeholt zu haben.
Der Ausschlag war sogar geringer als der, den Bush noch durch die ebenfalls mächtig inszenierte Festnahme von Saddam Hussein erzielte. Damals schnellte die Popularität von Bush immerhin für sieben Wochen um 15 Punkte in die Höhe. Obama konnt gerade einmal 6 Prozent erzielen – und das auch nur für zwei Wochen. Jetzt liegt seine Popularität wieder wie vor Osamas Tötung bei 46 Prozent. Das Allzeitereignis war angeblich 9/11, es katapultierte Bush um 35 Punkte nach oben – und das für lange Zeit, viel länger als Roosevelt nach Pearl Harbour.
Vermutlich liegt es nicht an Obama, sondern die mediale Aufmerksamkeit hat nach 9/11 noch einmal in ihrer Selektivität beträchtlich zugelegt, gleichzeitig natürlich auch die Erregbarkeit der Menschen und deren Vergesslichkeit. Das mag man bedauern, aber es weist auch darauf hin, dass politische Inszenierungen nicht mehr so leicht verfangen, vor allem aber, nicht mehr wie nach 9/11 eine politische Strategie stützen können. Möglicherweise haben die Spin-Doktoren allmählich ausgespielt , weil die mediale Aufmerksamkeit sich gegen allzu viel Manipulation abschottet und jetzt andere Aufmerksamkeitsstrategien gefragt wären.