Der Wald stirbt
Die Energie- und Klimawochenschau: Von Hitzewellen, Unwettern, den Folgen für den Wald, einer Warmzeit in Grönland und erfreulichen Entwicklungen in Afrika
Das war eine Rekordhitze. Mehrfach wurden Ende Juli neue Temperaturrekorde für Deutschland registriert. Letztlich wurde der erst 2015 im bayerischen Kitzingen aufgestellte Rekord um mehr als zwei Grad Celsius überboten, als ziemlich weit im Norden, im niedersächsischen Lingen 42,6 Grad Celsius gemessen wurden. Das Städtchen liegt im Emsland unweit der niederländischen Grenze und etwa 120 Kilometer südlich der Nordseeküste.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht in seiner Auswertung des Julis von einem historischen Monat. "Drei Tage in Folge 40 Grad, dabei 25 Mal Höchstwerte von 40 Grad und mehr. Das geht in die meteorologischen Geschichtsbücher ein", meint DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich.
Von 1881 bis 2018 seien an den Messstationen des DWD in Deutschland - aktuell werden rund 2000 betrieben - insgesamt nur zehn Mal 40 Grad erreicht oder überschritten worden, doch im Juli 2019 geschah dies innerhalb von nur drei Tagen 25 Mal. Insgesamt lag der Juli im Landesdurchschnitt mit 18, 9 Grad Celsius zwei Grad über dem Normalwert, das heißt über dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990. Im Vergleich zu den drei letzten Dekaden (1981 bis 2010) war es noch um 0,9 Grad Celsius zu warm.
Die Statistik macht es also auch für den letzten unübersehbar: Das Klima ändert sich, und zwar rasch, sehr rasch. Das zeigt auch eine Auswertung der Hitzewellen in Europa, die der DWD durchgeführt und in unten stehender Grafik zusammengefasst hat.
Diese zeigt alle Hitzewellen in Europa für die Jahre 1950 bis 2018. Die diesjährigen Hitzeepisoden sind dabei noch nicht berücksichtigt. Auffällig ist die Häufung seit Ende der 1990er Jahre. Der Wetterdienst hatte bereits 2015 gewarnt, dass Hitzewellen in Deutschland das Sterberisiko von Herzkranken um bis zu 15 Prozent erhöhen. Das hatten die Auswertung der Daten bis 2014 ergeben.
Für diverse Schweizer Wetterstationen ergibt eine statistische Analyse, dass Ereignisse wie die Hitzewelle der letzten Woche, die dort vom 21. bis zum 25. Juli anhielt, inzwischen zehnmal so häufig auftreten wie noch zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Dies erläutert Reto Kuntti, der an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich forscht und Klimawissenschaften lehrt.
Schwere Gewitter - die Hitze-Zwillinge
Nach der großen Hitze kamen dann die Unwetter. Besonders im Alpenraum wüteten schwere Gewitter. Auch südlich der Berge in Rom schlugen Unwetter zu. In Rom starb eine junge Frau, als ihr Auto von einer besonders starken Böe erfasst und weggeschleudert wurde. Tennisball große Hagelkörner haben nach dem verlinkten Bericht der Tagesschau in den österreichischen Bundesländern Steiermark, Kärnten und Burgenland 12.000 Hektar Land mit Getreide, Gemüse und Wein zerstört. Das ist immerhin eine Fläche von 120 Quadratkilometern.
Die Schwere der Unwetter kommt für Meteorologen nicht unbedingt überraschend. Zum einen kann die Luft umso mehr Wasserdampf aufnehmen, um so wärmer sie ist. Überdurchschnittliche Temperaturen der Wasseroberfläche des Mittelmeers haben zudem dafür gesorgt, dass dies auch geschieht. Die Zunahme ist übrigens nicht linear, sondern exponentiell.
Zum anderen spielt die Dynamik der Gewitter eine Rolle. Sie beziehen einen erheblichen Teil ihrer Energie aus der Wärme, die freigesetzt wird, wenn der Wasserdampf in aufsteigender Luft aufgrund des nachlassenden Luftdrucks kondensiert, das heißt kleine Tröpfchen bildet. Durch diese freigesetzte Wärmeenergie wird der Auftrieb der Luft verstärkt und somit neue Luft von unten angezogen. Je mehr Wasserdampf vorhanden ist, desto stärker kann das Gewitter ausfallen.