Der Wald stirbt

Seite 2: Grönland taut

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Derweil hat sich die warme Luft aus Europa nach Norden oder genauer gesagt nach Nordwesten verzogen. Dort ist sie am Dienstag über Grönland, wobei sie sich natürlich abgekühlt. Allerdings ist sie noch immer viel zu warm für die dortige Region und dürfte in den nächsten Tagen zu einem großflächigen Tauen der Gletscher führen.

Wie es aussieht, wird dies selbst den Kamm erreichen, der an seiner höchsten Stelle immerhin rund 3400 Meter hoch ist. Die unten wiedergegebene Grafik stellt die Dienstagfrüh erstellte Vorhersage der Lufttemperatur in zwei Metern Höhe für den Nachmittag da. Die Lufttemperatur ist in der Regel etwas höher als die Bodentemperatur, weshalb die tauende Fläche vermutlich etwas geringer ausfallen wird.

Für gewöhnlich findet der Eisverlust der grönländischen Gletscher nur durch Tauen an den Rändern und durch Kalben an der Küste statt. Unter Letzterem wird das Abbrechen von Eis an den ins Meer ragenden Gletscherzungen verstanden. Hier kann mit ein bis zwei Tagen Verspätung verfolgt werden, wie ausgedehnt es gerade auf Grönland taut und wie die Satellitenbeobachtungen im Kontext älterer Messungen zu bewerten sind.

Vorhersage für die Lufttemperatur in der Arktis für Dienstag. Die Null-Grad-Linie ist weiß, alle Gebiete unter dem Gefrierpunkt haben Blauschattierungen. Auf Grönland wird es in den folgenden Tagen besonders großflächig tauen. Bild: Climate Change Institute, University of Maine, USA

Erhöhte Ozon-Werte

Hitze und hohe Sonnenstrahlung bedeuten hierzulande oft auch erhöhte Ozonwerte, und so wurden denn in der zweiten Julihälfte in so ziemlichen allen Landesteilen sehr häufig hohe Ozonkonzentrationen festgestellt. Maßgeblich für die Auswirkungen ist, wie lange die hohen Konzentrationen anhalten, weshalb meistens die über acht Stunden gemittelte Werte herangezogen wird, und zwar der höchste an einem Tag auftretende.

Dieser lag schon im Juni oft und dann ab dem 18. Juli in vielen und zeitweise in fast allen Landesteilen über 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, wie die Karten des Umweltbundesamtes zeigen. Besonders hohe Werte wurden am 23. und 24. im äußersten Westen und Südwesten erreicht, also in jenen Regionen, in denen die Sonneneinstrahlung besonders intensiv war.

Ozon ist ein Sauerstoffmoleküle mit drei Atomen, das besonders reaktionsfreudig, das heißt aggressiv ist. Es entsteht unter Einwirkung von Sonnenlicht und setzt das Vorhandensein von Stickoxiden voraus. Diese stammen hierzulande vor allem aus den Abgasen des Straßenverkehrs. Auch flüchtige organische Verbindungen aus Lösungsmitteln, industriellen Prozessen und Autoabgasen spielen eine Rolle.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist bodennahes Ozon - nicht zu verwechseln mit der schützenden Ozonschicht in der höheren Atmosphäre - verantwortlich für Herz- und Atemwegserkrankungen sowie ein Auslöser von Asthmasymptomen und in Europa für jährlich 21.000 vorzeitiger Todesfälle verantwortlich.

Seit 2010 sind in Deutschland, analog zu den Vorschriften in den anderen EU-Mitgliedsländern Grenzwerte gesetzlich fixiert, die Zielwerte genannt werden und damit weniger verbindlich sind. Demnach gilt, dass der höchste Acht-Stunden-Mittelwert eines Tages nicht über 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen sollte. Dieser sollte gemittelt über drei Jahre höchstens an 25 Tagen überschritten werden. Langfristig soll er gar nicht mehr überschritten werden.

Davon waren wir in diesem Sommer bisher Lichtjahre entfernt, und auch das Dreijahresmittel dürfte angesichts des Vorjahres bereist vielerorts überschritten werden. Und warum hat man davon so wenig gehört? Weil die Alarmschwelle, bei der die Öffentlichkeit gewarnt wird, erst bei 240 Mikrogramm pro Kubikmeter im Stundenmittel liegt. Solche Werte wurden nur am 25. am frühen Nachmittag in einem kleinen Streifen an der niederländischen Grenze erreicht.

Auch die WHO hatte 2005 ursprünglich einen Grenzwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter im acht Stundenmittel vorgeschlagen - den in der EU verabredeten langfristigen "Zielwert" -, empfiehlt inzwischen jedoch, eher von 100 Mikrogramm pro Kubikmeter auszugehen.