Der Wald stirbt

Seite 3: Hitzefolgen und Klimawandel treffen auf einen ohnehin schon geschwächten Wald

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Ozon setzt neben dem Menschen auch den Pflanzen zu und hat daher einen Anteil am schlechten Zustand der Wälder. Diesen machen aktuell Hitze- und Sturmschäden schwer zu verschaffen, die unter anderem auch die Ausbreitung von Schadinsekten begünstigen. Verschiedene Medien und auch Waldbesitzer sowie Umweltverbände haben darüber in letzter Zeit berichtet. Dabei wurde auch ein Streit ausgetragen, ob man einfach so mit den bisher einträglichen Fichtenplantagen weiter machen soll oder in welchem Umfang und Tempo der Wald "umgebaut", an die sich verschiebenden Klimazonen angepasst werden muss. "Der Wald droht sich in Teilen aufzulösen", erklärte Baden-Württembergs Forstminister Peter Hauk (CDU) laut Focus und weiter: "Dies hätte dramatische Folgen für den Klimaschutz und die Artenvielfalt."

Doch Hitzefolgen und Klimawandel treffen auf einen ohnehin schon geschwächten Wald. In den 1980er Jahren sprach man vom Waldstreben, später dann von neuartigen Waldschäden. Die Abgase der Kraftwerke wurden entschwefelt, damit jedoch nur eine der verschiedenen Ursachen eingeschränkt. Die Belastungen durch die Stickoxide des Verkehrs und bestimmten Schadstoffen aus der Landwirtschaft nahmen eher zu.

Seit 1984 gibt es auf Bundes- und Landesebene jährliche Berichte über den Zustand der Wälder, und der ist nach wie vor ziemlich schlecht. Doch anders als in den 1980er Jahren wird inzwischen sehr tief gestapelt. Aus Waldsterben wurden Waldschäden, aus den Waldschadensberichten Waldzustandsberichte, und wenn diese veröffentlicht werden, dann erscheinen sie nur noch eher klammheimlich auf den einschlägigen Internetseiten der Ministerien. Presseerklärungen gibt es nicht, Aufmerksamkeit soll offensichtlich vermieden werden.

Als im Frühjahr 2019 die aktuelle "Waldzustandserhebung 2018" des Bundes veröffentlicht wurde, hieß es in deren Zusammenfassung beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dass seit 1984 die Anteile der Schadstufen 2 bis 4 (20 bis 100 Prozent Schäden an einem Baum) und die mittlere Kronenverlichtung bei den Laubbäumen stark angestiegen seien.

Im Durchschnitt aller Baumarten habe im Sommer 2018 der Anteil der Bäume mit deutlichen Kronenverlichtungen, das heißt Ausdünnung der Baumkronen, 29 Prozent betragen. Gegenüber 2017 sei das eine Zunahme um sechs Prozentpunkte gewesen. Die mittlere Ausdünnung der Kronen sei von 19,7 auf 22,0 Prozent gestiegen. Mit 22,8 Prozent sei sie bisher nur 2004 stärker ausgefallen. Letztlich ergibt sich aus den Zahlen des Berichts, dass nur rund ein Viertel der Waldbäume als gesund angesehen werden.

Die öffentliche Meinung

Hitzewellen, Waldbrände, massenweise abgestorbene Bäume in den Wäldern des Harzes oder auch Brandenburgs, brennende Getreidefelder und überschwemmte Straßen, der Klimawandel hämmert sich geradezu ins öffentliche Bewusstsein, offensichtlich auch in den USA. Dortige Meinungsumfragen zeigen, dass über 70 Prozent der Befragten den Klimawandel für sich persönlich wichtig halten. Ein knappes Viertel nimmt ihn bereits im Alltag wahr, und fast die Hälfte geht davon aus, dass er auch für ihn persönlich Nachteile mit sich bringen wird.

Die Umfrage wird seit zehn Jahren regelmäßig durchgeführt und ein Vergleich mit früheren Erhebungen zeigt eine erhebliche Zunahme des Problembewusstseins. Dennoch gibt es eine große Unsicherheit, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Eines der diskutierten Mittel ist eine CO2-Steuer. Allerdings ist ein Vorschlag, mit dem die eingenommenen Mittel in Waldschutz und öffentliche Verkehrssysteme gesteckt worden wären, im US-Bundessaat Washington gerade in einer Volksabstimmung gescheitert. Die Ölindustrie hatte viel Geld in eine Gegenkampagne gesteckt.

Gleichzeitig bewirbt sie eine aufkommensneutrale Variante der Steuer, die die Einnahmen per Scheck an die Bürger zurückgeben würde. Zum Paket gehört allerdings auch, dass im Gegenzug klimapolitische Regulierungen des US-Umweltbundesamtes (EPA, Environmental Protection Agency) zurückgenommen werden. Bei den Bürgern sind derlei Vorschläge aber nicht populär, wie die Meinungsumfragen ebenfalls ergeben haben.