Der gefährliche Dauerkonflikt Kaschmir geht alle an

Seite 2: Gefährliche Spiele: USA und Europa

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Die USA dagegen spielen ein ganz gefährliches Spiel. Enttäuscht von den Lügen Pakistans und dem wachsenden Einfluss Chinas, setzten sie nun auf die indische Karte. Doch anstatt im Hintergrund auf Mäßigung zu setzten, ist es wahrscheinlich, dass sie Modi zum Anschlag in Balakot ermutigt haben - in der Hoffnung, dass dies China und Indien noch weiter auseinanderbringt.

Die "scheinheilligen" Europäer können bei einer Lösung wie bei den meisten internationalen Konflikten außen vor gelassen werden: Die Franzosen liefern gerade Rafale-Kampfjets an Indien und haben wie Deutschland nur die üblichen Phrasen: "Wir rufen beide Seiten auf ..."

Dass auch Deutschland weiter zu den größten Waffenverkäufern der Erde zählt, macht die Phrasen bedeutungslos. Gar nicht auszudenken, wenn Indien schon jetzt im Besitz der französischen Rafale gewesen wäre und Pakistan militärisch in die Ecke gedrängt hätte.

Dabei hält Narendra Modi alle Karten in der Hand, auch ohne Militärschläge Pakistan unter Druck zu setzen, denn Pakistan ist nicht nur wirtschaftlich am Boden, sondern es hat schwerste Wasserprobleme, die sich um diese Jahreszeit von Tag zu Tag erhöhen.

Der Streit ums Wasser

Das Rote Kreuz in Pakistan hat Anfang Februar Alarm geschlagen: In den südlichen Provinzen Sindh und Balochistan sind etwa 500.000 Menschen existentiell von einer (vorhergesagten) Dürre bedroht - der nächste Regen wird erst im Juli erwartet.

Dazu könnte dem Land bis 2025 das Wasser "ausgehen". In welchem Zustand die vorhandenen Wasserreserven sind, daran erinnerte eine Studie des Council of Research for Water Resources (PCRWR): Verschmutztes Wasser ist der Grund für 60 Prozent aller Infektionen in Pakistan.

So hat die indische Regierung angedroht, den Zufluss drei östlicher Flüsse nach Pakistan zusperren - Wasser das Indien bisher Pakistan geschenkt hat, da es nach dem Indus Waters Abkommen (IWT) von 1960 Indien gehört.

Doch wenn Narendra Modi wegen der Wahlen auch den Pakistan zugesprochenen Teil des Wasser zurückhält, hätten die pakistanischen Militärs ihrerseits einen Grund, von den selbstverschuldeten Problemen des Landes abzulenken und direkt oder indirekt durch Terrorgruppen militärisch in Indien zuzuschlagen.

Maßnahmen gegen die Eskalation

Selbst die seriöse Zeitung The Dawn, mit den wohl tapfersten Journalistin Asiens, muss bei ihrer aktuellen Berichterstattung die patriotische Brille aufsetzen: Nicht nur 130 ermordete Journalisten seit 1990 zeigen, warum.

Spätestens seit 1978 wird der große Teil der Bevölkerung vom Militär und den politischen Führern des Landes in einer Märchenwelt aus Religion und Verschwörungstheorien gehalten. Imran Khan ist anders, kann aber derzeit nicht anders, weil der überwiegende Teil der Bevölkerung noch im Märchenland lebt.

Es bleibt also nur die Hoffnung, dass mehr Menschen verstehen, wie sehr das Eskalieren der jetzigen Indien-Pakistan-Krise auch ihr Leben in Amerika oder Deutschland beeinflussen könnte. Bis jetzt sind es "nur" Tausende von Urlaubern die festsitzen, weil Pakistan den Luftraum geschlossen hat.

Doch schon ein Krieg mit 100 Atomsprengköpfen zwischen Indien und Pakistan würde der Erde einen nuklearen Winter bescheren.

Noch gibt es nur diese eine Erde und Imran Khan bei der Erneuerung Pakistans in Sachen Bildung und Gesundheit zu unterstützen, wäre sinnvoller als der Verkauf von Waffen zur Steigerung des Bruttosozialprodukts.