Der hausgemachte Big Brother-Kanal
Eltern können mit Transmitter-Zusatzgerät, das PC und TV-Gerät verbindet, Surfverhalten ihrer Kinder beim Fernsehen kontrollieren
Wer mit der Zeit geht, der nimmt Erziehung wieder ernst. Daher ist es wichtig zu kontrollieren, ob die Erziehung auch fruchtet, ob der Nachwuchs online moralische Prinzipien beachtet. Und was könnte schöner sein als das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, wenn man das bequem nebenher beim Fernsehen machen kann, anstatt dem genervten Sprössling ständig über die Schulter schauen zu müssen. Dafür sorgt das Transmitter-Receiver-System PC 740U der französischen Firma Thomson Multimedia.
Kinder machen ist zwar schwer, aber ein Klacks im Vergleich zur modernen Erziehung des Nachwuchses. Besonders in diesen aufgeregten Zeiten, wo man sich nicht mehr sicher sein kann, dass nebenan im Kinderzimmer nicht ein Monster heranwächst. Vorbilder sind ohnehin rar gesät und schrumpfen durch vertragliche Garantien auf Vorbeilassen auf der Zielgeraden umstandslos auf Zwergengröße. Und wenn sogar ein Kanzlerkandidat beim ersten betroffenen Statement am Schwarzen Freitag von Erfurt immer noch seinen spaßigen "Projekt 18"-Sticker am Revers hat (da sprach man noch von 18 Toten incl. Robert S.), dann kommt das zwar endkrass rüber, aber nicht unbedingt im Auge des gesitteten Betrachters.
Wie also dafür sorgen, dass der Nachwuchs nicht mehr als nötig verroht, um in der Leistungsgesellschaft dauerhaft bestehen zu können? Das Fernsehverhalten der Jugendlichen kriegt man vielleicht noch in den Griff, man hat ja schließlich immer noch die Lufthoheit über die Fernbedienung. Aber spätestens am Computer im Jugendzimmer endet die elterliche Aufsicht, sofern man denn überhaupt ausreichend Ahnung von der Kiste hat. Was lädt sich wohl das Kind tagtäglich aus dem Netz herunter, das alles an Content bietet, was kranke Gehirne so ausbrüten können?!? Die aktivierbaren Gewalt/Porno-Filter in der Systemsteuerung sind zu leicht zu umgehen. Tägliche Anrufe bei Microsoft könnten auskunftmäßig was bringen, sind aber wohl zu umständlich und auf Dauer zu teuer, und man versteht das Geschrei von Steve Ballmer durchs Telefon eh schlecht. Da ist es beruhigend, dass das französische Unternehmen Thomson Multimediajetzt ein Gerät namens PC-Sender PC740U entwickelt hat, das an den Composite Video-Anschluss des Rechners angeschlossen werden kann. Die auf dem Monitor angezeigten visuellen Inhalte der Websites werden damit im Wireless-LAN-Verfahren über das 2,4 Gigahertz-Band durch einen Transmitter in Teetassengröße innerhalb einer Reichweite von 30 Metern übertragen. Zum Empfang der Signale auf dem Fernsehschirm muss der besorgte Erziehungsberechtigte dann nur noch den entsprechenden Receiver an die Flimmerkiste anschließen und wie beim Einstellen des Videorecorders einen Programmplatz festlegen. Fertig ist die zusätzliche Internet-Live-Übertragung ins Wohnzimmer, eigentlich ganz im Sinne der angestrebten Konvergenz von Web und TV.
Sollten dann also die erschreckten Eltern feststellen, dass Sohnemann verbotenerweise doch wieder Counterstrike (obwohl jetzt offiziell doch nicht in Deutschland indiziert, vgl. Besonnene Entscheidung zum Jugendschutz) saugt, gibt es Grund zum sofortigen Gegenschlag, für den man sich ausnahmsweise mal von Chipsschale und "Weiß-Blau klingts am Schönsten" erhebt. Aber was kann Papa tun, die Hand an der dritten Bierflasche, wenn im Fernsehen plötzlich The Hun kommt und Muttern schon im Bett ihren Hera-Lind-Schinken liest? Zum Umschalten muss man immer noch eine Hand frei haben.