Deutsch-französisch-spanisches "Luftkampfsystem der Zukunft"

MDBA-Stand bei der Luftfahrtschau in Le Bourget. Bild: SIAE

Die Verteidigungsminister der drei EU-Länder haben ein Rahmenabkommen für ein Rüstungsprojekt unterzeichnet, das neben einem Eurofighter-Nachfolger auch Drohnen und die Steuerung von Satelliten umfassen soll

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Die deutsche Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, ihre französische Amtskollegin Florence Parly und María Margarita Robles Fernández, die spanische Ministra de Defensa, haben gestern auf der Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget im Beisein des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron ein Rahmenabkommen zum Aufbau eines "Future Combat Air Systems" (FCAS) unterzeichnet, das die Franzosen "Système de combat aérien du futur" oder kurz "SCAF" nennen.

Dieses "Luftkampfsystem der Zukunft" soll mehr umfassen als einen Eurofighter-Nachfolger, auf dessen Bau sich Macron und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits 2017 geeinigt hatten (vgl. Merkel und Macron planen Eurofighter-Nachfolger): Zum Beispiel Drohnen und die Steuerung von Satelliten.

Acht oder 50 Milliarden Euro Entwicklungskosten?

Fertig ist davon bislang allerdings nur das Design des Kampfflugzeugs, das die beiden beauftragten Firmen Airbus und Dassault Aviation in Le Bourget mit einer Art lebensgroßem Airfix-Modell aus Komposit-Kunststoffen vorstellten. Nach der Unterzeichnung des Rahmenabkommens, das die Projektorganisation und die Managementstrukturen regelt, soll jetzt eine bis 2021 fertige etwa 65 Millionen Euro teure Konzeptstudie folgen. An dieser Studie sind neben Airbus und Dassault auch der französische Lenkflugkörperhersteller MBDA, der deutsche Triebwerkshersteller MTU und die französischen Technologiekonzerne Thales und Safran beteiligt. Danach werden "Demonstratoren" entwickelt, die außer Plastik auch Technik enthalten.

Bislang werden für das FCAS acht Milliarden Euro für die Entwicklung und weitere 100 Milliarden Euro für die Beschaffung und den Betrieb veranschlagt. In der Vergangenheit stellten sich technisch ambitionierte Projekte, für die Steuerzahler aufkommen müssen, jedoch regelmäßig als sehr viel teurer heraus, als anfangs kommuniziert (vgl. Virtualisierung soll Kostenexplosionen verhindern). Das Handelsblatt geht deshalb von bis zu 50 Milliarden Euro Entwicklungskosten aus.

Von der Leyen will "eine "gemeinsame europäische Lösung" beim Rüstungsexport

Wie viel Geld das Projekt die deutschen, französischen und spanischen Steuerzahler am Ende tatsächlich kostet, wird auch davon abhängen, wie oft man das System an andere Länder verkauft. Dass alle anderen europäischen Länder nach dem durch das Pannenflugzeug Eurofighter (vgl. Österreichischer Verteidigungsminister zeigt Airbus an) beschädigten Reputationsverlust deutsch-französischer Rüstungskooperationen zugreifen, ist unwahrscheinlich. Italien, Polen, Dänemark, Norwegen, Belgien und die Niederlande geben bereits jetzt der amerikanischen F-35 den Vorzug vor dem Eurofighter.

Macron und Parly hoffen deshalb, das Luftkampfsystem auch an zahlungskräftige Kunden aus anderen Erdteilen verlaufen zu können. Als besonders zahlungskräftig gelten derzeit Ölmonarchien wie Saudi-Arabien. Gegen dieses Land hat die deutsche Bundesregierung jedoch Exportbeschränkungen verhängt, die auch für transnationale Rüstungsprojekte gelten sollen. Das bemängelte auf der Luftfahrtschau unter anderem der Dassault-Vorstandsvorsitzende Eric Trappier. Von der Leyen forderte in diesem Zusammenhang in Le Bourget "einen gemeinsamen europäischen Standpunkt" und eine "gemeinsame europäische Lösung".

Auch Türkei will "das beste Jagdflugzeug in Europa" bauen

Ansonsten lobten sowohl die deutsche als auch die französische Verteidigungsministerin das noch gar nicht fertige Flugzeug mit Zubehör: Von der Leyen sprach von einem "großen Tag für die europäische Verteidigungsunion", Parly von einer Maschine, die "von Europäern gebaut wurde, um die Kämpfe von morgen zu bestehen".

Bei diesen Kämpfen wird es sich voraussichtlich nicht nur um Luft-, sondern auch um Konkurrenzkämpfe handeln. Kämpfe mit der amerikanischen, russischen, schwedischen, britischen, chinesischen und vielleicht auch mit einer türkischen Konkurrenz: Turkish Aerospace stellte in Le Bourget nämlich ebenfalls ein Kunststoffmodell eines neuen Kampfflugzeuges vor, das TF-X heißen, 2028 serienreif sein und dem CEO des Staatsunternehmens nach "das beste Jagdflugzeug in Europa" werden soll.

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