Deutsche Bahn: Wann wird es endlich besser?

Seite 2: Die Nachfrage steigt: Was die Bahn machen will

Fernzüge sollen auf den Hauptstrecken im Stunden- oder gar Halbstundentakt fahren. Das heißt aber auch: Die Bahn muss die Strecken bis an die Belastungsgrenze und darüber hinaus auslasten, den ICE so schnell wie möglich wieder einsetzen.

Die Folgen: die berüchtigte "umgekehrte Wagenreihung", das wegen technischer Defekte geschlossene Bordbistro. Das Netz und die Züge sind der steigenden Nachfrage nicht gewachsen. Und werden es wohl auch auf Jahre hinaus nicht sein.

Und natürlich schwebt über allem auch immer die Aussicht auf den Deutschlandtakt, jenes Projekt, das von Wissings Vorgänger Andreas Scheuer als eine Art politisches Vermächtnis gedacht war und stattdessen vom Traum zum Trauma der politischen Kommunikation wurde.

Denn Wissings für den Schienenverkehr zuständiger Staatssekretär Michael Theurer erklärte im Frühjahr, der D-Takt werde wohl erst 2070 fertig, was viele Medien so interpretierten, als werde die Bahn erst dann pünktlich.

Dabei ist es genau umgekehrt: Pünktlichkeit ist nicht die Folge des Deutschlandtaktes, sondern die Voraussetzung dafür, dass er funktionieren kann. Am Anfang steht ein Zielfahrplan, auf dessen Grundlage die Bahn dann ihre Infrastrukturprojekte plant. Seit Ende 2018 ist der Zielfahrplan mehrfach überarbeitet worden.

Doch wurden und werden dabei immer wieder Neu- und Ausbaustrecken eingeplant, die erst in vielen Jahren fertiggestellt sind und vielleicht nie realisiert werden. Beispiel: Hannover-Hamburg. Auch mit dieser Strecke wurde bisher der Deutschlandtakt geplant.

Der Zielfahrplan besteht übrigens aus Schaubildern, die den Linienplänen an den Haltestellen der Verkehrsverbünde ähnlich sehen. Nur ist darauf für jeden großen Halt vermerkt, zu welcher Minute Züge auf den einzelnen Linien ankommen und abfahren sollen.

Schaut man sich diese Pläne genauer an, stellt sich heraus, dass sich an manchen Orten nahezu nichts ändert.

Olympisch

Tragisches Beispiel: Trier. Großstadt und vom Fernverkehr völlig abgehängt. Wer nach Frankfurt, Main, Köln oder sonst wohin will, ist mit der Regionalbahn sehr lange unterwegs, denn die hält gnadenlos an jedem Ort mit Bahnhof, egal ob dort Hunderte oder Hunderttausende Menschen leben.

Ein Blick auf den Zielfahrplan zeigt aber auch, dass man bei der Bahn wohl mit einer Olympiamannschaft geplant hat. Immer wieder fallen Verbindungen auf, bei denen nur zwei oder drei Minuten zum Umsteigen bleiben. Selbst wenn alles pünktlich läuft, ist das sportlich.