Deutsche Bank - Betrug aus Leidenschaft?
Ein Kommentar
Alfred Herrhausen, einer der besten deutschen Manager aller Zeiten und ehemaliger Primus der Deutschen Bank, muss sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er mitbekommt, was aus dem einstigen deutschen Vorzeigeinstitut geworden ist. Die größte Bank Deutschlands mit ihrem Slogan "Leistung aus Leidenschaft" ist überall dort vertreten gewesen, wo am meisten abgezockt wurde. Ob Immobilienblase in den USA, Steuerhinterziehung, Bilanzmanipulation, Geldwäsche, Unterschlagung, Libor-Skandal oder Umweltzertifikatebetrug, Deutschbanker waren immer dabei.
Wie eine Bank, die einst zum Wegbereiter des Aufstiegs der deutschen Industrie wurde, so tief sinken konnte, lässt sich nur mit totalem Missmanagement und miserabler Personalauswahl bei den Führungskräften erklären. Dass ausgerechnet Josef Meinrad Ackermann in der Finanzkrise zu Merkels Berater wurde, der Mann mit dem Siegeszeichen im Gerichtssaal, hat den Bock endgültig zum Gärtner gemacht. Es ist in etwa so, wie wenn man Madoff zum amerikanischen Finanzminister ernannt hätte, was nicht heißt, dass Geithner ihm in nichts nachsteht.
Ackermann musste sich 2004 im Mannesmann-Prozess vor dem Landgericht Düsseldorf wegen Untreue verantworten, was er mit unglaublicher Arroganz damit kommentierte, dass "Deutschland das einzige Land sei, in dem diejenigen, die Erfolg haben und Werte schaffen, deswegen vor Gericht gestellt werden". Zwar wurde er zunächst freigesprochen, wogegen die Staatsanwaltschaft jedoch Revision einlegte. Der Schaden für sein Image war jedoch irreversibel, als das Verfahren 2006 nur gegen Geldauflagen von 3,2 Millionen Euro eingestellt wurde. Der Deal war offensichtlich, er konnte sich von einer Vorstrafe freikaufen, die ihn den Job als Bankvorstand gekostet hätte.
Dass die Bank darüber hinaus ihre fatale Finanzlage durch Verschiebung fauler Kredite außerhalb der Bankbilanz über Jahre hinweg verschleiert hat, ist eine neuartige moderne Form von Wirtschaftsbetrug, die insbesondere bei Banken als kreatives Accounting aktuell en vogue ist. Es ist allerdings nicht die Aufgabe einer Bank, Eigenhandel gegen die eigenen Kunden und Staaten zu betreiben, sondern durch das Kreditgeschäft insbesondere Unternehmern, aber auch Privatkunden, Finanzierungsmöglichkeiten zu geben.
Letztendlich werden Arbeitsplätze nur durch Innovationen, nicht jedoch durch Finanzderivate und Wettgeschäfte geschaffen. Die Virtualisierung der Banken hat zu einer Verschleierung ihrer wahren Absichten geführt. Nicht der Kunde oder der Aktionär steht seit Jahren im Vordergrund, sondern die Fokussierung auf Eigenkapitalrenditen, die Ausschüttung möglichst hoher Boni und die billigste Refinanzierung durch die Notenbanken mit nahezu null Prozent, um dann den Privatkunden Wucherzinsen von 11,5 % plus Überziehungszinsen von 6,5 Prozent (in Summe 18 %) in Rechnung zu stellen. Dem würde wahrscheinlich sogar Martin Luther zustimmen, der zum Zins folgendes sagte: "Der Zins ist ein in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder.”
Ein Neuanfang mit frischen Köpfen wäre dringend notwendig
Nie in ihrer Nachkriegsgeschichte wurde die Deutsche Bank so gedemütigt wie durch die Grossrazzia, die sie in der letzten Woche hinnehmen musste. Die "Schwarze Witwe" im Netz der "Deutschland AG" hatte noch nie Skrupel, wenn es darum ging ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Als Cheflobbyist in eigener Sache tritt die Bank gerne als Beraterin der Mächtigen in Politik und Wirtschaft auf, doch das Fazit ist, dass die Deutsche Bank durch ihre vielen Fehleinschätzungen mittlerweile einen erheblichen Reputationsverlust erlitten hat. Dieser ist jedoch nicht durch böse Mächte von außen an sie herangetreten, sondern durch eine fehlende ethische Geisteshaltung im inneren. Wenn bei einer Bank die Gier das Gehirn aufgefressen zu haben scheint, so dürfte dies bei den Führungskräften der Deutschen Bank der Fall sein. Unter der Ägide von Josef Ackermann stand die rücksichtslose kurzfristige Gewinnmaximierung stets im Vordergrund. Jetzt muss die Bank diesem skrupellosen Treiben Tribut zollen.
Als letzte Woche rund fünfhundert Staatsanwälte, Steuerfahnder und Kriminalbeamte die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt sowie Geschäftsräume in anderen Städten untersuchten, wurde wohl jedem Bürger endgültig klar, dass der Fisch in diesem Hause von oben stinkt. Es wird immer deutlicher, dass die Deutsche Bank ihre Kunden als Patienten betrachtet, die für die Behandlung viel zu hohe Arzt-Gebühren bezahlen müssen, insbesondere wenn sie Fonds der Deutschen Bank kaufen. Agio, Rückgabegebühren, Management Fees sowie Performanceabgaben reduzieren jährlich systematisch das Vermögen der Kunden und bereichern die Bank. Damit wird klar, wenn sich dieses Geldinstitut nicht vom Ausbeuter hin zu einem Vermögensvermehrer wandelt, hat sie ihre Existenzberechtigung eigentlich schon jetzt verspielt.
Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats Paul Achleitner muss jetzt die Initiative ergreifen, sonst wird er selbst unglaubwürdig. Er muss nicht nur die Aufklärung unklarer Geschäftsvorgänge energisch vorantreiben, sondern sich jetzt neue Vorstände suchen und einen radikalen Kulturwandel verordnen. Achleitner muss schnell handeln, insbesondere im Interesse der Tausenden von Mitarbeitern der Deutschen Bank, die anständig ihre Arbeit leisten und in keine Affären verstrickt sind.
Ein Neuanfang mit frischen Köpfen ist dringend notwendig. Weder der zockende Anshu Jain, der die Bank im Rahmen der Finanzkrise tief in die roten Zahlen geritten hat, noch der angeblich so bodenständige Juergen Fitschen sind weiter als Vorstände haltbar, insbesondere nachdem dieser im Rahmen seines Vetternwirtschaftsansatzes sogar den Ministerpräsidenten von Hessen zu beeinflussen suchte. Der schlechteste "Außenminister" den die Deutschen Bank je hatte, wird abtreten müssen und kann sein Amt als künftiger Präsident des Bankenverbands BdB wohl jetzt schon abschreiben, da er eine schwere Belastung für den Verband wäre. Sein arrogantes Handeln zeigt den Sumpf der versteckten Netzwerke in der Bananenrepublik Deutschland, die durch Kumpanei und Filzokratie versuchen, ihre Branchen-Interessen gegen die Bürger durchzusetzen.
Die böse Bank
Die größte deutsche Bank sollte von Staats wegen geschlossen werden, wenn sie nicht bereit ist, sich zu wandeln und wieder zu einer Basis der Finanzierung für Unternehmertum zu werden. Die unsägliche Allianz einer Kanzlerin Merkel, die sich von fragwürdigen Bankern beraten ließ, anstatt unabhängige Experten heranzuholen, zeugt leider auch von ihrer eigenen Inkompetenz in Krisenzeiten. Das Aussitzen einer Bankenkrise und das Verhindern von schnellen Reformen war letztendlich auch ein Hauptauslöser für die Finanzierungkrise vieler Staaten, die anschließend zu einer Eurokrise führte. Im Nachhinein muss wohl konstatiert werden, dass ein Untergang aller fehlgeleiteter Banken dem deutschen Steuerzahler 400 Milliarden Euro eingespart hätte, Geld, das besser in einen europäischen Infrastruktur-Marshallplan und die Bildung geflossen wäre, anstatt den Bankstern auch noch die Refinanzierung ihres Schattenbankensystems zu ermöglichen. Die Deutsche Bank braucht keine Bad Bank, um Schieflagen auszugliedern, sie scheint bereits eine Bad Bank zu sein.
Das Versagen der Deutschen Bank lässt jetzt die Commerzbank jubeln, wird doch ihr neuer Werbeslogan in seiner ganzen Bedeutung sichtbar: Braucht Deutschland noch eine Bank, die so weitermacht wie die Deutsche Bank? Die Antwort überlassen wir besser dem Leser! Aber auch die Medien müssen endgültig begreifen, dass man Fitschen, Ackermann, Kopper, Breuer & Co. in den Medien keine Bühne mehr zur Selbstdarstellung geben darf. Die Maischberger-Lobby und die Henkel-Connection habe ebenso abgewirtschaftet. Game over! Neue Köpfe braucht das Land!