Deutsche Gaspolitik verschärft Schuldenkrise
Seite 2: Deutschland treibt Gaspreis in die Höhe
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Aber kommen wir zur Gaskrise, die derzeit für ein Roll-Back auf allerlei energiepolitischen Feldern herhalten muss. Für die hiesige Öffentlichkeit und vor allem für die Regierungsparteien ist es ganz einfach: Wir wollen kein russisches Gas mehr, wir wollen aber auch an unserem verschwenderischen Wirtschaftsmodell mit unsinniger Plastikproduktion, beheizten Schweineställen mit Tausenden Tieren auf engstem Raum, Mastfutter aus Lateinamerika und dem eifrigen Anzüchten von Antibiotika-Resistenzen festhalten.
Also kaufen wir eben Flüssiggas auf dem Weltmarkt. Dass dieses dort knapp ist und auch Transportkapazitäten nicht beliebig verfügbar sind, geht dabei meist unter. Kümmert offensichtlich keinen, denn schließlich ist Deutschland eine der größten Volkswirtschaften und kann es sich leisten, jeden Preis zu bezahlen.
Notfalls wird dann der Gaspreis im Inland fürs Gewerbe und ein wenig auch für die privaten Verbraucher subventioniert. Natürlich nur grade so viel, dass der Unmut nicht allzu hochkocht. Dass mit einer solchen Politik auch der Weltmarktpreis massiv in die Höhe getrieben wird, scheint niemanden zu interessieren. Auch nicht die Grünen, deren Wirtschaftsminister das alles verantwortet, während sie kein Problem damit haben, am Wochenende auf ihrem Parteitag allerlei blumige Worte über "Klimagerechtigkeit", "1,5-Grad-Pfad" und Ähnliches zu finden.
In Bangladesch wird man sich dafür leider nichts kaufen können. Dort nimmt die heimische Gas-Förderung – ebenso wie übrigens die deutsche – rasch ab. Außerdem gibt es aufgrund der großen Nachfrage auf dem Weltmarkt inzwischen große Schwierigkeiten, langfristige Lieferverträge für Flüssiggas zu bekommen. Aber an den Spotmärkten für den kurzfristigen Bedarf sind die Preise besonders hoch, wie der Energieökonom Aditya Lolla in einer Analyse schreibt. Das Land bekomme jetzt die Folgen seines zu langsamen Ausbaus der erneuerbaren Energieträger zu spüren.
Das ließe sich natürlich auch über Deutschland sagen. Aber vor allem zeigt sich an dem Beispiel, dass sich für Länder wie Bangladesch die Kosten für Energieimporte drastisch erhöhen und das als direkte Folge der deutschen Gaspolitik. Es lässt sich also an weniger als fünf Fingern abzählen, dass sich die Verschuldung vieler ärmerer Länder in der nächsten Zeit erheblich verschlimmern wird, zumal sich auch viele andere elementare Waren wie Düngemittel in Folge der durch die westlichen Sanktionen erzeugten Gaskrise verteuern.
Das setzt die Frage nach der Entschuldung der Entwicklungsländer einmal mehr auf die Tagesordnung, wie sie auch am gestrigen Montag bei einer Aktion im Bundesfinanzministerium von einigen Aktivisten gestellt wurden. Doch dazu mehr im morgigen Teil 2 unseres wöchentlichen Klima- und Energieüberblicks. Außerdem wird es darin dann um die atemberaubende Ignoranz der rheinland-pfälzischen Landesregierung angesichts des Katastrophenschutzes und der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 gehen.
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