Deutsche Wasserstoffstrategie: Champagner für die Energiewende
Seite 2: Wasserstoff-Importe: Nachhaltigkeit und Fairness auf der Kippe
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Bei Importen aus außereuropäischen Ländern sollen Nachhaltigkeitskriterien im Sinne der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 Beachtung finden. Zur Einhaltung von Umweltstandards gehöre es etwa, Wasserknappheit und Verschmutzung zu vermeiden.
Gerade der Wasserverbrauch für die Herstellung des Brennstoffs könnte in sonnenreichen Ländern einen kritischen Punkt darstellen. Wie auf Telepolis berichtet, wurde beispielsweise im März eine Wasserstoffpilotanlage auf der spanischen Insel Mallorca errichtet, die 300 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr erzeugen soll, womit unter anderem Busse auf der Insel betrieben werden.
Allerdings leidet die Insel ohnehin schon unter Wasserknappheit und für jedes Kilogramm Wasserstoff werden 20 Liter Wasser benötigt. Das schafft neue Konkurrenz um das knappe Gut.
Verwendet man entsalztes Meerwasser, verschlechtert sich die Energiebilanz des Wasserstoffs weiter. Problematisch ist es auch, wenn die Salzlauge aus Entsalzungsanlagen zurück ins Meer geleitet wird.
Die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien ist bislang jedoch nichts als eine unverbindliche Absichtserklärung. Dazu heißt es:
Die Bundesregierung wird sich (…) aktiv bei der Entwicklung von Zertifizierungssystemen und Herkunftsnachweisen unter Beachtung hoher Umwelt- und Nachhaltigkeitskriterien wie der Vermeidung von Wassermangel und Nutzungskonkurrenzen, Verschmutzung und Flächenkonkurrenz sowie dem Schutz von Menschenrechten in Lieferketten einbringen.
Nur, Einbringen muss am Ende nicht Durchsetzen heißen.
Bereits in der Vergangenheit wurde etwa von Corporate Europe Observatory (CEO) kritisiert, dass Wasserstoffprojekte im Globalen Süden kolonialen Mustern folgen würden und die Interessen lokaler Gemeinschaften nicht berücksichtigt würden, es sogar im Zusammenhang der Wasserstoffproduktion für den Export schon zu schweren Menschenrechtsverletzungen kam.
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Die Bundesregierung vermisst bislang außerdem international gültige Vorgaben für blauen Wasserstoff. Dieser blaue Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen, nur das bei der Produktion entstehende Kohlendioxid soll abgeschieden und eingelagert werden. Hier fehle ein Schwellenwert für Treibhausgasemissionen – denn komplett klimaneutral ist blauer Wasserstoff nicht zu haben – und Kriterien für den Umgang mit dem abgeschiedenen CO2.
Dass überhaupt blauer Wasserstoff Eingang in die Wasserstoffstrategie gefunden hat, kritisieren Umweltorganisationen wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Mit der Neufassung hätte die Bundesregierung deutliche Richtlinien vorgeben müssen, allein auf grünen Wasserstoff als saubere, grüne Technologieoption umzustellen. Stattdessen werden nun Investitionen und sogar Fördergelder in blauen Wasserstoff aus fossilen Quellen gelenkt, die für die Investition in grünen Wasserstoff fehlen!
... erklärte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.