Inflationsrate sinkt, Lebensmittelpreise steigen

Inflation sinkt leicht, Sorge beim Einkauf nicht. Bild: Denys Kurbatov/ Shutterstock.com

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge rechnen Experten für 2025 bestenfalls mit Mini-Wachstum. Verbraucher spüren die Folgen an der Kasse.

Es ist eine kleine positive Nachricht in einer an positiven armen Zeit: Die Inflation in Deutschland ist zu Jahresbeginn überraschend gesunken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) lagen die Verbraucherpreise im Januar 2025 nur noch 2,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Im Dezember hatte die Inflationsrate noch 2,6 Prozent betragen.

Experten hatten lediglich mit einer Stabilisierung gerechnet. Grund für den Rückgang waren sinkende Energiepreise. Diese lagen 1,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Aber das ist es auch schon mit dem Positiven. Denn Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen um 0,8 Prozent. Bei Dienstleistungen betrug der Preisanstieg 4,0 Prozent.

Wirtschaftsbilanz und -prognose

Und die leichte Entspannung bei der Inflation kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft weiter in der Krise steckt. Im vierten Quartal 2024 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal und damit stärker als zunächst angenommen.

Im Gesamtjahr 2024 ging die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zurück, nach einem Minus von 0,3 Prozent 2023. Zwei Rezessionsjahre in Folge gab es zuletzt 2002 und 2003.

Mögliches Mini-Wachstum 2025

Für 2025 rechnen Experten bestenfalls mit einem Mini-Wachstum. Die Bundesbank erwartet auch im ersten Quartal noch keine Trendwende. Deutschland durchläuft laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) "die mit Abstand längste Stagnationsphase der Nachkriegsgeschichte". Preisbereinigt lag das BIP 2024 nur wenig höher als 2019 vor der Corona-Pandemie.

Die Krise kommt zunehmend am Arbeitsmarkt an. Viele Unternehmen möchten Stellen abbauen, vorwiegend in Industrie und Handel. Generell hohe Energiepreise, wachsende Bürokratie und geopolitische Risiken belasten den Standort. Eine neue Bundesregierung könnte zwar Impulse setzen, diese würden aber wohl frühestens 2026 greifen.

Besonders betroffen: Ostdeutschland

Besonders düster sieht es in Ostdeutschland aus. Laut ifo-Institut ist der regionale Geschäftsklimaindex im Januar auf 85,5 Punkte gefallen, nach 86,9 im Dezember. Vor allem die Industrie schätzt ihre Lage deutlich schlechter ein.

Auch im Dienstleistungssektor trübte sich das Klima ein. Anders im Handel: Hier ist die Stimmung zuversichtlich, besonders im Einzelhandel. Ambivalent zeigt sich das Baugewerbe. Während die aktuelle Lage positiver bewertet wird, sinken die Zukunftserwartungen. Diese Branche war von Marktschwankungen in den vergangenen Jahren besonders betroffen.

Unsicherheit primär bei Firmen in Ostdeutschland

Die Ergebnisse sind ein Alarmsignal für Ostdeutschland. Die Wirtschaft der Region hängt besonders vom Verarbeitenden Gewerbe und Exporten ab. Wenn es hier kriselt, schlägt das voll durch. Ostdeutsche Firmen müssen dringend neue Absatzmärkte erschließen und in Zukunftstechnologien investieren.

Doch dafür fehlen vielen die Mittel. Die Politik ist gefordert, gezielte Unterstützung zu leisten und bürokratische Hürden abzubauen. Sonst droht Ostdeutschland den Anschluss zu verlieren.

Verbraucher spüren hohe Preise

Obwohl die Inflationsrate in Deutschland zuletzt gesunken ist, spüren viele Verbraucher davon im Supermarkt wenig. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, lagen die Lebensmittelpreise im Dezember 2024 zehn Prozent über denen des Vorjahresmonats.

Besonders stark verteuert haben sich Süßwaren, die im Schnitt 71 Prozent mehr kosten als noch vor einem Jahr. Grund dafür ist laut den Statistikern die Preisexplosion am Kakaomarkt. Butter, Fette und Öle aus Kakao sind sogar um 188 Prozent teurer geworden.

Aber auch andere Lebensmittel haben kräftig zugelegt: Orangensaft verteuerte sich um 69 Prozent, Kaffee um 44 Prozent. Bei Geflügelfleisch beträgt das Plus 20 Prozent, bei Milch und Milcherzeugnissen 13 Prozent.

Dass die Preissteigerungen trotz rückläufiger Inflation anhalten, belegt auch eine Erhebung des Portals t-online: Demnach kostete der beliebte Schnittkäse "Leerdammer Leger" im Januar 11,58 Prozent mehr als im Vormonat Dezember. Der Preis für Paprika-Mix stieg von 2,29 auf 2,49 Euro – ein Plus von 8,73 Prozent. Am stärksten nach oben ging es beim Eisbergsalat: Für einen Kopf des Blattgemüses mussten Kunden stolze 22 Prozent mehr bezahlen als bei der letzten Erhebung.

Die hohen Preise für Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs dürften die Kaufkraft der Verbraucher auch in den kommenden Monaten belasten. Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate zwar weiter sinken, das allgemeine Preisniveau aber hoch bleiben wird.