Inflation kehrt zurück: Der Preisschock vor dem Winter
Die Inflation in der Eurozone steigt überraschend auf zwei Prozent. Die EZB hatte den Leitzins zuletzt dreimal gesenkt. Nun droht ein neuer Preisschock.
Die Inflation in der Eurozone hat überraschend kräftig angezogen. Wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise für Waren und Dienstleistungen im Oktober im Durchschnitt um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Im September hatte die Inflationsrate noch bei 1,7 Prozent gelegen. Angesichts der in diesem Jahr abebbenden Teuerungswelle hatte die EZB bereits dreimal ihren Leitzins gesenkt. EZB-Chefin Christine Lagarde zeigte sich zuversichtlich, dass das Inflationsziel von zwei Prozent im Laufe des nächsten Jahres nachhaltig erreicht wird.
Verbraucher könnten damit erneut die Teuerung zu spüren bekommen; ausgerechnet vor dem Winter – mit weniger Möglichkeiten zur Selbstversorgung und zunehmendem Heizbedarf.
Bundesbank-Chef sieht Preisstabilität bald erreicht
Auch Joachim Nagel, der Chef der Deutschen Bundesbank, verweist auf die weiterhin hohe Inflation bei Dienstleistungen, die im Oktober unverändert bei 3,9 Prozent lag.
Die EZB hatte im September mitgeteilt, dass sie ihr Inflationsziel von zwei Prozent voraussichtlich erst im vierten Quartal 2025 nachhaltig erreichen dürfte. Angesichts der überraschend hohen Teuerung im Oktober könnte diese Marke jedoch deutlich früher erreicht sein.
Diskussion über weitere Zinssenkungen
Infolge der jüngsten Inflationsentwicklung kam die Frage auf, ob die EZB auf ihrer nächsten Sitzung im Dezember möglicherweise eine noch stärkere Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt beschließen könnte. Bundesbank-Präsident Nagel hatte diesbezüglich allerdings zur Vorsicht gemahnt und davor gewarnt, "nichts zu überstürzen".
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Inflation in den kommenden Monaten entwickeln wird und welche geldpolitischen Maßnahmen die EZB ergreifen wird, um ihr Ziel der Preisstabilität zu erreichen.
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Eine zu schnelle Lockerung der Geldpolitik birgt das Risiko, die Inflationserwartungen zu verfestigen. Andererseits darf die EZB auch nicht zu lange an ihrer straffen Haltung festhalten, um Wachstum und Beschäftigung nicht zu gefährden.
Deutschland mit teilweise sechs Prozent Teuerung!
In Deutschland lag die Inflation im Oktober 2024 bei Nahrung und Energie bei 2,9 Prozent, was deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent liegt. Als Gründe für die kontinuierliche Teuerung seit Anfang 2023 werden gestiegene Energiekosten, Lieferkettenprobleme und geopolitische Spannungen genannt.
Die hohe Inflation wirkt sich spürbar auf den Alltag und die Finanzen der Menschen aus. Durch die steigenden Preise für Güter des täglichen Bedarfs und Dienstleistungen müssen viele Haushalte ihre Ausgaben überdenken und anpassen.
Von September 2023 bis September 2024 wurden einige Waren teurer, hauptsächlich alkoholfreie Getränke (+6,0 Prozent), Tabakwaren (+5,2 Prozent) und neue Personenkraftwagen (+3,1 Prozent). Dienstleistungen verteuerten sich binnen Jahresfrist überdurchschnittlich um 3,8 %Prozent.
Angesichts der Teuerung haben sie allerdings mehrere Möglichkeiten, die Teuerung in den Griff zu bekommen. Dazu gehören folgende Maßnahmen:
1. Überprüfung und Anpassung des Haushaltsbudgets: Durch einen detaillierten Überblick über Einnahmen und Ausgaben lassen sich Einsparpotenziale identifizieren.
2. Clever einkaufen und Preise vergleichen: Preisbewusstes Einkaufen, zum Beispiel durch die Nutzung von Preisvergleichsportalen, kann die Ausgaben reduzieren.
3. Energiesparmaßnahmen im Haushalt: Energieeffizienz senkt nicht nur die Kosten, sondern schont auch die Umwelt.
4. Überprüfung von Versicherungen und Verträgen: Eine regelmäßige Überprüfung kann Einsparungen und bessere Konditionen bieten.
5. Möglichkeiten zum Inflationsschutz bei Geldanlagen: Bestimmte Investments wie Sachwerte oder inflationsgeschützte Anleihen können helfen, den Wert des Geldes zu erhalten.
6. Gehaltsverhandlungen unter Berücksichtigung der Inflation: Eine Gehaltserhöhung kann dazu beitragen, die Kaufkraft zu erhalten.
7. Nebenverdienste oder Weiterbildung zur Einkommenssteigerung: Zusätzliche Einkommensquellen oder neue Qualifikationen können finanzielle Spielräume schaffen.
8. Regionale und saisonale Produkte bevorzugen: Lokale Produkte sind oft günstiger und von besserer Qualität.
9. Reparieren statt neu kaufen: Reparaturen sind meist kostengünstiger als Neuanschaffungen und reduzieren Abfall.
10. Gemeinschaftsprojekte und Tauschbörsen nutzen: Teilen und Tauschen senken Kosten und fördern soziale Kontakte.
Mit einer durchdachten Strategie und cleveren Maßnahmen lassen sich Ausgaben kontrollieren und die finanzielle Stabilität sichern. Auch unabhängig von Inflation und steigenden Preisen empfehlen Finanzexperten, die eigenen Finanzen regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.
Redaktionelle Anmerkung: Eine frühere Version dieses Textes enthielt fehlerhafte Angaben zur Teuerung in Deutschland. Die Zahlen wurden umgehend korrigiert.