EZB-Ratsmitglied Rehn hält Zinssenkungen bis 2025 auf 2,25 Prozent für möglich
Die EZB hat begonnen, die Zinsen zu senken. Olli Rehn hält es für möglich, dass sie bis 2025 auf 2,25 % sinken. Doch wie wird sich die Inflationsrate entwickeln?
Die hohen Zinsen im Euroraum haben der deutschen Wirtschaft zugesetzt. Investitionen blieben aus oder wurden zurückgefahren, die Bauwirtschaft klagte über einen deutlichen Auftragsrückgang.
Nun gibt es einen Lichtblick: EZB-Ratsmitglied Olli Rehn hält es für möglich, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik in diesem Jahr noch zweimal lockert. Bis 2025 könnten die Kreditkosten sogar auf 2,25 Prozent sinken.
Olli Rehn: "Zwei weitere Zinssenkungen sind möglich"
In einem Bloomberg-Interview in Helsinki sagte der finnische Notenbankchef, die EZB müsse zwar dafür sorgen, dass die Inflation wieder auf zwei Prozent sinke, dürfe die Konjunktur aber nicht zu stark bremsen.
"Wenn man sich die Marktdaten anschaut, dann ist klar, dass es zwei weitere Zinssenkungen geben wird, sodass wir Ende dieses Jahres bei 3,25 Prozent landen werden und am Ende irgendwo bei 2,25 Prozent, 2,50 Prozent", sagte Rehn. Die Erwartungen der Investoren seien daher vernünftig.
Die EZB hat in diesem Monat damit begonnen, die Zinssätze zu senken. Die galoppierende Inflation der letzten Jahre hatte die Zentralbanker dazu veranlasst, die Zinsen zu erhöhen. Dies hat jedoch die Bürger der Eurozone und die Wirtschaft unter Druck gesetzt.
Positive Signale vom Verbraucherpreisindex
Ob sich die Inflation in die richtige Richtung bewegt, ist bisher nicht sicher. Ein positives Signal für Deutschland kam vom Verbraucherpreisindex (VPI). Sein Anstieg hat sich in den vergangenen Monaten weiter abgeschwächt. Dazu teilte das Münchner ifo-Institut kürzlich mit:
Die Inflationsrate wird von 5,9% im Jahr 2023 spürbar auf 2,2% in Jahr 2024 und auf 1,7% im Jahr 2025 zurückgehen. Die Kerninflationsrate (also der Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energie) wird mit 2,7% und 2,2% in diesem bzw. im kommenden Jahr darüber liegen, da die Energiepreise für die Verbraucher noch bis Ende 2025 sinken werden.
Skeptisch blickt man hingegen auf das hohe Lohnwachstum. Aber auch die geopolitischen Risiken erschweren eine Prognose. Deshalb hielten sich die meisten EZB-Vertreter laut Bloomberg bedeckt, wie es weitergehen soll. Zuletzt hatte auch die Ankündigung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für Nervosität an den Finanzmärkten gesorgt.
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Rehn betonte zwar, dass sich die EZB nicht auf einen bestimmten Kurs festlegen werde, machte aber deutlich, dass mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen sei.
"Wenn wir sehen, dass sich der Disinflationsprozess fortsetzt und sich auf unser mittelfristiges symmetrisches Ziel von 2 Prozent zubewegt, dann ist es vernünftig anzunehmen, dass wir an diesem Kurs festhalten und die Zinsen weiter senken werden", sagte er.
Mit Blick auf die Wirtschaft sagte Rehn, dass Europa "in diesem Jahr auf eine allmähliche Erholung zusteuert" und sich das Wachstum "im nächsten und übernächsten Jahr verstärken" werde. Er warnte jedoch davor, Haushalte und Unternehmen zu sehr zu belasten.