Deutschland ist in der Rezession – und das ist extrem gefährlich!

Seite 2: Was sagen die Indikatoren?

Bei der Produktion von Industrie und Bauwirtschaft blieb auch im Oktober die rückläufige Tendenz erhalten, die seit Beginn des Jahres 2021 zu beobachten ist (Abbildung 2).

Schon seit Beginn des Jahres 2018 war die Produktion tendenziell rückläufig. Nach dem Einbruch im Frühjahr 2020 erholte sich die Produktion zwar, aber ihr fehlt jede positive Dynamik.

Abbildung 2. Quelle: Statistisches Bundesamt. Grafik: Heiner Flassbeck

Auch die Auftragseingänge in der Industrie und in der Bauwirtschaft, die etwas weiter als die Produktion in die Zukunft weisen, sind klar abwärtsgerichtet. Im vergangenen Jahr gab es hier einen kurzen Aufschwung, bei dem die gewaltigen Verluste während des Corona-Schocks zum Teil aufgeholt wurden. Seit Beginn dieses Jahres aber geht es eindeutig bergab (Abbildung 3).

Besonders schwach ist die Nachfrage nach Investitionsgütern im Inland. Hier liegt der Wert im Oktober um zehn Prozent unter dem Niveau vom Jahresanfang. Nur zur Erinnerung: Institute, Sachverständigenrat und Regierung setzen auf einen Investitionsaufschwung im nächsten Jahr (wie hier gezeigt).

Abbildung 3. Grafik: Statistisches Bundesamt (Destatis) / CC-BY-2.0

Bauwirtschaft

Viel schlimmer ist es in der Bauwirtschaft, die sich schon mitten in einem schweren Einbruch befindet. Die Nachfrage ist seit Beginn des Jahres im Hochbau um insgesamt 30 Prozent gefallen.

Im Wohnungsbau ist die Nachfrage nach ihrem Höhepunkt im März um sage und schreibe über 40 Prozent eingebrochen, obwohl allgemein das Fehlen von hunderttausenden von bezahlbaren Wohnungen beklagt wird.

Es soll aber immer noch "fachkundige" Beobachter geben, die glauben, Zinserhöhungen allgemein und zumal so geringe wie in diesem Jahr hätten keinerlei negative Wirkung auf die Investitionstätigkeit.

Bestätigt wird dieses Bild auch durch die Einschätzung der aktuellen Lage bei der monatlichen Umfrage des ifo-Instituts. Diese ist im November in der gesamten Wirtschaft, wie schon seit einigen Monaten zuvor, weiter gefallen. Die Medien haben sich allerdings auf den Gesamtwert des ifo-Index gestürzt, weil der zuletzt wieder leicht gestiegen ist.

Das ist allerdings eine Fehlinterpretation, weil sich die Erwartungen der Unternehmen mit Blick auf die nächsten sechs Monate verbessert haben. Diese Erwartungen liegen allerdings auf einem extrem niedrigen Niveau (fast so tief wie am tiefsten Corona-Punkt), wo Schwankungen in der Größenordnung vom November keine Bedeutung für die aktuelle Entwicklung haben. Die Lageeinschätzung war im November schlechter als vor der Corona-Krise.

Einzelhandel

Unmittelbar erkennen kann man die Folgen des Kaukraftverlusts der Arbeitnehmer beim Umsatz des Einzelhandels. Der ist im Oktober regelrecht eingebrochen und ist schon seit dem ersten Quartal jeweils gegenüber den Vorquartalen rückläufig.

Der von vielen erwartete positive Effekt eines Rückgangs der Sparquote der privaten Haushalte, die während des Corona-Schocks stark gestiegen war, wird offensichtlich überlagert von den Einkommensverlusten, so dass per Saldo die Mehrheit der Haushalte im Verlauf dieses Jahres ihren Konsum verringert hat.

Arbeitslosigkeit

Schließlich ist die Arbeitslosigkeit in den letzten drei Monaten deutlich gestiegen und die Zahl der offenen Stellen ist deutlich zurückgegangen.

Die Unterbeschäftigung (Arbeitslose plus in speziellen Maßnahmen der Bundesagentur Beschäftigte) ist (saisonbereinigt) in den vergangenen vier Monaten um durchschnittlich mehr als 30.000 Personen pro Monat gestiegen.

Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist in dieser Zeit Monat für Monat deutlich gesunken – im November um 7.000, im Oktober um 17.000.