Deutschland verändert sich
10 Millionen: Statistisches Bundesamt meldet Rekordzahl von Ausländern
Die Zeit der offenen Grenzen vor der Schließung der Balkanroute im März 2016 macht sich nun auch in der Bevölkerungsstatistik deutlich bemerkbar. Mit gut 10 Millionen Menschen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit meldet das Statistische Bundesamt die höchste registrierte Zahl von Ausländern in Deutschland seit Errichtung des Ausländerzentralregisters (AZR) im Jahr 1967.
Beim Zuzug in den Jahren 2015 und 2016 zeigt sich eine deutliche Veränderung. Es werden mehr Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern registriert. Insgesamt betrug die Nettozuwanderung seit 2014 laut Statistik knapp 1,9 Millionen, wobei die Zuwanderung Jahr 2015 mit einem Plus von 1,5 Millionen weit über dem Wert des Jahres 2016 liegt. Da waren es nur 480.000. 1
Mehr Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten
Den größten Anteil macht die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten aus. Seit Anfang 2015 registrierte das Ausländerzentralregister eine Zunahme der ausländischen Bevölkerung aus Nicht-EU-Staaten um 1, 279 Millionen (zum Vergleich: In den sieben Jahren zuvor, von 2007 bis 2014, wird für Ausländer aus Nicht-EU-Staaten eine Zunahme von 879.000 berichtet).
Ab 2016 schlägt sich die Zuwanderung aus den Krisen- und Kriegsländern Syrien, Afghanistan und dem Irak deutlich in der Statistik nieder. Die Zuwanderung aus Syrien wird mit 519.700 beziffert. Das sind 439,7 Prozent des Vorjahreswertes. Aus Afghanistan kamen 178.100 Zuwanderer (236,3 Prozent des Vorjahreswertes) und aus dem Irak 138.500 (156,1 Prozent des Vorjahreswertes).
Seit 2015 spielt dagegen die Zuwanderung aus EU-Mitgliedstaaten eine "weniger wichtige Rolle als zuvor", so das Bundesamt. Hatte der Anteil der Zuwanderung aus EU-Ländern, die 2004 neu beigetreten sind, noch bei 44 Prozent gelegen und 2014 noch bei 42 Prozent, so liegt er 2016 bei nur mehr 25 Prozent. Auch der Anteil der Zuwanderer aus den EU-Krisenländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien ist deutlich gesunken (5 % der Nettozuwanderung seit 2015 gegenüber 13 % im Jahr 2013 und 9 % im Jahr 2014).
Durchschnittalter sinkt
Die Zuwanderung aus den genannten Krisenländern im Nahen Osten dürfte auch ausschlaggebend dafür sein, dass sich das Durchschnittsalter der ausländischen Bevölkerung verjüngt hat: Für 2016 wird es mit durchschnittlich 37 Jahre und 7 Monate angegeben. Zwei Jahre zuvor lag es bei 39 Jahren und 11 Monaten.
Die Ankunft der vielen Flüchtlinge macht sich auch bei der Durchschnittsaufenthaltsdauer bemerkbar: Sie liegt Ende 2016 bei 15 Jahren und 5 Monaten. Zwei Jahre zuvor wurde sie auf 17 Jahre und 7 Monate berechnet. Auch der Anteil der Männer ist gestiegen: Seit Anfang 2015 von 51,5 % auf 54,1 % Ende 2016. Ebenso der Anteil der Ledigen, einschließlich Kinder, von 40,4 % auf 42,8 %.
Die regionale Verteilung, so das Statistische Bundesamt, sei weitgehend unverändert geblieben. Die meisten Ausländer leben in NRW (etwa 2,5 Millionen), die wenigsten in Mecklenburg-Vorpommern (69 000) und Thüringen (91 300).
Dazu gibt es noch eine grobe Aufschlüsselung der Verteilung der Nationalitäten im Bundesgebiet:
Türkisch ist im früheren Bundesgebiet (einschließlich Berlin) mit 15,6 % der Fälle die häufigste ausländische Staatsangehörigkeit im AZR. Für die Neuen Länder ohne Berlin nehmen Syrien, Polen und die Russische Föderation die ersten Plätze ein. Die Türkei liegt hier mit 2,4 % aller Fälle nur auf Platz 10. Türkisch ist 2016 in 184 der insgesamt 400 Kreise die häufigste ausländische Staatsangehörigkeit, gefolgt von syrisch in 90 Kreisen und polnisch in 64 Kreisen.
Statistisches Bundesamt