Deutschlands Hunger nach afrikanischem Wasserstoff
Seite 2: Blau ist nicht grün
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Auf 4.000 Quadratkilometer im Tsau-Khaeb-Nationalpark möchte Hyphen die Produktion von grünem Wasserstoff aufbauen, mit dem Ziel, einmal fünf Gigawatt Energieerzeugungskapazitäten und einen Elektrolyseur mit drei Gigawatt Kapazität aufzubauen und somit 300.000 Kubiktonnen Wasserstoff im Jahr produzieren zu können.
Das ist ausgerechnet das Gebiet, in dem schon die einstige deutsche Kolonialmacht Diamanten abbaute, was dem Projekt auch angesichts der unzureichenden Entschädigung der Opfer des Genozids an den Herrero und Nama einen seltsamen Beigeschmack gibt. Bleibt zu hoffen, dass es bei den von Hyphen versprochenen 3.000 Jobs, die zu 90 Prozent mit lokalen Arbeitskräften besetzt werden sollen, bleiben wird.
Auch wenn Robert Habeck auf Einkaufstour für grünen Wasserstoff war, wird nach Informationen des Umweltinstituts München auch sogenannter "blauer" Wasserstoff in der nationalen Wasserstoffstrategie eine Rolle spielen und soll mit Steuergeldern gefördert werden.
"Blauer" Wasserstoff wird unter Einsatz fossiler Energie hergestellt, wobei das freiwerdende Kohlendioxid abgeschieden und unterirdisch eingelagert werden soll. Das gängige Verfahren zur Wasserstoffherstellung ist die "Dampfreformierung" von Erdgas, wobei Methan (CH4) unter hohen Temperaturen mit Wasser zu CO2 und Wasserstoff reagiert. Das so gewonnene Produkt würde als "grauer" Wasserstoff bezeichnet, die Abscheidung und Einlagerung von CO2 macht ihn schließlich "blau". Das Umweltinstitut München kritisiert, dass "blauer" Wasserstoff keineswegs klimaneutral sei.
Bei der Förderung und beim Transport des verwendeten Erdgases werden große Mengen des besonders klimaschädlichen Gases Methan freigesetzt. Gleichzeitig geht bei der Herstellung viel Energie verloren. Blauer Wasserstoff könnte darum sogar schädlicher als Erdgas sein,
… sagt Kasimir Buhr, Referent für Energie- und Klimapolitik am Umweltinstitut München. Das Institut verweist auch auf eine in Energy, Science & Engineering veröffentlichte Studie, wonach mit dem "blauen" gegenüber dem "grauen" Wasserstoff nur neun bis zwölf Prozent der CO2-Äquivalente eingespart werden. Die Treibhausgasemissionen seien höher, als wenn direkt mit Erdgas oder Kohle geheizt würde, so die Studie.
Die nationale Wasserstoffstrategie wurde erstmals im Juni 2020 beschlossen und wird Medienberichten zufolge aktuell überarbeitet. Elektrolysekapazitäten sollen demnach bis 2030 verdoppelt werden und ein Wasserstoffleitungsnetz aufgebaut werden. Auch blauer Wasserstoff solle zum Einsatz kommen.
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