Deutschlandticket in Gefahr: Was es gebracht hat und wem es fehlen würde
13 Millionen Nutzer: Abschaffung träfe manche Berufspendler hart. Ökologisch wirkte das Ticket begrenzt. Warum die Landbevölkerung kaum profitierte.
Das 49-Euro-Deutschlandticket hat manche Berufstätigen mit langem Arbeitsweg um fast 200 Euro im Monat entlastet, die wieder fällig werden, falls es nicht bei der Teuerung auf 58 Euro bleibt, sondern das Angebot ganz wegfällt. Wer durch verschiedene Tarifzonen muss, wird in diesem Fall die Mehrbelastung deutlich spüren.
Nach dem Ampel-Aus ist das grundsätzlich möglich, wenn der Finanzierungsstreit nicht gelöst wird. Unionspolitiker haben bereits erklärt, das Ticket sei aus ihrer Sicht nicht mehr tragbar.
Wer sich in Großstädten wie Berlin stattdessen ein reguläres Monatsticket bis zum äußeren S-Bahn-Ring leisten muss, kann zumindest einer Verdopplung der Mobilitätskosten rechnen, wenn das Angebot abgeschafft wird.
Mindestens, denn wer am Wochenende zusätzlich Regionalzüge nutzt, um Freunde oder Angehörige in einem benachbarten Bundesland zu besuchen, kann das aktuell noch ohne Aufpreis mit dem Deutschlandticket tun.
13 Millionen Fahrgästen droht Mehrbelastung
Das im Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket gilt bundesweit für Busse und Bahnen des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs und wird von rund 13 Millionen Menschen genutzt. Darunter Normalverdienende, aber auch einkommensschwache Personen, für die schon die Preissteigerung auf 58 Euro im Monat schwer verkraftbar ist.
Dies kritisierte bereits der Fahrgastverband Pro Bahn, als die geplante Teuerung im September bekanntgegeben wurde. "Eine Erhöhung um fast zwanzig Prozent ist für viele Fahrgäste ein Schlag in die Magengrube", so der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands, Detlef Neuß.
Autoverkehr ging durch günstige Tickets nur wenig zurück
Das Deutschlandticket war als dauerhaftes Nachfolgeangebot des zeitlich begrenzten 9-Euro-Tickets von 2022 vorgestellt worden. Abgesehen von der finanziellen Entlastung der Fahrgäste war damit die Hoffnung verbunden, dass angesichts der Klimakrise mehr Menschen das Auto stehen lassen würden.
Der Autoverkehr ging dadurch allerdings kaum zurück, wie eine Studie des Münchner ifo-Instituts in Zusammenarbeit mit den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Salzburg zeigte. Ein Rückgang von vier bis fünf Prozent könnte sogar noch überschätzt gewesen sein, denn für die Studie wurden Mobilfunkdaten ausgewertet, wobei nur Fahrten ab einer Entfernung von 30 Kilometern berücksichtigt. Verkehrszählstellen registrierten dagegen nur einen Rückgang um ein Prozent.
Wirkung des Deutschlandtickets verpuffte im ländlichen Raum
Vor allem im ländlichen Raum war der Nutzen des Deutschlandtickets für Fahrgäste auch durch das spärliche Angebot an Bussen und Bahnen begrenzt: In manchen Dörfern fährt schlicht nur zweimal am Tag ein Bus.
Eine Umfrage des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zeigte im vergangenen Jahr große Unzufriedenheit mit öffentlichen Verkehrsmitteln in ländlichen Gebieten: Fast die Hälfte der Teilnehmenden gab dem ÖPNV Schulnoten zwischen "Vier" und "Sechs".
"Ich würde gern mal den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Leider fahren bei uns auf dem Land nur zweimal am Tag die Schulbusse. Und diese fahren auch nur bis zum nächsten Ort", wurde eine Teilnehmerin zitiert.
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