Die 100.000-Dollar-Frage
Seite 3: Ansatz: In der digitalen Fabrikation herrscht das Prinzip der Trennung der Fertigung vom Design
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- Keine Planwirtschaft 2.0
- Ansatz: In der digitalen Fabrikation herrscht das Prinzip der Trennung der Fertigung vom Design
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Der 3D-Druck ist ein Exemplar der digitalen Fabrikation, und in der digitalen Fabrikation herrscht das Prinzip der Trennung der Fertigung vom Design. Das gilt auch in der industriellen digitalen Fabrikation, der großartigen Industrie 4.0. Nicht "Kollektive" und "Genossenschaften" stellen die Dinge her, obwohl denen das bestimmt große Freude macht, solange es sie gibt; und möglicherweise auch nicht Kapitalgesellschaften oder -Unternehmen, sondern diese digitalen Maschinen, die digitale "Designs" abarbeiten.
Ein 3D-Drucker liest ein Design-File, und macht daraus ein Ding. Genauso, im Prinzip, arbeitet eine digitale Fabrik, sie liest den "digitalen Zwilling" ein, und macht daraus ein Produkt, und es ist nicht nur ein 3D-Drucker, sondern es sind ganze Heere von Maschinen, die dabei mitwirken. Aber auch hier muss die Fabrik dann nicht mehr dem Kapitalisten gehören, sondern sie kann dem "Volk" gehören, einem Organ des öffentlichen Rechts, der Kommune, oder auch dem Staat, das wäre nicht so entscheidend wie der Umstand, dass sie eben keinem privaten Kapitalverwerter gehört. Warum ist das wichtig - weil dann weder Wettbewerb herrscht noch Renditezwang, sondern ordentliches ingenieurwissenschaftliches Ethos, und die Absicht, die "Designs", die zu fertigen der öffentliche Betrieb beauftragt wird, auch fristgerecht und qualitätsgesichert fertigzustellen.
Die Designs können von privaten Unternehmen kommen, etwa den bisherigen Markenherstellern, die aber nun keine eigene Fertigung mehr besitzen. Vielleicht wären sie gar nicht so traurig darum. Wäre die digitalisierte Fertigung aber in der Sphäre der Öffentlichkeit angesiedelt, entfiele ein wesentlicher Motor des bisherigen Wachstumszwangs, die Stabilität der Ökonomie würde deutlich erhöht, die Innovationskraft bliebe aber erhalten. Denn neue Ideen, neue Erfindungen und verbesserte Produkte wollen wir alle durchaus gerne sehen, solange sich dies im Rahmen des ökologisch Verkraftbaren hält.
Mit anderen Worten: Man könnte Teile der Fertigung, sinnvollerweise der Massenfertigung für die wichtigsten Produkte, in der Sphäre Öffentlichkeit ansiedeln. Man könnte im Übrigen die Branchen und Unternehmen, die vor der Privatisierungswelle öffentlich (kommunal oder staatlich) waren, rekommunalisieren oder wieder verstaatlichen. Sicher auch die wichtigsten Banken. Dazu eben diese Art von Fertigungsinternehmen; und Derartiges ist eben erst möglich durch die Digitalisierung.
Es wäre schön, wenn Menschen, die die Notwendigkeit erkannt haben, an der verhängnisvollen Entwicklung des Spätkapitalismus etwas zu ändern und diese in die richtigen Bahnen zu lenken, auch diese Möglichkeiten erkennen würden. Dann könnte man nämlich an einem Strang ziehen.
Die ökonomische Wissenschaft wünscht sich ein antizipatives, wissenschaftsgestütztes Vorgehen, dem seine Ziele und Mittel bewusst sind. Dieses Wissen wäre sicher erst herzustellen, denn die so erkennbaren Prinzipien der Digitalen Fabrikation sind nur die sehr groben Umrisse dessen, was getan werden kann. Es wäre hilfreich, einen Forschungsprozess mit der Herstellung eines solchen antizipativen Wissens in Gang zu setzen. Vielleicht hätte sogar die Industrie ein Interesse, daran mitzuwirken.
Es ist hin und wieder die Rede von einem 6. Kondratieff, auf den viele sehnsüchtig warten. Die Umstrukturierung der industriellen Prozesse in diesem Sinne könnte einen 6. Kondratieff auslösen, der wäre dann aber ausschließlich durch öffentliche Investitionen getragen. Und der Return on Investment wäre in dem Fall nicht zählbar, in Euro und Cent. Es wäre einfach nur die Erhaltung der Lebensfähigkeit unserer Welt, für unsere Kinder. Wie das zu schaffen ist, das ist wohl die 100.000-Dollar-Frage.
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