Die Dinosaurier erobern das Wohnzimmer
Passend zum Start von Disneys "Dinosaurier" bringt Ubi Soft die Spiele zum Film für Gameboy Color, Sega Dreamcast, Playstation 2 und Playstation
Skepsis ist angebracht, wenn zu potentiell erfolgreichen Filmen die passenden Spiele auf den Markt kommen. Dank des Kinoknüllers als Verkaufsgarant bestehen die Videospiele häufig aus lieblos zusammengestellten Hüpf- oder Schießorgien, die durch kurze Filmsequenzen unterbrochen sind. Gerade zu Disney-Filmen gibt es jedoch ruhmreiche Ausnahmen wie zuletzt "Toy Story 2" ().
Die Varianten für die Konsolen benutzen alle das gleiche Konzept. Die Bilder und Erfahrungen für diesen Artikel stammen aus der Dreamcast-Version. Dort steuert der Spieler den Dinosaurier Aladar, die Flugsaurierdame Flia und den Lemur Zini. Aladar, der genaugenommen der Familie der Iguanodons entstammt, kann schwimmen, kämpfen und Felsen verschieben. Zini ist der Spezialist für weite Sprünge, Kletterpartien und Wurfgeschosse. Flia übernimmt alle Aufgaben in der Luft.
Das Spielprinzip erinnert an "Lost Vikings", bei dem drei Wikinger mit verschiedenen Fähigkeiten sich abwechseln müssen, um die Levels gemeinsam zu durchwandern. In Disneys Dinosaurier klettert beispielsweise Zini auf einen Felsvorsprung, um mit einem gezielten Wurf einen Felsen zu lösen, über den Aladar sicher die Lava durchqueren kann und das Meer erreicht. Im Wasser nimmt der Nichtschwimmer Zini auf Aladars Rücken Platz. Flia kann im Nebel den beiden Freunden heimleuchten, indem sie aus der Luft mit einem brennenden Ast Baumstämme entzündet.
Im Kampf ums Überleben müssen sich die Helden gegen die fleischfressenden Carnotauren und Velociraptoren, jenen Sauriern, die schon in Spielbergs "Jurassic Park" als gerissene Jäger agierten, wehren. Neben den Lebenspunkten, die der Spieler verteidigen muss, erhalten die Figuren Erfahrungspunkte für siegreiche Kämpfe, erledigte Aufgaben und das Aufspüren geheimer Orte. Hat eine Figur genügend Punkte gesammelt, erreicht sie ein neues Level und verbessert damit die Überlebensfähigkeit beziehungsweise Kampfkraft.
Die Gameboy-Umsetzung benutzt fast das gleiche Spielprinzip, nur dürfen sich hier gleich sechs Figuren die Aufgaben teilen. Der Dino Aladar ist als Hauptfigur des Films natürlich ebenso dabei wie sein bester Freund Zini. Statt Flia darf der Spieler den Styracosaurus Eeema, den Ankylosaurier Url sowie die Lemuren Plio und Suri steuern.
Im Gegensatz zur Dreamcast-Version, bei der alle drei Figuren jederzeit sichtbar sind, ist beim Gameboy jeweils nur eine Figur vorhanden. Spezielle Markierungen nutzt der Spieler zum Wechsel der aktiven Figur. Die Fähigkeiten der einzelnen Figuren sind begrenzter, so kann nur ein Lemur springen, ein anderer klettern und der dritte schließlich schnell laufen. Auf den Rollenspielaspekt der Konsolenumsetzung verzichtet das Gameboy-Spiel.
Ein spielerisch entscheidender Unterschied ergibt sich dadurch, dass der Spieler den Spielstand am Gameboy jederzeit speichern kann, während das Speichern auf der Dreamcast nur zwischen den Levels möglich ist.
Dreamcast- wie Gameboy-Version von Disneys Dinosaurier bieten einen schnellen Einstieg und machen zu Beginn durch das interessante Spielkonzept Spaß. Leider geht die Motivationskurve recht schnell bergab, da das Dinosaurierspektakel einiges von dem Potential des Spielprinzip verschenkt. Zu offensichtlich sind die Aufgaben verteilt und zu wenig die Kombinationsgabe des Spielers gefragt. Das Gameboy-Spiel ist bei weitem zu einfach: Geübte Spieler haben es an einem Abend durchgespielt. Leider ist die Konsolenversion auf einen Spieler beschränkt. Drei Spieler, die wie seinerzeit beim Spiel zum Film "Die Goonies" jeweils einen der Freunde steuern, hätten den Spielspaß erhöht und den Spieler von der unangenehmen Situation erlöst, dass eine passive, "falsch geparkte" Figur Lebenspunkte verliert.
Die Grundaussage des Films "Gemeinsam sind wir stark" bringt Ubi Soft mit dem Spielprinzip gut auf den Bildschirm. Das Konzept ist interessant und für eine Filmumsetzung ungewöhnlich komplex. Letztendlich sind allerdings Konsolen- und Gameboy-Version nur Mittelmaß - und passen damit wiederum gut zum Film, der es ebenfalls trotz guter Idee und schöner Optik nicht schafft, den Zuschauer auf Dauer zu fesseln.