Die Flutkatastrophe, Blogs und Handys

Die Zahl der Opfer steigt weiter - neben dem US-Stützpunkt Diego Garcia soll auch Burma nach Angaben des Militärregimes weitgehend verschont geblieben sein

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Die Zahl der Opfer in der südostasiatischen Katastrophenregion steigt noch immer an. Man fürchtet, dass die Flutwelle mindestens 80.000 Tote hatte, es könnten aber auch noch weit mehr als 100.000 Todesopfer werden. Millionen von Menschen wurden obdachlos, Hunderttausende sind verletzt. Betroffen scheint eine besonders hohe Zahl von Kindern zu sein. Die Situation in den zahlreichen Katastrophengebieten ist oft chaotisch, es fehlt an Trinkwasser und Lebensmitteln, die Seuchengefahr steigt und es kam auch schon zu Plünderungen und Gewalttätigkeiten. In Sri Lanka arbeiten die Bürgerkriegsparteien zwar bislang zusammen, aber die Flutwelle hat offenbar, wie auch Blogger berichten, zahlreiche Minen aus der Zeit des Kriegs ausgespült, die nun zu einer unberechenbaren Gefahr werden können. Besonders schwer betroffen ist auch die indonesische Provinz Aceh, in der seit langem Bürgerkrieg herrscht. Dort haben angeblich die muslimischen Rebellen einen Waffenstillstand ausgerufen. Allein in Aceh könnte es bis zu 80.000 Todesopfer geben, befürchtet die UN.

Während ansonsten Informationen aus der ganzen Region kommen, scheint sich Myanmar (Burma) ganz im Stil von autoritären Regimen abzukapseln. Die offizielle Maxime ist, das Land, das zwischen Thailand und Bangladesh liegt, als von der Flutkatastrophe weitgehend verschont darzustellen. Gestern standen so beispielsweise Bombenanschläge und andere subversive Akte im Vordergrund, die das Militärregime nutzt, um den Kampf gegen angebliche Terroristen im Lande und im Ausland zu legitimieren. Nach Angaben der Behörden wurden, wie die staatliche Zeitung The New Light of Myanmar ganz am Ende eines langen Artikels über die Pressekonferenz berichtet, im ganzen Land nur 138 Gebäude zerstört, 788 Menschen obdachlos, 36 Menschen getötet und 45 verletzt.

Das wäre gegenüber den Folgen der Katastrophe in Thailand - hier schätzt man die Zahl der Toten auf mindestens 1.500 - ein sehr geringer Schaden. Zwar liegt Burma etwas weiter entfernt vom Epizentrum, aber das Land hat eine lange Küste von 2.000 Kilometern, an der viele Dörfer liegen. Unicef geht bislang von 90 Todesopfern in Myanmar aus. Nicht berücksichtigt seien dabei Fischer in ihren Booten. Offizielle Zahlen des Regimes sind allerdings unzuverlässig. Die Website Democratic Voice of Burma geht von mindestens 60 Toten und zahlreichen Vermissten aus, rechnet aber mit mehr Opfern.

Die US-Militärbasis im Indischen Ozean auf der britischen Insel Diego Garcia, wo auch "feindliche Kämpfer" und Terroristen gefangen gehalten werden sollen, scheint erstaunlicherweise von der Flutwelle verschont geblieben zu sein. Korallenriffe sollen die Insel geschützt haben, obgleich im weiter entfernten Somalia die Flutwelle noch Menschenleben gefordert und Schäden verursacht hat. Angeblich hatte der Navy-Stützpunkt auch eine Vorwarnung erhalten.

Die aktuelle Statistik auf Blogdex zeigt, dass die Flutkatastrophe und die entsprechenden Blogs und Websites in der Aufmerksamkeit der Blogosphere gegenwärtig an erster Stelle stehen. Einer der ersten Blogger, die auf die Katastrophe reagiert haben, war Sanjay oder "Morquendi", der auf Sri Lanka lebt. Er hatte sich an den Rettungsaktionen beteiligt und befreundeten Bloggern SMS-Botschaften von seinen Erlebnissen geschickt, die sie auf ChiensSansFronteres posteten. Er beschreibt in den neuesten seiner "SMS from Sri Lanka", dass im Nordosten der Insel möglicherweise Millionen von Minen ausgespült worden sind, wie die Tamilenorganisation LTTE berichtet. Und er erzählt von seinen schrecklichen Erlebnissen:

the bodies just lie there.. thrown everywhere cos there's no room.. 380 bodies.. faces bloated.. blood pourong out of everysingle hole in it's body.. and the smell.. u can't imagine it if u haven't smelled it ur self.. we still didn't find him..

on the way back we got a call... he was alive.. leg bruised.. but alive.. stranded on the beach.. pickin bodies.. buryin them.. but still alive..that's what mattered.. how many people weren't that lucky..?

we came back through the galle road.. ever seen fishing trawlers on the road..? ever seen lorries and busses 200m off the road..? ever seen a bus inside a house..? ever smelt dead bodies and not be able to see it because there either unreachable or just too crazy to go inside and look for...?

well that was just the least affected areas.. so you can just imagine.. or can you..?

keep it blogged..

Bild vom Satelliten QuickBird. DigitalGlobe hat Vorher-/Nachher-Bilder in seiner ImageLibrary veröffentlicht

Gemeinsam haben Blogger den Blog The South-East Asia Earthquake and Tsunami eingerichtet, um über alles Wissenswerte über die Katastrophe, Hilfsaktionen und -organisationen sowie Hilfe- und Spendenmöglichkeiten zu berichten. In WikiNews wurde eine entsprechende Seite eingerichtet, um möglichst schnell alle Informationen auf eine besser geordnete Weise eingeben zu können. Mittlerweile wurde ein neuer Blog für Informationen über Hilfsdienste sowie ein Blog für die Suche nach vermissten Personen eingerichtet. Der kollborative Blog World Changing hat schnell begonnen, von der Flutkatastrophe zu berichten und auch eine Spendenaktion eingeleitet. Hier findet man auch allgemeinere Artikel zum Thema, beispielsweise über die "Krisenbewältigung" durch das Burma-Regime oder die geopolitischen Folgen. So heißt es etwa, dass die jährlich geschehenden Flutkatastrophen in Bangladesh und Indien ebenfalls Millionen Menschen in derselben Region betreffen, aber auf die "globale Psyche" nicht so traumatisierend wirken wie die Tsunamis. So dürfte der Tourismus in der Region zurück gehen, aber die Kooperation der betroffenen Länder könnte, auch durch den Aufbau eines Warnsystems, enger werden. Unter anderen wird auch darauf verwiesen, dass es keine Liste von gefährdeten Anlagen an den Küsten gibt. So wurde beispielsweise der indische Atomreaktor in Tamil Nadu geschlossen, nachdem Wasser in die Tunnels eingedrungen war. Angeblich gab es keine Gefährdung, aber es wurde auch erklärt, dass die Sicherheit des Reaktors nicht im Hinblick auf Tsunamis geplant worden ist.

Fred berichtet in Extra Extra aus Jaffna, Sri Lanka. Er sagt etwa, dass es bislang nur Berichte und Bilder von Regionen gibt, die zugänglich sind, und fürchtet weitere schlimme Nachrichten. Andere veröffentlichen Videos (bzw. hier) oder Fotos von der Katastrophe, die teilweise von Menschen stammen, die in der Krisenregion waren. Und Kevin Sites hat sich - aufmerksamkeitsökonomisch? - aus dem Irak zurück gezogen und berichtet nun aus Thailand.

Särge mit den Fotos der Toten. Bild: Kevin Sites

Blogs oder das Internet sorgen dafür, dass Informationen schnell zirkulieren und Koordination effektiver gemacht werden kann. Handys hingegen konnten manchen Menschen unmittelbar das Leben retten. So hat das Tidal Wave Rescue Centre in Sri Lanka Meldungen an Benutzer von Handys mit internationalem Roaming in der Krisenregion ausgesendet und deren Besitzer gebeten, sich zu melden. Insgesamt seien 600 Menschen mit der Hilfe von Handys gefunden worden, darunter 36 Briten von der Küste der Insel Hikkaduwa, die weitläufig zerstört wurde und auf der Tausende von Todesopfern zu beklagen sind.

Auf Sri Lanka haben die Behörden herausgefunden, dass insgesamt 10.252 Handys im Netzwerk mit internationalem Roaming angemeldet waren. 5.983 dieser Handys wurden nach der Katastrophe nicht mehr genutzt, von den restlichen wurde zumindest ein Anruf gemacht. Chris Dharmakirti, Sprecher des Tidal Wave Rescue Centre, sagte, man habe nach einem Anruf die Position des Handy-Besitzers herausfinden können, um so die Suche auf die vom Unglück betroffenen Gebiete beschränken zu können: "Wenn ein Handy tot ist, dann kann es verloren gegangen sein oder der Besitzer ist ein Opfer der Tragödie geworden. Aber beobachten diese Nummern weiter." Es sei das erste Mal gewesen, dass man in Sri Lanka Rufnummerverfolgung für Rettungsmaßnahmen verwendet habe. Das Mobilfunknetz war zwar durch die Flutkatastrophe kurzfristig ausgefallen, 90 Prozent des Netzes konnte aber angeblich schnell wieder funktionsfähig gemacht werden.

Spenden für die Erdbebenbopfer in Südostasien:

Aktion Deutschland Hilft

Bündnis der Hilfsorganisationen

action medeor, Adra, ASB, AWO, Care, Help, Johanniter, Malteser, Paritätischer Wohlfahrtsverband und World Vision

Bank für Sozialwirtschaft

Bankleitzahl: 370 20 500

Kontonummer: 10 20 30

Stichwort "Seebeben Südasien"

Ärzte für die Dritte Welt

EKK Bank

BLZ 500 605 00

Kontonummer 104 88888 0

Stichwort: Seebebenopfer

Ärzte ohne Grenzen

Sparkasse Bonn

BLZ 38 05 00 00

Kontonummer 97 0 97

Stichwort Seebeben

Caritas

Postbank Karlsruhe

Bankleitzahl: 660 100 75

Kontonummer: 202 753

Stichwort "Erdbeben-Südasien"

Deutsches Rotes Kreuz

Bank für Sozialwirtschaft

Bankleitzahl: 370 205 00

Kontonummer: 41 41 41

Stichwort: "Südasien"

Deutsche Welthungerhilfe

Sparkasse Bonn

Bankleitzahl: 380 500 00

Kontonummer: 1115

Stichwort "Erdbeben Asien"

Diakonie Katastrophenhilfe

Postbank Stuttgart

Bankleitzahl: 600 100 70

Kontonummer: 502 707

Stichwort "Erdbeben-Südasien"

helpdirect.org

Spendenportal für online-Spenden

Misereor

Sparkasse Aachen

Bankleitzahl: 390 500 00

Kontonummer: 52100

Stichwort: Erdbebenopfer

Oxfam

Bank für Sozialwirtschaft Köln

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Kontonummer: 13 13 13

Kennwort: Seebeben

terre des hommes

Hilfe für Kinder in Not

Volksbank Osnabrück eG

Bankleitzahl: 265 900 25

Kontonummer: 700 800 700

Stichwort: Flutwelle

Unicef

Bank für Sozialwirtschaft

Bankleitzahl: 370 205 00

Kontonummer: 300 000,

Stichwortwort "Erdbeben Asien"