Die Katze eingesackt

Roxio ersteigert Napster: Allianz mit Microsoft in Aussicht?

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Am Freitag hat die mit CD-Brennsoftware bekannt gewordene Firma Roxio bekannt gegeben, die Vermögenswerte von Napster übernehmen zu wollen. Noch wurde nicht verraten, was aus der ehemaligen Tauschbörse einmal werden soll. Doch schon deuten sich erste Allianzen zum Betrieb eines neuen Napster-Aboservices an.

Roxio erklärte am Freitag, eine "definitive Übereinkunft" zur Übernahme aller Napster-Vermögenswerte abgeschlossen zu haben. Dazu gehören neben Namen und Webadresse des Unternehmens auch Client- und Servertechnologien und die dazugehörigen Patente. Insgesamt will Roxio dafür fünf Millionen Dollar in bar und Aktien aufbringen. Bevor Napster endgültig den Eigentümer wechselt, muss das zuständige Insolvenzgericht dem Verkauf noch zustimmen. Vorher haben andere Bieter noch eine letzte Chance, Roxio zu überbieten. Roxio will sich bis zum endgültigen Abschluss des Geschäfts zu seinen Plänen für Napster bedeckt halten.

Napster hatte in den vergangenen zwei Jahren vergeblich versucht, gemeinsam mit Bertelsmann eine kostenpflichtige Musik-Tauschbörse aufzubauen. Im Mai musste das Unternehmen schließlich Bankrott anmelden (Napster vor dem Aus). Das zuständige Insolvenzgericht vereitelte daraufhin Versuche Bertelsmanns, Napsters Vermögenswerte zu übernehmen. In den vergangenen Wochen gab es um diese einen regen Bieter-Wettstreit. Am lautesten, aber wohl auch wenigsten ernst zu nehmen gebärdete sich der spanische Porno-Konzern Private.

Napster bald in Allianz mit Microsoft?

Mit der Übernahme durch Roxio wird Napster zur zweiten ehemals populären Tauschbörse, die in den Armen einer auf Technologie ausgerichteten Firma landet. Im Dezember 2000 wurde der ehemals ehrgeizigste Napster-Konkurrent Scour Exchange von Centerspan aufgekauft. Die als Joystick-Hersteller groß gewordene Firma hat daraus mittlerweile eine Demonstrations-Plattform für ihre P2P-Distributions-Technologie CStar-One gemacht.

Ein ähnliches Schicksal könnte nun auch Napster blühen. Roxio hat traditionell gute Beziehungen zu den Plattenfirmen. Außerdem ist die Firma verantwortlich für die CD-Brenn-Technologie in der Software der von den Musik-Majors betriebenen Abo-Plattformen Pressplay und Musicnet. Für einen Alleingang in Konkurrenz zu Pressplay und Musicnet fehlt Roxio zudem der nötige lange Atem. Interessant an Napster dürfte für Roxio deshalb vor allen Dingen die Technologie sein. Seit Mitte letzten Jahres besitzt die Tauschbörse bereits ein kommerzielles P2P-System inklusive proprietärem, kopiergeschütztem Dateiformat. Dieses kam nie zum Einsatz, da die Plattenfirmen Napster keine Lizenzen geben wollten. Roxio könnte es allerdings ohne Probleme an Partner vermarkten, die nicht von den Pressplay- und Musicnet-Plattformen abhängig sein wollen.

Doch wer könnte solch ein Partner sein? Möglich wären Allianzen mit großen US-Handelsketten wie Target oder Best Buy, auch Amazon wäre sicher ein potentieller Kandidat. Der potenteste Partner allerdings heißt wieder einmal Bill Gates. Microsoft hat seit langem gute Beziehungen zu Roxio. Unter anderem basieren die CD-Brennfunktionen von Windows XP und des Windows Media Players 9 auf Roxio-Technologie. Vielleicht wird die bekannte Napster-Katze also schon bald wieder von jedem Windows-Desktop strahlen.