Die Klimakrise trifft mal wieder die Ärmsten
Seite 3: Ausbau der Erneuerbaren durch Energiegemeinschaften beschleunigen?
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- Ausbau der Erneuerbaren durch Energiegemeinschaften beschleunigen?
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Wir hatten über das Osterpaket des Bundeskabinetts berichtet, mit dem der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze in Deutschland beschleunigt werden soll.
Nach Ansicht des Instituts für Ökologische Wirtschaftsförderung (IÖW) könnte die Energiewende durch eine stärkere Teilhabe von Bürger:innen noch beschleunigt werden. In einer aktuellen Veröffentlichung erläutern Autor:innen des IÖW das Konzept des "Energy Sharing".
Demnach könnten Bürger:innen bis zu 42 Prozent der Ausbauziele bis 2030 tragen, wenn sie eine Chance zur Teilhabe hätten. Eine Beteiligung an Windkraft- und Solaranlagen fördere die Akzeptanz von Erzeugungsanlagen in der Nähe. Doch für Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften fehlten bislang die Rahmenbedingungen. Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften könnten sich etwa im Umkreis von 25 Kilometern um die Erzeugungsanlagen bilden.
Idealerweise würde der Strom in diesem Umkreis selbst erzeugt und verbraucht. Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) schlägt finanzielle Anreize für eine zeitgleiche Erzeugung und Verbrauch vor, beispielsweise bei den Stromnebenkosten, da das Stromnetz auf diese Weise entlastet würde.
Das größte Potential liegt laut IÖW im Bereich Photovoltaik. Rund 34 Millionen Haushalte könnten ihren Strom über Energy Sharing beziehen und geringe Mitgliedsbeiträge ab 100 Euro würden eine breite Teilhabe ermöglichen.
Die zunehmend erforderliche Sektorkopplung scheint aber in dem Konzept bislang nicht mitbedacht worden sein, da hier lediglich der Haushaltsstrom, nicht aber der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Mobilität einberechnet wurde.
Und nicht zuletzt gab es in der letzten Woche noch ein wichtiges Jubiläum im Protest gegen die fossilen Konzerne. Am 14. April 2012 waren im Hambacher Forst die ersten Bäume besetzt und Baumhäuser gebaut worden. Trotz zahlreicher Räumungen wurde der Hambacher Forst über die letzten zehn Jahre immer wieder neu besetzt.
Nicht zuletzt aufgrund der dadurch geschaffenen öffentlichen Aufmerksamkeit wurde der Hambacher Forst Thema in der "Kohlekommission" und mussten RWEs Bagger vor dem letzten Waldstück stoppen. Gerettet ist der Wald damit langfristig noch nicht, denn durch das Abpumpen von Grundwasser für den noch aktiven Tagebau droht der Boden unter dem Wald auszutrocknen.
Der "Hambi" dürfte aber auch zum Vorbild für zahlreiche andere Baum- und Waldbesetzungen geworden sein, etwa der Besetzung von Teilen des Dannenröder Forsts 2019, die letztlich für den Bau der Autobahn A49 gerodet wurden.