Die Krim als Paradies für High-Class-Tourismus?
Seite 2: Übergangsprobleme beim Anschluss an Russland
- Die Krim als Paradies für High-Class-Tourismus?
- Übergangsprobleme beim Anschluss an Russland
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Der Anschluss der Krim an Russland im März 2014 war von einem Großteil der Bevölkerung gewollt. Im Laufe des Anschlusses an Russland sind aber eine Riesenmenge an Problemen aufgetaucht, deren Bewältigung viel Kraft kostete und immer noch kostet.
- Nach Anschlägen auf die Elektrizitätsleitungen in der Süd-Ukraine im Dezember 2015 - was zum Zusammenbruch der Stromversorgung auf der Krim führe - musste die Halbinsel in einer Eil-Aktion über ein erstes Unterwasser-Strom-Kabel an das Stromnetz des russischen Festlandes angeschlossen werden. Wenn in einigen Wochen das vierte Unterwasser-Kabel aus Russland in Betrieb genommen wird, dann bekommt die Krim insgesamt 800 Megawatt Strom aus Russland, was für die Insel, die auch noch selbst Strom generiert, vorerst ausreicht.
- Weil die Ukraine die Lebensmitteltransporte auf die Krim blockiert, müssen die Lebensmittel per Schiff auf die Halbinsel gebracht werden.
- Der ganze Verwaltungsapparat musste lernen, auf Grundlager der russischen Gesetze zu arbeiten.
- Viele staatliche Dokumentationen, die noch in ukrainischer Sprache gehalten sind, müssen ins Russische übersetzt werden.
- Die Bürger mussten ihre Autos und ihre Immobilien nach russischen Gesetzen neu registrieren.
Westeuropäische Experten stellen Modernisierungskonzepte vor
Mehrere Gäste aus der EU bekamen die Möglichkeit, ihre Vorstellungen zur Modernisierung der Krim prominent vom Podium aus vorzutragen.
- Der Chef der Finanzgesellschaft Thomas Vendome Investment und ehemalige Berater des französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy, Jean Pierre Thomas, rief die Unternehmer in Europa auf, jetzt auf der Krim zu investieren. Wenn die Sanktionen aufgehoben werden, und das könne "nicht mehr als ein zwei Jahre" dauern, müsse man vor Ort sein. Thomas schlug vor, in eine Universitätskooperation zu investieren. Solche eine Investition falle nicht unter die Sanktionen. Der niedrige Rubel-Kurs sei kein Problem sondern ein Plus bei Investitionen, denn die Löhne seien niedrig. Die Unternehmer in Europa müssten ihre Strategie ändern und nicht Güter und Dienstleitungen nach Russland exportieren, sondern selbst in Russland investieren und die hergestellten Güter dann aus Russland exportieren.
- Mehrere Tourismusexperten aus der Westeuropa rieten, auf der Halbinsel ein Umfeld für den Tourismus der höheren Preisklassen zu entwickeln. Von Dominique Fashe und dem Moskauer Rechtsanwalt Karl Eckstein, der in der Schweiz für Russland als Honorarkonsul tätig ist, wurden Konzepte vorgestellt, nach denen auf der Krim eine Infrastruktur geschaffen würde, welche die Halbinsel auch für Gut- und Spitzenverdiener als Urlaubsort attraktiv macht. Vorgeschlagen wurde der Bau von Jachthäfen, Golf-Plätzen, Konzertsälen, neuen Seilbahnen, der Ausbau der Ski-Gebiete, die deutliche Ausschilderung von Öko-Wanderwegen und der Bau von Berghotels.
Bei diesen Vorschlägen vermisste man oft den Bezug zum existierenden Tourismus, der vor allem für Geringverdiener attraktiv ist. Es sollte aber eigentlich klar sein, dass man einen High-Class-Tourismus auf der Halbinsel nicht einfach so implementieren kann, zumal an der Südküste der Halbinsel schon jetzt fast alles mit Hotels zugebaut ist.
Russland bald mit eigenem Geldzahlungssystem MIR
Dass die Krim von den westlichen Sanktionen besonders betroffen ist, wird insbesondere am bargeldlosen Geldverkehr deutlich. An den Geldautomaten auf der Krim prangt das Logo der in Russland kaum bekannten "Russisch-nationalen Geschäftsbank" (RNKB). Diese Bank ist - neben einigen anderen kleinen Geldinstituten - zur wichtigsten Bank auf der Insel geworden, nachdem nicht nur die großen ukrainischen Finanzinstitute, wie die Privatbank, ihre Filialen auf der Halbinsel geschlossen haben, sondern - aus Angst vor westlichen Sanktionen - auch die großen russischen Geldhäuser wie die Sperbank.
Von einem Vertreter des russischen Finanzunternehmen NSPK wurde auf dem Wirtschaftsforum bekanntgegeben, dass im Juni in Russland ein eigenes Geldzahlungssystem unter dem Namen Mir eingeführt wird. "Mir" heißt so viel wie Frieden oder Erde. Die Bürger auf der Krim hätten dann die Möglichkeit, mit der MIR-Kreditkarte am Geldautomaten Geld abzuheben. Bei den Visa- und Mastercard-Kreditkarten hatte es in letzter Zeit Probleme gegeben.
Verhängt Kiew Einreisesperren für Krim-Besucher?
Neben den schon genannten Politikern und Unternehmern nahmen an der Wirtschaftskonferenz noch weitere Personen aus West- und Osteuropa teil, wie die Parlamentsabgeordnete der österreichischen FPÖ, Axel Kassegger und Barbara Rosenkranz, der tschechische EU-Parlamentarier Jaromir Kochlitschek, der italienische Regionalabgeordnete Stefano Valdegamberi von der Liste Zaia Presidente sowie Christo Marinow von der rechten bulgarischen Ataka-Partei.
Zu den wenigen prominenten linken Gästen der Konferenz gehörte der ehemalige stellvertretende Verteidigungsminister Griechenlands und Mitglied der Syriza-Linksabspaltung "Volkseinheit", Konstantino Isyhos, sowie der Botschafter Nicaraguas in Moskau, Juan Araya.
Der Ukraine war über die Teilnahme zahlreicher Ausländer an einer Konferenz auf "okkupiertem Territorium" sichtlich nicht erfreut. Der AFD-Politiker Marcus Pretzell hatte seine Reise via Facebook demonstrativ angekündigt worauf der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andryj Melnik, via Twitter erklärte, die Reise von Pretzell werde "harte rechtliche Konsequenzen" haben. Medienberichten zufolge wird Ausländern, welche von russischem Territorium aus die "okkupierten Gebiete" Krim, Donezk oder Lugansk in der Ostukraine besuchen, die Einreise in die Ukraine für unbestimmte Zeit verboten (So versteht Kiew Pressefreiheit).
Ulrich Heyden war vom Veranstalter "Jalta Internationales Wirtschaftsforum" zum "Internationalen Wirtschaftsforum" eingeladen worden, der auch die Reisekosten übernommen hat.