Die Lage im Lande wird prekärer – der Journalismus auch?

Seite 2: Forschung und kognitive Dissonanz

In einem weiteren Forschungs-Artikel hat Jana Rick vom Forschungs-Team versucht, Prekarität im Journalismus messbar zu machen. Dabei ergab sich, dass etwa ein Viertel aller an der Studie beteiligten Journalistinnen und Journalisten "akut prekär beschäftigt" seien.

Dennoch zeigten sich mehr als zwei Drittel (knapp 69 Prozent) der Befragten mit ihrem journalistischen Beruf allgemein zufrieden: davon 42,7 Prozent der Befragten "eher zufrieden" und 26,1 Prozent sogar "sehr zufrieden".

Das kann auch als eine besondere Vermeidung von kognitiver Dissonanz interpretiert werden: Wenn man schon die Verhältnisse nicht ändern kann (oder will), mag man sie sich wenigstens nicht schlechtreden (lassen).

Tatsächlich schaut die Studie eher nicht auf gesellschaftliche Strukturen, sondern laut eigener Darstellung vor allem "auf die subjektive Wahrnehmung Einzelner". Vielleicht lässt auch hier Pippi Langstrumpf die journalistisch Medienschaffenden grüßen: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt".

Warum wichtige Bereiche journalistischer Medienrealität so (fragwürdig) sind, wie sie nicht wenigen Menschen mittlerweile erscheinen, das lässt sich anhand solcher Erkenntnisse über Prekarisierung im Journalismus womöglich besser verstehen.

Wer in prekärer Lage ist, wird kaum große Sprünge machen - auch keine großen Gedanken-Sprünge. Oder hat, wie Karl Kraus einst vor mehr 100 Jahren schon polemisch schrieb, ohnehin kaum (noch) eigene Gedanken.