Die Mär der "wahren Preise" oder: Greenwashing bei Penny

Seite 2: "Wahre Preise" gehören in die Penny-Bilanz

Abgelenkt wird mit alldem vom eigentlichen Problem. Dieses liegt darin, dass die vermeintlichen "versteckten Kosten" ja im Prinzip – zumindest theoretisch – längst bezahlt sind: In Form von Steuern und Abgaben der Unternehmen. Damit werden der Allgemeinheit Ausgaben wie Straßenbau und Umweltfolgekostenbeseitigung bezahlt. Dass dies in der Praxis oft nicht geschieht, ist tatsächlich ein Problem.

Hier aber lügt sich nicht nur die Penny-Kette in die Tasche, sondern sie belügt sehr bewusst ihre Kunden und die breite Öffentlichkeit. Wollte Penny nämlich die wahren Kosten transparent machen, müsste sie diese zum einen in der Bilanz ausweisen, und in der Steuererklärung des Unternehmens transparent machen, zum Zweiten aber, anstatt auf Dritte zu zeigen, die Beträge ausrechnen, die ihr Verhalten eigentlich die Allgemeinheit kostet, und dieses dann nicht etwa werbewirksam an irgendwelche NGO’s spenden, sondern der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung stellen, um exakt jene Umweltfolgekosten und andere Ausgaben zum Beispiel für Gesundheitsschäden bezahlen zu können. Da hierbei erwartbar eine sehr hohe Summe anfallen müsste, wäre Penny dann gezwungen, zumindest einen Teil dieser Kosten an die Lieferanten weiterzureichen.

Selbstverständlich ist all dies ein vollkommen utopisches Szenario. Aber eines, das die Absurdität und Verlogenheit des sogenannten Penny-Experiments deutlich macht.

Stattdessen werden die Kosten einseitig bei den Kunden abgeladen.

"Eine Marketingmaßnahme von einem Händler wird immer wirtschaftliche Interessen haben."

Klar ist: Gerade in Inflationszeiten wird Penny auch nach Ansicht von Wirtschaftsexperten nicht viel von diesen faktisch überteuerten Produkten verkaufen. Aber darum geht es dem Konzern auch gar nicht. Er will auch nicht in erster Linie Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen, sondern die eigene Marke aufwerten.

Der Baden-Württemberger Ökonom Carsten Kortum erklärte dazu im SWR:

Eine Marketingmaßnahme von einem Händler wird immer wirtschaftliche Interessen haben.

Hinzu komme hier, dass Penny seine veganen Sortimente promoten und in den Vordergrund stellen will. Tatsächlich ist Penny in Ernährungsfragen der ideologischste aller deutschen Supermärkte. Die Süddeutsche Zeitung berichtet jetzt, dass der Discounter sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, und seit 2020 einen sogenannten "Nachhaltigkeits-Laden" in Berlin betreibt.

"Besser Bio und vegan", schreibt Penny auf seiner Homepage. Wahrlich fällt auf, dass es zu allen neun verteuerten Lebensmitteln eine vegane Alternative gibt. Rein pflanzliche Lebensmittel sind bei dem Experiment nicht dabei – es geht um die Gegenüberstellung einer Schwarz-Weiß-Alternative.

Verlogen ist das Ganze auch deswegen, weil gerade Discounter die Niedrigpreis-Treiber sind, die die Konsumenten an zu niedrige Ladenpreise gewöhnt haben.

Redaktionelle Anmerkung: Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisierte inzwischen ebenfalls die Supermarktkette Penny für ihre Aktion. Sie sei eine "auf Kosten der Bauern ausgetragenes Greenwashing-Projekt eines Discounters, der sich ansonsten wenig für faire Bepreisung interessiert", erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Damit dürfte er einen wunden Punkt getroffen haben.

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