Die Toten der Atomwaffentests des Kalten Kriegs
Allein 15.000 Menschen sollen an den Folgen in den USA gestorben sein
Nach einer Untersuchung, die USA Today teilweise erhalten hat und die schon letztes Jahr hätte veröffentlicht werden sollen, haben die amerikanischen, russischen und britischen Tests mit Atombomben in den USA zu 15.000 Todesfällen bei Menschen geführt, die nach 1951 geboren wurden.
Nach der Studie, die erstmals die Auswirkungen der weltweit während des Kalten Krieges zum Test ausgeführten oberirdischen Nuklearexplosionen auf die Menschen in den USA erfassen sollte, sind 15.000 US-Amerikaner an den Folgen gestorben, bei wahrscheinlich weit mehr als 20.000 Menschen sollen sie zu nicht-tödlichen Krebsarten geführt haben.
Nicht nur die Tests in Nevada haben die Amerikaner gefährdet, sondern auch diejenigen, die die Sowjets ausgeführt haben, oder die von Briten, Franzosen und Amerikanern auf Inseln im Pazifik gezündet wurden. Zur Sicherheit durch Abschreckung hatte man Hunderte von Tests durchgeführt. Keiner der US-Bürger, der nach 1951 geboren wurde, habe den Folgen dieser Atomwaffentests ganz entgehen können. Das hieße natürlich auch, dass der dadurch entstandenen Radioaktivität alle Menschen auf der Erde ausgesetzt waren, wodurch die Zahl der Toden um das Vielfache größer wäre.
Die Schätzungen der Studie beruhen auf Computeranalysen des Wetters oder von Bevölkerungstrends und von Risikofaktoren wie Geburtstag, Wohnort und Genuss von Lebensmitteln, die radioaktiv belastet waren. Berücksichtigt wurden 22.000 Krebsarten, die durch eine äußere Aussetzung an den nuklearen Fallout verursacht worden sein könnten, sowie einige Tausend Krebsarten, die durch eine körperinterne radioaktive Belastung beispielsweise über die Atmung oder das Verzehren von Lebensmitteln hervorgerufen worden sein könnten.
Warum die Studie noch nicht veröffentlicht wurde, sagt USA Today jedoch nicht, zitiert aber Arjun Makhijani vom Institute for Energy and Environmental Research, der erklärte, dass die Nuklearmächte den Menschen eine wirkliche Analyse dessen schuldig geblieben seien, um sie darüber aufzuklären, was sie der Gesundheit der Menschen angetan haben: "Die USA waren bislang das einzige aufrichtige Land." Solange die Studie, die in der Vor-Bush-Zeit in Auftrag gegeben wurde, aber nicht offiziell veröffentlicht ist, stimmt diese Aussage aber wohl auch nicht so ganz. Angesichts der Pläne der US-Regierung, wieder Atomwaffentests aufzunehmen, könnte die Studie auch nicht mehr erwünscht sein.
Das erste Mal seit vier Jahren hat das Bulletin of the Atomic Scientists wieder einmal die Zeiger der erstmals 1947 gebrauchten "Weltuntergangsuhr" symbolisch weiter in Richtung Mitternacht gerückt. Die mögliche Bedrohung durch einen Atomkrieg wurde um zwei Minuten auf 23 Uhr 53 erhöht. Mitternacht galt früher als Ausbruch eines Atomkriegs, jetzt soll dies einfach bedeuten, dass irgendwo auf der Erde Nuklearwaffen zum Einsatz kommen können.
Stephen Schwarz, der Herausgeber der Zeitschrift, die von Mitarbeitern des geheimen Manhatten-Projekts zur Entwicklung einer Atombombe nach dem Zweiten Weltkrieg und dem ersten Abwurf gegründet wurde, sagte, dies sei das erste Mal gewesen, dass man die Uhr wegen eines einzelnen Ereignisses nach vorne gerückt hatte. Die Angriffe vom 11.9. hätten die Menschen aufwecken sollen, nachdem bekannt worden sei, dass die Terroristen versucht hätten, in den Besitz von Nuklearwaffen zu kommen. Man würde allerdings nur nach kurzfristigen Lösungen suchen, anstatt die langfristigen Probleme anzugehen. Die Menge der Nuklearwaffen, die auf der Welt vorrätig gehalten werden, sei ebenso Grund zur Besorgnis wie die unilateralen Neigungen der oder die Aufkündigung des ABM-Vertrages durch die US-Regierung, Spannungen zwischen Indien und Pakistan. 1991, nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges, war man erst einmal optimistischer gewesen und hatte die Uhr auf 23 Uhr 43 gesetzt.
We therefore fully support the statement circulated by Bulletin sponsor John Polanyi and signed by 110 Nobel laureates last December, which reads in part, "The only hope for the future lies in cooperative international action, legitimized by democracy. . . . To survive in the world we have transformed, we must learn to think in a new way."
Allerdings gäbe es auch positive Entwicklungen. So hätten jetzt bereits 187 Staaten das Abkommen zur Nicht-Weitergabe von Atomwaffen unterschrieben. Auch die Absichtserklärungen der russischen und amerikanischen Regierungen zur weiteren Reduzierung der Nuklearsprengköpfe seien hoffnungsvoll. Um die Uhr wieder zurückzudrehen, sei es notwenig, dass tatsächlich abgerüstet werde, dass die Militarisierung des Weltraums verboten und andere Abkommen wie das Verbot von Landminen oder von biologischen Waffen von allen Staaten anerkannt werden. Eine Kritik, die sich vor allem auch an die USA richtet.
Bekannt wurde durch die Veröffentlichung von Tonbandmitschnitten durch die National Archives eben, dass 1972 der damalige Präsident Richard Nixon und sein Sicherheitsberater Henry Kissinger überlegten, ob in Vietnam die Atombombe eingesetzt werden sollte. Nixon dachte offenbar ernsthaft daran, Atomwaffen einzusetzen, Kissinger riet damals ab.
"I'd rather use the nuclear bomb," Nixon responded. "That, I think, would just be too much," Kissinger replied. "The nuclear bomb. Does that bother you?" Nixon asked. "I just want you to think big."
Dafür wurden reichlich chemische Waffen eingesetzt und starben Millionen von Vietnamesen, aber auch 58.000 amerikanische Soldaten im Vietnamkrieg.