Die Trump-Gefahr für die US-Wirtschaft
Seite 2: Der Ölpreis und die Leitzinsen
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Doch anders als das Pfund, ist der Dollar nicht abgeschmiert, sondern hat seit der Wahl gegenüber den wichtigen Währungen deutlich an Wert zugelegt. Damit wird die amerikanische Exportwirtschaft geschwächt. Das Land wird zudem für Besucher immer teurer, was sich dort sehr bald auch bemerkbar machen wird, vor allem dann, wenn die Entwicklung anhält, was zunächst absehbar ist. Beides sind Faktoren, die nicht gerade Jobs schaffen, sondern eher dafür sorgen, Stellen abzubauen.
Dazu kommt ein weiterer wichtiger Faktor. Zwar ist es ein Segen für die Fracking-Industrie in den USA, dass der Ölpreis seit den Ankündigungen der Opec, die Förderung einzufrieren oder zu senken, in den letzten Monaten wieder deutlich gestiegen ist, doch insgesamt ist ein höherer Ölpreis eher eine Belastung für die US-Wirtschaft.
Er entzieht den Verbrauchern Kaufkraft, die wieder mehr Geld für Energie und Transport aufbringen müssen, verteuert zudem aber Waren in einer vergleichsweise energieintensiven Produktion zusätzlich gegenüber denen aus Regionen, in den mehr dafür getan wurde, sparsamer mit Energie umzugehen.
Die Normalisierung der Leizinsen
Ein weiterer Belastungsfaktor wird demnächst von der US-Notenbank (FED) kommen. Bisher hat die FED noch jede Ausrede genutzt, um die vor einem Jahr versprochene "Normalisierung" der Leitzinsen zu umgehen.
Dem ersten winzigen Zinsschritt vor einem Jahr folgten keine weiteren mehr, dabei hatte die FED-Chefin Janet Yellen angekündigt, die Zinsen 2016 "graduell" auf bis zu 1,5% und 2017 sogar bis auf 2,5% steigen zu lassen, um "Anpassungsschocks" zu vermeiden. Doch weiterhin ist das Zinsniveau im Ausnahmezustand in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5%.
Da sich der Arbeitsmarkt nun auch noch sehr positiv entwickelt hat, ist das vorletzte "Argument" der FED gefallen. Ohnehin beschwören angesichts der Zinspolitik im laufenden Jahr immer mehr Mitglieder des Offenmarktausschusses die Glaubwürdigkeit der FED, die schon schwer gelitten habe. Und eine mangelnde Inflation kann die FED nun als letztes Argument auch nicht mehr ins Feld führen.
Die Verbraucherpreise sind im Oktober um 1,6% gegenüber dem Vorjahresniveau gestiegen, gab am vergangenen Donnerstag das Arbeitsministerium bekannt. Im September lag die Inflationsrate noch bei 1,5% und auch damit schon fast auf dem Wert, den die Notenbank mit unter 2% anstrebt.
So ist eine Zinserhöhung nun bei der Dezembersitzung des Offenmarktausschusses praktisch eine ausgemachte Sache, zumal sich die FED langsam sorgen muss, dass die Inflation (auch wegen steigender Energiepreise) über die Zielmarke hinausschießt. Steigende Zinsen dürften aber auch dafür sorgen, dass der Dollar weiter an Wert gewinnt.
Also wird in einem Land, wo die Löhne lange Zeit stagniert haben, den Verbrauchern zusätzlich Kaufkraft entzogen. Auch das wird den Konsum und die Wirtschaft weiter belasten. Mit steigenden Zinsen wird auch die Finanzierung von Investitionen teurer, was sich ebenfalls nicht gerade wachstumsfördernd wirkt.
Boom?
Man hat es also mit einer Reihe von Faktoren zu tun, die eher bremsend auf die US-Wirtschaft wirken werden. Und da Trump über Steuererleichterungen für Reiche, die das zusätzliche Geld nicht sofort ausgeben müssen, die Einnahmen verringert, bleibt ihm als zentrale Mittel eigentlich nur, über eine verstärkte Staatsverschuldung die Wirtschaft über Konjunkturprogramme anzutreiben.
Doch die Verschuldung hat längst mit knapp 20 Billionen Dollar ungeahnte Ausmaße erreicht, die bisher angesichts niedriger Zinsen finanzierbar sind.
Steigen die aber, wie absehbar ist, kann es schnell kritisch werden. Dann müsste zudem Geld für den Schuldendienst an anderer Stelle eingespart werden. Ein weiteres Problem der USA ist aber, dass es eine hohe Gesamtverschuldung gibt. Geschätzt sind zudem die Unternehmen, private Haushalte und Kommunen mit weiteren gut 66 Billionen Dollar verschuldet.
Von ihnen kann kaum ein Impuls über eine Ausweitung der Verschuldung mehr kommen. Auch sie geraten mit steigenden Zinsen ebenfalls schnell in arge Not. Das alles sind keine Voraussetzungen, um darauf zu hoffen, dass mit Trump nun den USA tatsächlich eine Boom-Zeit bevorstehen könnte, auf die an den Börsen derzeit gewettet wird.