Die Wertform: Das Fundament der kapitalistischen Produktionsweise
Die wissenschaftliche Bedeutung des Marxschen Themas der "Wertform"
2017 erschien eine Taschenbuchausgabe des "Kapitals" von Karl Marx. Legt man die Reaktion der marxistischen Öffentlichkeit, mit Ausnahmen natürlich, zugrunde, so handelt es sich nur um eine weitere Neuauflage des "Kapitals" ohne weitere Bedeutung wie seit Jahrzehnten. Also spricht man in diesen so zivilisierten Kreisen nicht darüber, wie auch insgesamt die Tendenz einer Abkehr von der exakten theoretischen Arbeit nicht zu übersehen ist, parallel zum Verblassen des nichtkapitalistischen Gesellschaftsbilds innerhalb Der Linken.
Hierin liegt jedoch ein kolossaler Irrtum sowohl in Bezug auf den Inhalt der Taschenbuchausgabe als auch deren Struktur. Die Teile 1.1 bis 1.4 entsprechen im Wesentlichen den bisherigen Auflagen, der Inhalt des Teiles "Das Kapital 1.5 Die Wertform" jedoch ist hier zum ersten Mal in dieser Form veröffentlicht.
Es ist das Verdienst der Editoren Rolf Hecker und Ingo Stützle, profunde "Kapital"-Kenner, das quasi unvollendete "Kapital" um einen wesentlichen, ja grundlegenden Aspekt mit genauer wissenschaftlicher Analyse bereichert zu haben und dabei die Schieflage der "Kapital"- Interpretationen, noch zu Lebzeiten von Marx einsetzend, etwas "gerader" zu rücken. Denn nach den Erfahrungen mit dem sogenannten Realsozialismus gehen alle Marxinterpretationen, als sei nichts gewesen, von der Grundannahme aus, dass eine nichtkapitalistische Gesellschaft eine Warengesellschaft sein müsse.
Diese Folgerung ist aber aus der Marxschen Kapitalismusanalyse nicht ableitbar. Marx stellt fest, dass das "Kapital" als Dreh- und Angelpunkt des Systems sich verwertender Wert ist und die "Wertform" seine Grundlage, d. h. sein Fundament bildet. Fast könnte man sagen, wenn Marx von Wert spricht, meint er immer die Wertform.
Im "Kapital" wird daher, auch in den ersten 3 Kapiteln des 1. Bandes bei der Darstellung von "Ware und Geld", die "kontemporäre Geschichte" des Kapitalismus vorausgesetzt, auch wenn der Wert noch nicht als Kapital auftritt.
Die im Marxismus übliche Einordnung dieses Kapitel 1 des 1. Bandes als quasi vernachlässigbare "historische Einleitung" ins "Kapital" ignoriert diesen Zusammenhang. Diese Ausgangsposition verhindert den Blick auf den Stellenwert und die Wirkungen des Wertes in jeder Warenproduktion und auf die daraus sich ergebenden gesellschaftlichen Strukturen. Das Scheitern der wissenschaftlichen Ansätze in der Vergangenheit ist Beleg dieser Fehlinterpretationen. Es geht sowohl um die Werttheorie als auch um die Strategie und Taktik, die sich aus einer konsistenten Umsetzung ergibt.
Rolf Hecker und Ingo Stützle brechen mit dieser fatalen Tradition und setzen den Ursprung der Marxschen Theorie ganz in seinem Sinne auf dessen Einordnung der Wertform als Ausgangspunkt jeglicher weiterer Überlegungen und setzen damit die Arbeit von Engels mittels des Marxschen Puzzles aus verschiedenen Arbeiten fort. Damit realisieren sie gleichzeitig ein altes marxistisches Projekt, das genau dieses Unterfangen vorsah, jedoch nie angegangen wurde. Das hatte man nicht etwa vergessen, es paßte schlicht nicht in die dominierende gesellschaftswissenschaftliche Theorie und Praxis des "Realsozialismus", hätte sie diese doch in Frage gestellt. Dieser alten und zugleich neuen Spur in Marxens Werk folgt seit Jahren ein Netzwerk von Ökonomen und Wissenschaftlern. (Zu nennen wäre dabei die Arbeitsgruppe TheorieKultur, die Masch-Hamburg, die Website Wirtschaftstheorieforum und eine Anzahl von weiteren Ökonomen wie Christian Siefkes, Stefan Meretz u.a.)
Die besondere Bedeutung des Bandes 1.5 "Die Wertform"
Im Band "1.5 Die Wertform" sind verschiedene Ausarbeitungsvarianten zum "Kapital" zusammengefasst. Das ist neu und gehört ab jetzt als Bestandteil zum "Kapital". Das Projekt "Wertform" aus dem Nachlass von Marx ist verstreut in seinem Gesamtwerk zu finden, jedoch nicht explizit zusammengefasst. Die jetzt in Band 1.5 zusammengeführten Auffassungen von Marx zur Wertform sind u. a. dem "Kapital", den "Theorien über den Mehrwert", aus "Zur Kritik der Politischen Ökonomie" oder der MEGA Bd. II.6 und der Schrift "Kapital und Arbeit" entnommen. Es ist ein außerordentliches Verdienst von Rolf Hecker und Ingo Stützle, dies jetzt im Nachzug zur Arbeit an der MEGA durchgeführt zu haben. Insofern ist dieser Band 1.5 von besonderer Bedeutung.
Somit kann der Band 1.5 "Die Wertform", durchaus den Anspruch der Zugehörigkeit zum "Kapital" geltend machen. Es werden hier die inneren Zusammenhänge der Produktionsverhältnisse der Warenproduktion auf der Grundlage des Wertgesetzes zusammenfassend in die Öffentlichkeit gebracht.
Der Band 1.5 ist jedoch nicht nur ein "neuer" Teil des "Kapitals" neben den anderen Teilen. Die Herausgeber setzen mit diesem besonderen Band das fort, was Engels nach dem Tod von Marx mit dessen Hinterlassenschaft machte, sie führten diese Arbeit bei höchstem wissenschaftlichem Standard fort. Die Erkenntnisse von Marx, darin in seinem Sinne zusammengefasst, hätten alle bisherigen Kapitalinterpretationen sowie die generelle Bezugnahme auf Marx durch den Marxismus-Leninismus weitgehend in Frage gestellt.
Dessen Ausgangstheoreme basieren, die Reihenfolge ist wichtig, zuerst auf dem "Manifest", aus dem man eine fragwürdige Interpretation mit fragwürdiger Definition der Kategorien wie Klasse, Partei, Diktatur des Proletariats selektierte und unter dem Theorem des Primates der Politik über die Ökonomie ableitete, um dann zur gewaltsamen Revolution als Königsweg zu gelangen. Danach erst wurde aus Marxens "Kapital" u. a. die ökonomische Begründung selektiv übernommen. Woraus sich die Negation der Abschnitte 1 und 2 des Kapitels 1 von Band I logisch ergab. Das ist zwar Marxismus, jedoch nicht von Marx, der sich zeitlebens gegen diese Verunstaltung verwahrte.
Mit dem Band 1.5 wird wieder da angeknüpft, wo Marx selbst nicht vollenden konnte. Das erhebt den Band 1.5 gewissermaßen über die anderen, vollendet das Werk von Marx. Das hat prinzipielle Auswirkungen auf die ökonomische Theorie und darüber hinaus auf alle gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen sowie Theorie und Praxis der gesellschaftlichen Umgestaltung zu einer Produktionsweise, die tatsächlich auf den Bedürfnissen beruhen kann.
Worin bestehen diese zusammenfassend veröffentlichten Erkenntnisse von Marx?
Auch bisher war in der Theorie, soweit sie sich auf Marx stützte, unbestritten: Marx hat den "Doppelcharakter der Arbeit" als den "Springpunkt" bezeichnet, um den sich "das Verständnis der politischen Ökonomie dreht". Daraus ergibt sich die Frage: Woraus besteht der Doppelcharakter der Arbeit und in welchem Zusammenhang steht er zum Wert?
Der Wert erscheint auch nicht als solcher, sondern nur in seiner Erscheinungsform, dem Tauschwert. Der Wert entsteht aus einer Beziehung von zwei unterschiedlichen Gebrauchswerten, die als Arbeitsprodukte als gleich und vergleichbar aufeinander bezogen werden. Damit dies möglich ist, müssen die Arbeiten neben ihrer Eigenschaft, Natur umzuformen und unterschiedliche Gebrauchswerte zu erzeugen, auch die banale Eigenschaft haben, menschliche Arbeiten zu sein. Diese Eigenschaft, allgemeine (abstrakt) menschliche Arbeit zu sein, haben die Arbeiten der Menschen in allen Gesellschaftsverbänden, in denen sie zusammenleben.
Hier setzen im Allgemeinen die Unterschiede der Wertdefinitionen ein und hier widersprechen die Ausführungen von Marx zur Wertform den Interpretationen. Dieser Marxschen Herleitung konsequent zu folgen, heißt, Wert ist etwas, was Menschen weder sehen, anfassen, riechen oder schmecken können. Da aber die politisch vorgegebene Interpretation z. B. einer sozialistischen Marktwirtschaft unbedingt eine Quantifizierung des Wertes bräuchte, übersieht die Theorie diese logische Folgerung und sucht nach Möglichkeiten, den Wert zu messen. Wert aber ist immateriell, ein Produktionsverhältnis, eine Beziehung von Waren gegeneinander. Also wird so getan, als ob der Wert so etwas wie eine dritte Sorte von Arbeit neben abstrakter und konkreter Arbeit sei, die im Produktionsprozess einer Ware eingeimpft worden wäre.
Noch anerkennend, dass Marx die Realisierung des Wertes in den späteren Austausch verwies, will man dann den Wert auf dem Markt messen. Dann jedoch ist der Produktionsprozess längst abgeschlossen und auch nicht mehr reproduzierbar. Um ihn aber messen zu können, wäre, eine alte allgemeine Anforderung in allen Wissenschaften, die Reproduzierbarkeit unbedingte Voraussetzung. Der "Wert" wird trotzdem gemessen und heraus kommt ein Ergebnis aus konkreter Arbeit, das zum Wert deklariert wird.
Ein anderer Zusammenhang aus der Wertformdarstellung von Marx ist, dass Arbeitsprodukte als abstrakt menschliche Arbeiten in allen Gesellschaften gleich und vergleichbar sind, aber indem sie in ein Austauschverhältnis gebracht werden, erhalten sie eine Wertform und werden damit zu Trägern menschlicher Beziehungen in sachlich-gegenständlicher Form. Die Wertform charakterisiert sie damit als eine historisch temporäre und vorübergehende gesellschaftliche Beziehung von menschlichen Arbeitsprodukten.
Der Wert ist eine (sachlich-gegenständliche) gesellschaftliche Beziehung von Arbeitsprodukten. "Ihr Wertsein bildet dagegen ihre Einheit. Diese Einheit entspringt nicht aus der Natur, sondern aus der Gesellschaft." Der Wert ist ihr "identisches Element". Daher ist "die 'value' nichts Absolutes", kann "nicht als ein entity", "Wesenheit, aufgefasst" werden. Mit der Konsequenz: "Diese bestimmte Form der gesellschaftlichen Arbeit unterscheidet die Warenproduktion von anderen Produktionsweisen."
Demnach ist der komplexe kapitalistische Reproduktionsprozess in seinen sachlichen Wertformen kein bewusst bestimmter und regulierter Prozess, sondern ein für die Menschen naturwüchsiger und äußerlicher Zusammenhang. Marx hat den deus ex machina entschlüsselt: Es sind der Wert und die Wertformen, die in einem blind-wirkenden Zusammenhang ein komplexes Ganzes (eine Totalität) erzeugen. Der Wert ist das "automatische Subjekt" des ganzen Prozesses, er bestimmt die Funktionsweise und den Ablauf der Produktion und der Zirkulation. "Das Verhältnis des der Produktion vorausgesetzten zu dem aus ihr resultierenden Werts ... bildet das Übergreifende und Bestimmende des ganzen kapitalistischen Produktionsprozesses."
Mehrwertproduktion ist sein Inhalt und sein Ziel, die quantitative Vermehrung des gesellschaftlichen Reichtums in abstrakten Wertformen ist der hauptsächliche Sinn und Zweck dieser Produktionsform. Marx hat festgestellt, dass der kapitalistische Reproduktionsprozess als Organisationssystem ein blind-wirkender, naturwüchsiger, modular aufgebauter Zusammenhang ist. Ein in seinen Grundlagen naturwüchsiges System der Selbstorganisation bzw. eine naturwüchsige und partiell unbewusste Netzwerktechnik. Seine unbewusste, naturwüchsige und unregulierte Seite ist es aber auch, die das System unregelmäßig, aber beständig mit der Kollision bedroht.
Hinzu kommt, dass das unbewusst und naturwüchsig entstandene System eine Verkehrung der gesellschaftlichen Verhältnisse enthält. Nicht die konkret nützlichen Gebrauchswerte sind der entscheidende Zusammenhang, der die Produktion und die Bedürfnisse bestimmt, sondern der Wert; die Produktion von Reichtum in den Formen der abstrakt menschlichen Arbeit hat die Dominanz und bestimmt unsere gesellschaftlichen Zusammenhänge.
"Innerhalb des Wertverhältnisses und des darin einbegriffenen Wertausdrucks gilt das abstrakt Allgemeine nicht als Eigenschaft des Konkreten, Sinnlich-Wirklichen, sondern umgekehrt das Sinnlich-Konkrete als bloße Erscheinungs- oder bestimmte Verwirklichungsform des Abstrakt-Allgemeinen ... Menschliche Arbeit zu sein gilt als ihr Wesen, Schneiderarbeit zu sein nur als Erscheinungsform oder bestimmte Verwirklichungsform dieses ihres Wesens."
Innerhalb des Wertverhältnisses und des darin einbegriffenen Wertausdrucks gilt das abstrakt Allgemeine nicht als Eigenschaft des Konkreten, Sinnlich-Wirklichen, sondern umgekehrt das Sinnlich-Konkrete als bloße Erscheinungs- oder bestimmte Verwirklichungsform des Abstrakt-Allgemeinen ... Menschliche Arbeit zu sein gilt als ihr Wesen, Schneiderarbeit zu sein nur als Erscheinungsform oder bestimmte Verwirklichungsform dieses ihres Wesens.
Das, was Marx beschreibt, hat er den Warenfetisch genannt, der weiter entwickelt auch als Geld- und Kapitalfetisch auftritt. Dieser Fetisch verkehrt die gesellschaftlichen Verhältnisse des Kapitalismus bis heute und ist dafür verantwortlich, dass die Menschen sogar daran glauben, dass eine sozialistische Warenproduktion möglich sei. Also ist der tiefste und letzte Grund der Entstehung dynamischer kapitalistischer Widersprüche mit Tendenz zur Selbstzerstörung einschließlich der Menschheit nicht nur in der Existenz von Kapital, sondern allgemein im Warencharakter zu finden. Die Widersprüche zu beseitigen, verlangt die Beseitigung des Warencharakters, weil dieser die ständige Reproduktion der Widersprüche bewirkt. Übrigens wäre die obige Wertdefinition auf Basis von "Band 1.5 Die Wertform" ohne die maßgeblichen Vorarbeiten des Wissenschaftlers Dieter Wolf zum Wert nicht zustande gekommen, nachzulesen u.a. hier.
Wolf weist auf ein wichtiges Moment hin: Die marxistische Theorie errichtet auf einen Wertbegriff ihr Fundament, der den Wert "als Vergegenständlichung einer in der Luft schwebenden abstrakt menschlichen Arbeit" begreift, der die jeder menschlichen Arbeit innewohnenden allgemeinen quasi ahistorischen Eigenschaften, sowohl konkret nützliche Arbeit als auch abstrakt menschlicher Arbeit zu sein, ignoriert. Hier beginnt die Abweichung des Marxismus von Marx und führt zu illusionäre Strategien, die zu den bekannten Fehlinterpretationen führen mussten. Ich halte es für unbedingt erforderlich, dass die Gesellschaftswissenschaften diese Frage aufnehmen und zuerst einmal diskutieren.
Die praktisch politische Bedeutung dieser Erkenntnisse
Die Kapitalinterpreten beharren auf ihrem Standpunkt, dass alles schon immer klar sei und ihre einmal gefassten Erkenntnisse in Ewigkeit unumstößlich seien. Angesichts des Unterganges des "real existierenden Sozialismus" darauf zu bestehen, dass die Theorie, auf denen diese Modelle aufgebaut waren, grundsätzlich richtig, nur die Umsetzung mangelhaft gewesen sei, ist nahezu grotesk und mit der Maxime von Marx, alles, auch eigene Erkenntnisse immer wieder in Frage zu stellen, nicht vereinbar.
Was soll eine "linke" Theorie, die auf indifferenten, Marx zugeordneten "marxistischen" Gesellschaftsinterpretationen aufgebaut ist, ohne vom "Bewegungsgesetz", der Werttheorie, auszugehen, für strategischen (Gebrauchs)wert haben? Jede dieser Theorien ist a priori illusionär. Die wissenschaftliche Interpretation ist gefordert, die Diskussion muss geführt werden, denn die Menschen erwarten ein attraktiveres alternatives Gesellschaftsbild als die bisherigen, die nur eine reformierte sozialistische Warenwirtschaftsgesellschaft versprechen. Diese kennen sie zu Genüge und lehnen sie ab.
Aus der obigen Wertdefinition ergibt sich ein völlig anderer Ansatz als üblich. Dieser ergibt sich aus der Analyse des Entwicklungsstandes der Produktivkräfte, der vielleicht erstmalig eine direkte Gebrauchsgüterproduktion ohne Umweg über Ware, Markt, Geld, Kapital möglich macht. Alle kennen die Tendenzen z.B. aus der IT-Branche, die über einen längeren Zeitraum betrachtet eine Überlegenheit von Open-Source-Software über die proprietäre Software der großen IT-Konzerne ahnen lässt. Jeder nutzt sie wie selbstverständlich, aber kaum jemand erkennt sie als Gebrauchsgüter ohne Warencharakter. Sie bergen jedoch eine wesentliche Seite anderer Produktionsweisen neben der Warenproduktion.
Es entsteht also die Frage, ob diese Tendenz auch in der Produktion materieller Güter Einzug halten könnte, wann, wo, wie. Es gibt über die Welt verteilt bereits zaghafte Anfänge, zum großen Teil aus Not geboren, aber funktionierend. Da aus Not geboren haben diese Beispiele ein Manko: Sie werden mit relativ einfachen Produktionsmitteln ausgeführt, haben jedoch im Kern Keime der Nichtwarenproduktion und können wichtige Erkenntnisse liefern. Sie sind jedoch wie alle gesellschaftlichen Prozesse mit allen Widersprüchen konfrontiert, ein Scheitern im konkreten Falle inbegriffen. Ein besonders interessantes und erfolgreiches Beispiel gibt die Cooperativa Integral Cataluna aus Barcelona, die im Zusammenhang mit den Autonomiebestrebungen gesehen werden muss.
Die Lebensfähigkeit von solchen Projekten, wie z.B. diverser Commons, muss sich erst bei Einsatz modernster Technologien, z.B. vollständig automatisierter Fertigung u.a. mit 3D-Druckern erweisen. Es gibt heute schon eine beachtliche Zahl von Ökonomen, die sich mit dieser produktivkraft-basierten "Revolution" beschäftigen. Es sieht so aus, als ob dies die Zukunft der Menschheit darstellen könnte. Diese Revolution der Produktionsverhältnisse aus der Entwicklung der Produktivkräfte heraus ist ein völlig anderer Begriff als der allgemein gebrauchte oberflächliche, an den bereits Wilhelm Liebknecht in seinen Erinnerungen an Marx verwies: "Revolutionen vollziehen sich nicht im Handumdrehen. Das tun bloß die politischen Spektakelstücke, die der wunderselige Köhlerglaube so nennt. Und wer die Revolutionen prophezeit, irrt regelmäßig im Datum."
Dieser Weg kommt auch dem von Marx geäußerten Kriterium für eine bedürfnisorientierte Gebrauchsgüterproduktion mit entsprechenden anderen Produktions- und gesellschaftlichen Grundverhältnissen "Assoziation freier Produzenten" am nächsten.
Rolf Hecker/Ingo Stützle (Hg.): Karl Marx. Das Kapital 1.1 bis 1.5. Fünf Bände im Schuber. Karl Dietz Verlag, 896 S., br., 30 €.
Heinrich Harbach, Ökonom, Autor von "Wirtschaft ohne Markt, Tranformationsbedingungen für ein neues System der gesellschaftlichen Arbeit", Karl Dietz Verlag, 2011, und Mitautor des Bandes "Aufhebung des Kapitalismus. Die Ökonomie der Übergangsgesellschaft", Argument Verlag, 2015.