Die Wiedergeburt der Hamas? Krieg und Frieden um Palästina

Seite 2: Riviera durch die Hintertür

Donald Trump brüstet sich mit seinem wahnwitzigen Vorstoß: Die Zwangsumsiedlung würde Platz machen für ein Immobilienprojekt an der "Riviera des Nahen Ostens".

Der Nepotismus ist kaum zu übersehen: Der amerikanische Immobilien-Tycoon und Präsident im Nebenberuf scheffelt im Familienunternehmen (mit Jahred Kushner) "Trump Organization" Milliarden im Luxuswohnungsbau. Der Plan scheitert vorerst am Widerstand der feudalen Nachbarschaft, dem Elendsstrom aus dem Gazastreifen die Tore zu öffnen.

Doch die israelische Seite hat nicht die Absicht, auch nur einen Zentimeter von ihrem Plan der ethnischen Inbesitznahme und der Neuordnung ihrer geographischen Lage abzuweichen, zu berauscht ist sie vom Siegeszug 2024.

Der Fortbestand der Waffenruhe ist ungewiss. Erst kürzlich stoppte die israelische Seite die Freilassung weiterer Gefangener, gefährdet damit die zweite Phase der Umsetzung des Friedensplans. Aber ist Frieden ihr Ziel?

Libanon und Westjordanland im Fokus – Wiedererstarken der Hamas?

Mit dem Libanon, aus dem sich Israel noch nicht zurückgezogen hat, setzt die IDF ihren Feldzug fort. In der seit 1967 von Israel besetzten Westbank herrscht kein Frieden, die Lage ist volatil und hochexplosiv.

Auch wenn sich die Mehrheit der Zivilgesellschaft ein Ende der Kampfhandlungen wünscht, deutet wenig auf einen stabilen Frieden hin.

Denn Israel hat mächtige Unterstützung: Donald Trump droht damit, dass "die Hölle losbrechen" werde (als ob Gaza nicht schon eine wäre), sollte sich die Hamas nicht ihrem Schicksal ergeben. Das Nahost-Fachmagazin Zenith weist zu Recht darauf hin, dass der Krieg nur verlagert wurde. Im Westjordanland sterben täglich Palästinenser durch eine Mischung aus Siedlergewalt und Militär.

Hinzu kommt, dass Orte wie Jenin von der Außenwelt abgeschnitten sind und die als korrupt geltenden Verbände der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) unter Mahmoud Abbas übermäßig mit den aus palästinensischer Sicht Besatzungstruppen korrelieren.

Der Treppenwitz ist, dass Israel damit einen zivileren Akteur als die Hamas sukzessive ausschaltet. Weder die PA noch die Fatah werden jemals wieder Legitimität innerhalb der palästinensischen Gemeinschaft erlangen. Die einzig verbliebene Macht ist die Hamas. Und deren Einfluss wird, bei absehbarer Nichteinhaltung der Waffenstillstandsvereinbarungen durch Israel, weiter wachsen.

Doch damit nicht genug: Trump scheint, seiner Rhetorik und seiner bedingungslosen Unterstützung der israelischen Regierung nach zu urteilen, keinen "Deal" anzustreben. Damit wächst erneut die Gefahr eines regionalen bis begrenzt überregionalen Krieges.

Denn es ist völlig offen, wie sich der Iran konsolidieren wird, die Hisbollah ist nicht ausgeschaltet, die Ansharollah aktiv und auch in Syrien bleiben Widerstandsnester entlang ethnischer Spaltungslinien gegen die Nato-Türkei-Israel-Kumpanei lebendig.

Und schließlich: 500 Tage Gaza-Krieg bedeuten 15 Monate wirtschaftliche Unsicherheit am Roten Meer und am Suezkanal. Ein schlechtes Omen für gute Geschäfte, das ist (neben der Konfrontation mit China) der Hintergrund für den amerikanischen Griff nach dem Panamakanal. Wirtschaftliche Zwänge könnten für Frieden sorgen, doch der politische Wille in Tel-Aviv muss folgen.

Ergreifen nackte Gewalt und Perspektiv- und Rechtlosigkeit weiterhin 2,3 Millionen Menschen in Gaza und der palästinensischen Community, wird die Saat von Krieg und Terrorismus weiter keimen. Dem Frieden stehen handfeste Interessen entgegen: Expansion, Profit oder eine strahlende Immobilienpromenade auf den Trümmern der unrealistischen Zweistaatenlösung.