Dieselskandal ohne Ende

Seite 3: Windkraft für Russland

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Russland ist bisher ein riesiger weißer Fleck auf der Landkarte der Windenergie, aber das beginnt sich gerade zu ändern. Gerade ist eine weitere große Ausschreibung für Windkraftprojekte abgeschlossen worden, bei der zugleich auch einige vorgeschlagene Solarparks angenommen worden.

Anfang des Jahres war bereits an der mittleren Wolga bei Uljanowsk der erste kommerzielle Windpark Russlands in Betrieb genommen. Mit 35 Megawatt (MW) Leistung ist er aber für das Riesenland noch recht bescheiden. Deutlich größer ist da schon ein Park mit 291 MW, der gerade im äußersten Nordwesten vom italienischen Konzern Enel gebaut wird und ab 2021 die starken arktischen Winde ausnutzen soll.

In der dortigen Region um Murmansk gibt es allerdings Zweifel, ob der Strom tatsächlich genutzt werden kann, weil dort bereits ein Atomkraftwerk läuft und außerdem auch diverse Wasserkraftwerke Strom liefern.

Doch der Damm für den Windenergieausbau scheint gebrochen. In der jüngsten Ausschreibungsrunde bekam der finnische Energie- und Abfallkonzern Fortum den Zuschlag für den Bau von Windkraftanlagen mit einer Leistung von 823 MW sowie Solarparks mit zusammen 110 MW Leistung.

Für den Windstrom wird für 15 Jahre ein Abnahmepreis von sechs bis neun Cent pro Kilowattstunde garantiert, wie die Plattform Renews berichtet. Fortum betreibt nach eigenen Angaben auch den Windpark in Uljanowsk.

Vor einem Jahr waren in der bisher größten Ausschreibung bereits Windkraftprojekte mit einer Leistung von 1,65 Gigawatt unter Rosatom, Enel und Fortum verteilt worden. Fortum will hauptsächlich Anlagen des dänischen Herstellers Vestas errichten, der in Russland inzwischen Produktionskapazitäten aufbaut.

Rosatom arbeitet mit deutschen und niederländischen Herstellern zusammen. Mit letzteren wurde 2017 ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet.

Interessant wird allerdings sein, ob Rosatom langfristig wirklich über seien eigenen Schatten springen kann. Das Unternehmen ist bisher vor allem, wie der Name schon vermuten lässt, im Bau von AKWs tätig. Bei Siemens ist seinerzeit die Windsparte erst wirklich gewachsen, als sie aus der Kraftwerksunion herausgelöst wurde.

Den alten Ingenieursgenerationen, die mit dem Glauben an Großkraftwerke aufgewachsen waren, fehlte offensichtlich jede Motivation und Inspiration zur Entwicklung einer neuen Technologie. Man darf also gespannt sein, ob Rosatom eher zum Umdenken in der Lage ist.