"Direkt aus 'Blade Runner 2049'"

San FRancisco am 9. September. Bild: Christopher Michel/CC BY-2.0

Die Großbrände im Westen der USA weiten sich immer stärker aus. Laut dem Bericht einer US-Regulierungsbehörde bedroht der Klimawandel die Stabilität der Finanzmärkte

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Von der Sonne aus gezählt ist der Mars der vierte Planet in unserem Sonnensystem. Unter den sichtbaren Himmelskörpern sticht der Mars durch seine auffällige Färbung hervor: Ein Mantel aus Eisenoxid-Staub, ein Stoff, der mit Rost verwandt ist, verleiht dem Planeten seinen markanten roten Ton. Deswegen wird der Mars oft als "Roter Planet" bezeichnet.

Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, wie eine rotgefärbte Atmosphäre aus der Nähe aussieht, könnte dieser Tage nach Kalifornien fliegen — wenn er es denn könnte, was aufgrund der Reisebeschränkungen wegen COVID-19 erschwert ist. Teile des amerikanischen Bundesstaates liegen seit Tagen unter einer Rauchglocke, die der Luft insbesondere der Bay Area um San Francisco einen rötlichen Schimmer verleihen.

Beobachter vor Ort vergleichen den Himmel über San Francisco mit Bildern aus dem Film "Blade Runner 2049", dem "Sequel" des Regisseurs Denis Villeneuve zum Klassiker von Ridley Scott aus dem Jahr 1982. "2049" spielt nicht auf dem Mars, sondern in den Ruinen von Las Vegas in der Mitte des 21. Jahrhunderts.

"Dies ist nicht normal"

"Direkt aus 'Blade Runner 2049'", schreibt Joel Beall auf Twitter über Bildern eines roten Himmels. Und Jason Kilar schreibt, über dem Foto einer von Wolken verhüllten orangefarbenen Szene, die kurz vor Sonnenuntergang sich zuzutragen scheint: "Dies ist nicht normal. 12.15 Uhr mittags hier in Kalifornien..

Der Nationale Wetterdienst versucht, das Phänomen plausibel zu machen. "Geocolor-Bilder zeigen eine sehr dicke mehrlagige Rauchdecke über einem Großteil von Kalifornien", so der National Weather Service. "Dieser Rauch filtert die von der Sonne einfallende Energie und verursacht in vielen Gegenden viel kühlere Temperaturen und einen dunklen, trostlosen, roten Himmel."

Allerdings befindet sich nicht nur Rauch in der Luft, in San Francisco, Berkeley, Oakland und anderswo, sondern auch Asche. "Es fühlt sich unheimlich, apokalyptisch und beängstigend an", sagt Michelle McKeowan. "Ich lebe seit 1988 in der Bay Area und habe noch nie eine solche Untergangsstimmung am Himmel erlebt." Selbst in manchen Teilen Südkaliforniens, so die Los Angeles Times, regne Asche vom Himmel.

Die Zahl der Waldbrände in den westlichen USA, von Texas nach Kalifornien, bis nach Oregon und Washington, die hinter all dem stehen, geht mittlerweile in die hunderte. Allein in Oregon kämpfen die Feuerwehren aktuell gegen Dutzende von Feuern, die sich in wenigen Tagen explosionsartig vergrößert haben.

"In den letzten 24 Stunden hat Oregon beispiellose Brände mit verheerenden Folgen im gesamten Bundesstaat erlebt", erklärte Gouverneurin Kate Brown am Mittwoch. "Unsere oberste Priorität ist derzeit die Rettung von Leben. Dies könnte der größte Verlust an Menschenleben und Eigentum aufgrund von Waldbränden in der Geschichte unseres Bundesstaates sein."

Bereits mehrere Ortschaften in Oregon wurden größtenteils zerstört. Für ganze Gegenden wurde von den Behörden die Evakuierung angeordnet. "Ich war neun Jahre in der Feuerwehr", sagt Richard Swinger, ein Betroffener. "Nein, so etwas habe ich noch nie gesehen, wie sich das Feuer verhält, wie groß es ist, ja, es ist enorm." Luftaufnahmen örtlicher Nachrichtenstationen zeigen deutlich das Ausmaß des Problems.

Unterdessen hat sich in Kalifornien nordöstlich von San Francisco allein am Mittwoch ein Waldbrand um 40 Kilometer ausgebreitet und dabei über eintausend Quadratkilometer Fläche erfasst. Ein Großfeuer in Monterey County habe sich über Nacht in seiner Größe verdoppelt.

Cal Fire erklärt, sowohl bereits bestehende als auch neue Brände verhielten sich extrem und würden sich stark ausweiten (Es fühlte sich an, als würden wir in einem Ofen sitzen). Einer der derzeit größten Brände in Kalifornien, das "Creek Fire", das am vergangenen Wochenende dramatische Evakuierungsmaßnahmen auslöste, nachdem mehr als 200 Menschen hinter einer Feuerwand eingeschlossen waren, ist noch immer völlig außer Kontrolle. Laut Informationen von Cal Fire hat allein dieses Feuer mittlerweile eine Fläche von 70.000 Hektar erfasst und steht noch immer zu null Prozent unter Kontrolle.

Klimarisiken: Der Klimawandel bedroht die Finanzmärkte

Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, erklärte, dass sein Bundesstaat unter ungewöhnlichen Wetterzyklen leide, die durch globale Erwärmung verursacht würden. Er habe keine Geduld mehr mit denjenigen, die den Klimawandel leugnen. Diese Einstellung, so Newsom, sei völlig inkonsistent mit der Realität.

Ein aktueller Bericht, der im Auftrag der für die Regulierung der Futures- und Optionsmärkte in den USA zuständigen Behörde erstellt wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Klimawandel die amerikanischen Finanzmärkte bedroht. Die Kosten für Brände, Stürme, Trockenheit und Hochwasser hätten Auswirkungen auf die Versicherungs- und Hypothekenmärkte, auf Pensionsfonds und andere Finanzinstitutionen.

"Eine Welt, die von häufigen und verheerenden Schocks durch den Klimawandel heimgesucht wird", so der in dieser Woche veröffentlichte Bericht mit dem Titel "Management des Klimarisikos im Finanzsystem", "kann die grundlegenden Bedingungen für unser Finanzsystem nicht aufrechterhalten" (U.S. Commodity Futures Trading Commission 2020, S. 2).