Donald Trump nennt "Little Michael" Bloomberg seinen Wunschherausforderer
Mit dem Start der Kampagne "Black Voices for Trump" bemüht sich der Präsident um enttäuschte Ex-Wähler der Demokraten
Gestern früh bestätigte der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg einem Bericht der New York Times und reichte fristgerecht die für die Teilnahme an der Präsidentschaftsvorwahlen im US-Bundesstaat Alabama nötigen Unterschriften von Unterstützern ein (vgl. New York Times: Michael Bloomberg sammelt Unterschriften für Kandidatur). Anderen Medienberichten nach sollen demnächst unter anderem Unterschriften für Arkansas, Florida, Kalifornien, New Hampshire und Texas folgen. Auch in diesen Bundesstaaten laufen die Bewerbungsfristen bald ab.
US-Präsident Donald Trump meinte dazu, er glaube, dass Bloomberg zwar Joseph Biden schaden, aber nicht die Vorwahlen gewinnen werde, weil ihm dazu der "Zauber" fehle. Würde er wider dieser Erwartung doch gewinnen, dann wäre Trump seinen eigenen Angaben nach "glücklich", weil er gegen niemand lieber antreten würde als gegen den "kleinen Michael". Den kenne er nun schon lange Zeit und "ziemlich gut" - und er wisse, dass er "einige persönliche Probleme" und "eine Menge anderer Probleme" habe: "richtig große Sachen". Ins Detail ging Trump dabei aber nicht, sondern prophezeite stattdessen, Bloomberg werde in einem Wahlkampf "eine Menge Geld ausgeben".
Noch viel reicher als Trump
Das kann er auch, weil er seiner Rivalin Elizabeth Warren zufolge mit 52 Milliarden Dollar über deutlich mehr Geld verfügt als der nur geschätzte drei bis vier Milliarden Dollar schwere amtierende US-Präsident. Eine Person aus Bloombergs Umfeld verriet dem Portal Axios angeblich, dass der 77-Jährige von diesem Geld "so viel wie nötig" für den Wahlkampf einsetzen will: "Was immer es braucht, um Donald Trump zu besiegen". Damit werde Bloomberg dann einen Wahlkampf führen, "wie wir ihn noch nie zuvor gesehen haben".
Die New York Times hatte am Donnerstag berichtet, Bloomberg steige vor allem deshalb in das Rennen ein, weil er nicht glaube, dass einer der aktuellen Bewerber bei den Demokraten das Zeug hat, den Amtsinhaber zu besiegen. Am Tag davor war eine Erhebung der Monmouth University erschienen, die registrierte Wähler gefragt hatte, welche potenziellen Präsidentschaftskandidaten sie positiv und welche sie negativ beurteilen. Dabei war herausgekommen dass der Amtsinhaber zwar mit 54 zu 44 Prozent überwiegend negativ beurteilt wird - aber seine Demokratischen Herausforderer sind nicht unbedingt beliebter.
Joseph Biden etwa beurteilen zwar nur 50 Prozent negativ, aber auch nur 43 Prozent positiv. Elizabeth Warren liegt einen Punkt unter Bidens Positiv- und sechs Punkte unter dessen Negativanteil. Bernie Sanders lehnen mit 54 Prozent genau so viele Amerikaner ab wie Donald Trump - aber nur 41 Prozent schätzen ihn explizit. Und Kandidaten wie Kamala Harris spielen mit 46 Prozent nur bei der Ablehnung oben mit - aber mit nur 27 Prozent ganz klar nicht bei der Zustimmung.
Besonders bemerkenswert an den neuen Monmouth-Zahlen ist, dass sich Trumps Werte trotz der viel Medienaufmerksamkeit erzeugenden Amtsenthebungsbemühungen der Demokraten seit der letzten Erhebung aus dem September (wo er auf 43 Prozent Zustimmung zu 56 Prozent Ablehnung kam) nicht verschlechtert, sondern leicht verbessert haben - während die von Joseph Biden (der damals bei 46 Prozent Zustimmung und nur 45 Prozent Ablehnung lag) sehr deutlich in den Keller gingen.
Offene Flanke der Demokraten
Während sich die Demokraten um seine Amtsenthebung bemühen, wendet sich Trump der nächsten offenen Flanke dieser Partei zu (nach der 2016 zu einem beträchtlichen Teil zu ihm abgewanderten Arbeiterschaft im Rust Belt). Dazu reiste er am Freitag zum Start der Kampagne "Black Voices for Trump" in den tiefen Süden - nach Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, wo er sich mit Sprechchören und Reden von schwarzen Prominenten wie Kentuckys erstem schwarzen Generalstaatsanwalt Daniel Cameron und den zensierten YouTube-Stars Diamond and Silk feiern ließ (vgl. Facebook, Google und Twitter verweigern Erscheinen vor Zensurausschuss).
Selbstverständlich lobte sich Trump dabei auch selbst und hob unter anderem hervor, dass die Arbeitslosigkeit von Schwarzen unter ihm auf einen historischen Tiefstand sank. In seiner nächsten Amtszeit will er sich unter anderem der Bekämpfung von Gewaltkriminalität widmen, unter der Afro-Amerikaner besonders stark leiden (vgl. Whose Black Lives Matter?). In diesem Zusammenhang wiederholte er den Slogan, mit dem er bereits 2016 um schwarze Wähler warb: "Was zur Hölle habt ihr zu verlieren, [wenn ihr einen Republikaner wählt]?"
Die Demokraten nahmen schwarze Stimmen seinen Worten nach viel zu lange als selbstverständlich hin. Als Stimmen, mit denen sie sicher rechnen konnten, auch wenn ihre Politik faktisch dazu führte, dass sich die Lebensverhältnisse dieser Wähler immer weiter verschlechterten. Nun sei es an der Zeit, den sich alle vier Jahre wiederholenden Versprechungen dieser Partei nicht mehr zu glauben.
Bereits vor einem Monat hatte der Präsident auf einer großen Veranstaltung für schwarze Führungskräfte durchblicken lassen, wie sehr er auf diese für die Republikaner häufig neuen Wähler setzt. Dort war unter anderem Candace Owens aufgetreten - das "Gesicht" der jungen schwarzen Konservativen in den USA. Sie prägte neben Kanye West den Hashtag "#Blexit", der für die Abwendung schwarzer Wähler von den Demokraten steht.
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