Drei US-Flugzeugträger vor Nordkorea
Vor seinem Besuch in Südkorea und China setzt Donald Trump wieder auf eine Machtdemonstration - oder ist anderes geplant?
Man muss nicht immer wild spekulieren, wenn Truppen konzentriert werden. Wenn das Pentagon nun allerdings neben den bereits vor Ort befindlichen U-Booten, strategischen Bombern, Drohnen und Kriegsschiffen sowie den fast 30.000 permanent stationierten Soldaten drei Flugzeugträger mit ihren Kampfgeschwadern, also die bislang größte Armada, vor der koreanischen Halbinsel zusammenzieht, muss man den Schluss ziehen, dass Donald Trump und seine Berater etwas planen. Das dürfte vermutlich über erneute Drohgebärden hinausgehen, die die USA schon des Öfteren gemacht haben, ohne Nordkorea zu Veränderungen seines Verhaltens zu bringen.
Man wird sich auch erinnern, dass Trump Anfang Oktober seinen Außenminister Tillerson mit einem seiner Tweets düpierte, in dem er erklärte, dass Gespräche mit Kim Jong-un nichts bringen. Er solle seine Energie sparen: "Wir machen, was gemacht werden muss." Und er fügte dem - nach einiger Zeit des Nachdenkens? - hinzu, dass er eine Lösung wisse, wie man mit dem kleinen Raketenmann umgehen müsse: "Nett zum Raketenmann zu sein, hat 25 Jahre lange nicht funktioniert, warum sollte es dies jetzt? Clinton scheiterte, Bush scheiterte und Obama scheiterte. Ich werde nicht scheitern."
Damals wurde aus südkoreanischen Kreisen gemunkelt, dass Trump erneut plane, eine Armada vor Nordkorea aufzufahren (Trump erklärt, er werde das Problem mit dem kleinen Raketenmann lösen). Am 7. Oktober meinte er erneut, es mache keinen Sinn so weiterzumachen und sich zum Deppen machen zu lassen: "Sorry, aber nur ein Ding wird funktionieren." Was das sei, sagte er freilich nicht. Am 9. Oktober kam ein weiteres Tweet. Die USA hätten 25 Jahre lang Milliarden ausgegeben und nichts dafür erhalten: "Die Politik funktionierte nicht." Dazwischen beklagt sich der Präsident immer wieder über die Fake Media, ohne die er freilich nicht den Resonanzraum hätte.
Möglicherweise schickt Trump, der Nordkorea schon einmal "totale Zerstörung" angedroht hatte, auch nur seine Armada voraus, bevor er selbst am 7. und 8. November Südkorea und anschließend China besucht. Es gibt in Südkorea vereinzelte Proteste gegen Trump, die neue Regierung hatte zunächst auf Dialog gesetzt und ist angesichts der dauernden Provokationen mit Raketen- und Atomwaffentests wieder bei der alten Politik der militärischen Stärke gelandet. Auch die erneute Stationierung von strategischen Waffen in Südkorea wurde wieder vereiunbart.
Selbst wenn die Flugzeugträger nur einschüchtern sollen, dürfte er, der außenpolitisch noch nichts erreicht hat, einen Punkt setzen wollen. Falls Trump tatsächlich einen Angriff auf Nordkorea oder einen Sturz von dessen Führung plant, muss wohl mit einem atomaren Schlag Nordkoreas gerechnet werden. Die Frage ist, ob das US-Raketenabwehrsystem diesen abwehren kann. Gegen Widerstand in der Bevölkerung wurde bereits das bodengestützte THAAD-System in Südkorea installiert. Auf Kriegsschiffen der USA, Japans und Südkoreas befindet sich das Aegis-System. Beide Abwehrsysteme wurden nur getestet, ob sie auch unter Kriegsbedingungen wirksam sind, bleibt abzuwarten.
Jetzt also kommt nicht nur der Flugzeugträger USS Ronald Reagan (CVN-76), sondern USS Theodore Roosevelt (CVN-71) aus dem Osten und USS Nimitz (CVN-68), der seit Juli an den Kämpfen gegen den IS vor allem in Syrien teilgenommen hatte. Nach Angaben der Navy besucht Nimitz einen Hafen und nimmt an Übungen teil. USS Theodore Roosevelt, der seit 23. Oktober mit seinem Geschwader aus vier weiteren Kampfschiffen nach der Abfahrt von San Diego im Operationsgebiet der 7th Fleet eingetroffen ist, soll auch Häfen besuchen und an "Sicherheitsoperationen" teilnehmen. Kommandeur Carlos Sardiello meinte sybillinisch, man sei "auf das volle Spektrum möglicher Missionen von humanitärer Hilfe bis zu Kampfeinsätzen vorbereitet." Kriegsschiffe der 7th Fleet haben gerade gemeinsame Übungen mit der südkoreanischen und der japanischen Armee durchgeführt (Nach erneuter Kollision legt die US Navy eine "operative Pause" ein).
Die 7th Fleet hatte kürzlich einige Probleme mit Kollisionen mit anderen Schiffen, was zu großer Aufregung führte. Spekuliert wurde, dass womöglich die Radar- und Steuerungssysteme - von Nordkorea oder China - gehackt worden sein könnte. Die Navy sah Kommando- und Mannschaftsprobleme dahinter.
Nordkorea fordert, um in einen Dialog einzutreten, den Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Südkorea oder zumindest das Ende der mehr oder weniger dauernd zur Abschreckung stattfindenden Militärübungen. China und Russland haben für einen Dialog nicht uneigennützig vorgeschlagen, dass eine Beendigung der Manöver das Angebot für eine Abrüstung der Atomwaffen und der Raketen sein könnte.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.