Drogenspürhunde sollen umlernen

Nach der Legalisierung von Marihuana im US-Bundesstaat Washington fürchten Behörden juristische Probleme

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Am 6. November 2012 entschieden sich die Bürger bei einer Volksabstimmung im US-Bundesstaat dafür, Marihuana weitgehend zu legalisieren. Dazu sollen mit Hilfe von Beratern auch Anbau und Handel staatlich lizenziert werden. Für die Polizeibehörden bringt dies Änderungen in ihren Arbeitsabläufen mit sich. Beantragten sie beispielsweise einen Hausdurchsuchungsbeschluss, dann ist eine wichtige Methode dazu das Anschlagen eines Drogenspürhundes vor der Haustür, das als Indiz dafür gewertet wird, dass sich in der Wohnung illegale Substanzen befinden.

Ob es sich dabei um wie Kokain, Crack, Heroin oder Methamphetamin handelte, spielte früher keine Rolle: Alle diese Substanzen waren verboten und die meisten Drogenspürhunde wurden operant auf den Geruch aller dieser Stoffe konditioniert. Erschnüffeln sie nur einen davon, dann geben sie Laut. Nun streiten Behörden und Rechtswissenschaftler darüber, was das Anschlagen eines auch auf Marihuana trainierten Drogenspürhundes aussagt und ob ein Gericht damit noch einen Durchsuchungsbeschluss rechtfertigen kann.

Auf Explosivstoffe trainierter Spürhund der U.S. Air Force. Foto: Senior Airman Brett Clashman, U.S. Air Force.

Der Verband der Staatsanwälte vertrat in einem Memo vom Dezember die Meinung, es gebe zwar gewisse Einschränkungen beim Einsatz solcher Hunde, aber ein grundsätzliches Hindernis für den Erlass eines Durchsuchungsbeschlusses bestehe nicht. Einzelne Staatsanwälte wie Mark Lindquist aus Pierce County sind da vorsichtiger: Er empfiehlt Polizeibehörden, nur junge Hunde einzusetzen, die so trainiert sind, dass sie nicht auf Marihuana anschlagen. Davon gibt es im Bundesstaat Washington bislang aber nur sehr wenige - zum Beispiel den 19 Monate alten Dusty, den die Polizei von Bremerton bei Seattle stolz der Presse vorführt, wie er lautlos an vollen Marihuanarohren vorbeiläuft und bei Methamphetamin sofort anschlägt.

Weil es lange dauert, bis alle auf Marihuana abgerichteten "Kaisers" und "Hulks" durch neue Dustys, ersetzt wurden, versuchen manche Polizeibehörden ihre Hunde neu zu konditionieren und ihnen die typischen Reaktionen beim Erschnüffeln von Marihuanageruch abzugewöhnen. Das würde nicht nur den Beweiswert des Bellens und Ziehens vor einer Haustür deutlich steigern - es würde auch dafür sorgen, dass die Polizei keine knappen Ressourcen auf legale Substanzen verschwendet, sondern sich auf Crack, Kokain, Heroin und Methamphetamin konzentrieren kann. Allerdings ist umstritten, inwieweit sich Hunde eine in ihrer Jugend vorgenommene Konditionierung wirklich zuverlässig abgewöhnen lassen.

Andere Polizeibehörden im Bundesstaat gehen bewusst einen anderen Weg und trainieren auch ihre neuen Polizeihunde trotz der neuen Zertifizierungsrichtlinien der Washington State Criminal Justice Training Commission noch auf Marihuana. Sie argumentieren damit, dass der Besitz von mehr als 28,35 Gramm Cannabis weiterhin illegal bleibt, wenn die betreffende Person keine staatliche Lizenz zum Anbau, zur Verarbeitung der Substanz oder zum Handel damit hat. Allerdings bezweifeln Experten, dass von der Reaktion der Hunde halbwegs zuverlässig auf die vorhandene Menge einer illegalen Ware geschlossen werden kann, weshalb sich die Zukunft der Washingtoner Polizeihunde wahrscheinlich erst auf dem Weg durch die Gerichtsinstanzen entscheiden wird.

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