Drohnen über der Expo.02

An der Schweizer Landesausstellung Expo.02 werden Aufklärungsdrohnen eingesetzt - nur zu "Demonstrationszwecken"

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Das Aufklärungsdrohnensystem ADS-95 Ranger der Schweizer Armee kommt schon bald wieder zum Einsatz. Im Rahmen der Expo.02 liefern die unbemannten Flugobjekte Luftbilder der vier Ausstellungsstandorte.

Eigentlich hätten die Aufklärungsdrohnen der Schweizer Armee zur Überwachung der 1. Mai Demonstrationen in Zürich eingesetzt werden sollen (Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer unversehrt). Das Militärdepartement hatte diesen subsidiären Einsatz bereits Ende März genehmigt, doch die Polizeidirektorin der Stadt Zürich blies ein paar Tage zuvor kurzfristig zum Rückzug: zu teuer. So setzte man in altbewährter Manier auf "human intelligence" und ließ Polizisten in Zivil die Aufklärungsarbeit verrichten.

Bald können die Drohen aber doch noch bestaunt werden. Als Beitrag der Schweizer Armee zur Landesausstellung Expo.02 werden die Unmanned Aerial Vehicles UAV über den vier dezentralen Expo-Standorten kreisend Bilder schiessen, die dann den interessierten Besuchern präsentiert werden. Der Luftwaffe ist es offenbar ein Anliegen zu betonen, dass mit den Drohnenflügen keinerlei Überwachung der Ausstellungsbesucher betrieben werde. "Man kann auf den Bildern lediglich Ansammlungen, respektive Einzelpersonen im Umriss erkennen", so Luftwaffen-Sprecher Jürg Nussbaum gegenüber Telepolis. Technisch sei es gar nicht möglich, einzelne Personen so zu erkennen, dass man sagen könne, um wen es sich handle. In diesem Fall wird es "technisch nicht möglich sein", bei anderen zivilen Einsätzen waren die ADS-95 Ranger Drohnen durchaus mit Sperberblick unterwegs. Etwa als im Frühjahr 1997 in einem Waldbrandgebiet Glutnester mittels Infrarot geortet werden konnten.

In den vergangenen Jahren hat das von einem schweizerisch-israelischen Industriekonsortium entwickelte Aufklärungssystem verschiedentlich für negative Schlagzeilen gesorgt. So stellte sich heraus, dass die Steuerung und Datenübermittlung zwischen Flugobjekt und Bodenstation auf der selben Frequenz geschieht, die auch das Mobilfunknetz der dritten Generation benutzt. Man habe 1988 bei der Frequenzzuteilung für militärische Zwecke noch nicht gewusst, dass es dereinst UMTS geben werde, so die Erklärung für die Überschneidung. Es resultierten 75 Millionen Franken an Mehrkosten für die inzwischen erfolgte Umrüstung der Drohnen.

Der Beschaffungskredit für die vier Systeme zu je sieben Flugkörpern lag bei 350 Millionen Franken. Bei der offiziellen Übergabe des weiterentwickelten Systems im letzten Dezember, strich der Direktor der bei der Produktion federführenden Israel Aircraft Industries (IAI) hervor, dass die Schweiz nun auch zum "exklusiven und auserwählten Kreis" der IAI UAV Nutzer zählen könne. Und das schmeicheln ging noch weiter: "Switzerland is one of the most advanced and capable countries in Europe and the world in the field of UAV operations and the only country in Europe to allow the use of UAVs in populated areas." Einfach hoffen, dass keines der UAVs über der Expo.02 den Geist aufgibt. Auch Abstürze von Schweizer Drohnen gab es nämlich schon gelegentlich.